Erkrath Bahn lässt Millrath hängen

Erkrath · Am S-Bahnhof wird es weiter einen Höhenunterschied geben. Politiker sind verärgert.

 Für bequemes Ein- und Aussteigen wie hier am Bahnhof Hochdahl müssen Bahn und Bahnsteigkante auf gleicher Höhe sein.

Für bequemes Ein- und Aussteigen wie hier am Bahnhof Hochdahl müssen Bahn und Bahnsteigkante auf gleicher Höhe sein.

Foto: dietrich janicki

Eine Modernisierung des Bahnsteigs am S-Bahn-Haltepunkt Hochdahl-Millrath ist nicht in Sicht. Währen Hochdahl-S schon 2017 fertig sein soll und Erkrath-S in der Modernisierungsoffensive III (MOF III) bis 2023 berücksichtigt wird, guckt Millrath in die Röhre.

Die Politik ist entsetzt. Hintergrund: im Februar unterzeichneten das Land NRW, die Deutsche Bahn AG und die Verkehrsverbände eine Vereinbarung zur Modernisierung von 106 Bahnhöfen in NRW (MOF III). Dabei geht es um senioren- und behindertengerechten Umbau, Modernisierung und bessere Fahrtgastinformationssysteme. Der VRR hatte 2014 neue Züge angeschafft, die eine niedrigere Einstiegshöhe besitzen und mit vielen Bahnsteigen nicht mehr kompatibel sind. Bahnsteige, die heute 96 Zentimeter hoch sind, sollen auf 76 Zentimeter abgesenkt werden. Im Kreis Mettmann sind die Bahnhöfe Erkrath-S, Gruiten und Haan in MOF 3 zur Modernisierung vorgesehen.

Beigeordneter Fabian Schmidt überbrachte die schlechte Nachricht dem Ausschuss für Planung, Umwelt und Verkehr am Dienstag, nachdem er zusammen mit Bürgermeister Christoph Schultz und MdL Manfred Krick an einem Themengespräch im Landtag teilgenommen hatte. Darin erklärte VRR-Vorstand Martin Husmann, dass insgesamt 160 Millionen Euro in MOF III investiert werden sollen und sich die Arbeiten wegen MOF II noch etwas hinzögen. Wegen eines dreijährigen Vorlaufs für die Streckensperrung könne frühestens 2019 mit dem Umbau der drei Bahnhöfe begonnen werden. Bernhard Osterwind (BmU) murmelte immer wieder "unglaublich" und nannte es "einen Skandal", dass Millrath nicht berücksichtigt werde. Wilfried Schmidt (CDU) hielt die Entscheidung für "nicht akzeptabel". Osterwind erinnerte daran, dass der Bau der kompletten Strecke der S8 von Hagen bis Mönchengladbach seinerzeit nur acht Jahre gedauert habe. Daran gemessen sei es nicht einzusehen, dass ein einzelner Bahnsteig nicht einmal bis 2023 umgebaut werden könne. "Es wurden zur Unzeit die falschen Züge angeschafft" sagte Osterwind weiter.

Nun ist es so, dass die Bahnsteige der Linie S8 von Anfang an unterschiedlich Höhen hatten. Diejenigen mit 76 Zentimetern waren mit den alten Zügen nicht kompatibel, kommen aber nun in den Genuss der neuen Züge. Die mit 96 Zentimetern Höhe boten früher einen ebenerdigen Einstieg, heute nicht mehr. Rolf Steuber (FDP) merkte süffisant an, dass, wenn nichts getan wird und weiterhin neue Züge gekauft würden, Millrath in 30 Jahren wieder auf der Gewinnerseite stehen werde.

Doch das Hin und Her soll bald ein Ende haben. Europaweit werde eine Norm von 76 Zentimeter Bahnsteighöhe angestrebt, erklärte Uli Schimschock (SPD). Leider sei es aber schwieriger, Bahnsteige abzusenken als oben etwas draufzupacken. Der Seniorenrat schlug vor, eine Absenkung in Millrath nur für eine Zugtür durchzuführen. Fabian Schmidt berichtete, die neuen Züge hätten Rampen, die Behinderte sich auf Anfrage beim Zugführer ausfahren lassen könnten. Das erschien den meisten wenig praktikabel.

Thomas Spiritus (BmU) nannte die Situation "klassisch tragisch" und regte an, dass sich Erkrath mit anderen betroffenen Kommunen zusammensetzen solle, um gemeinsam für das Recht auf behindertengerechte Bahnsteige zu kämpfen. "Ich denke schon, dass wir da Einfluss haben" sagte Spiritus.

(tpp)
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