Erkrath Beifall für neuinszenierten Shakespeare-Klassiker

Erkrath · Regionalprojekt "Hamlet 2012" gastierte in der Stadthalle. Der Erlös ging an den Förderverein MS-Treff Erkrath.

 Orlando Schenks Interpretation von Hamlet traf den Geschmack des Erkrather Publikums.

Orlando Schenks Interpretation von Hamlet traf den Geschmack des Erkrather Publikums.

Foto: Dietrich Janicki

Hätte Ophelia (Melissa Pohlmann) besser auf ihren Vater Polonius (Achim Brock) gehört anstelle an Hamlets (Marc-Oliver Teschke) Schwüren zu verzweifeln, viel wäre ihr erspart geblieben. Aber auch in Orlando Schenks Interpretation des Shakespeare-Klassikers "Hamlet" nimmt die altbekannte Geschichte ihren Lauf. "Räch' seinen unnatürlichen und üblen Mord!", fordert der ominöse Geist, der Hamlets Vater ist. Der sensible Dänenprinz tut, wie ihm geheißen.

Das löst eine wahre Dramenkette aus. Und deshalb sind am Ende außer Horatio (Bernd Moritz) eigentlich alle tot. In einer Benefizaufführung für den Förderverein MS-Treff Erkrath gastierte das Regionalprojekt "Hamlet 2012" in der Stadthalle. Bis auf wenige Plätze nahezu ausverkauft, erlebten die Zuschauer, darunter auch die stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Lahnstein (SPD), ein Theaterstück mit viel Live-Musik vom NRW Brass Orchester.

"Ich kenne das Stück in- und auswendig. Aber es ist für den guten Zweck, da bin ich gerne dabei", sagte Christiane Schulze. Schauplatz der Tragödie ist das Schloss Helsingör, Dänemark. Den vom Band eingespielten vielen kalten Windböen nach zu urteilen ist es die kalte Jahreszeit, in der das Stück beginnt. Onkel und Neu-Steifvater Claudius (André Klem) hat offensichtlich seinen Bruder, Hamlets Vater, umgebracht, um selbst Dänenchef zu werden.

Mutter Gertrude (Beate Heinze) ist mindestens Mitwisserin, wenn nicht sogar Mittäterin. Nun ist Hamlet gefordert. Seinen berühmten Monolog "Sein oder Nichtsein", in dem er über den Sinn des Lebens und seine Gestaltungsmöglichkeiten nachdenkt, wird in Schenks Interpretation en passant aufgesagt. Reichlich und regelmäßig galoppiert die Schwarz gekleidete Titelfigur über die Bühne sowie einen in die ersten Sitzreihen des Publikums hineinragenden Laufsteg. Vier muschelähnliche, bewegliche und in verschiedenen Lichtstimmungen beleuchtete Stelen markieren die verschiedenen Schauplätze. Eine kleine Rampe und wenig Mobiliar komplettieren das Bühnenbild. Wann immer kurze Umbauphasen und Szenenwechsel sind, greift das Ensemble der Blechbläser ein und untermalt mit meist dramatischen Tönen das Geschehen.

"Mehr Inhalt, weniger Kunst", fordert Neu- und Altkönigin Gertrude an einer Stelle. Übertragen aufs Publikum pflichtete offensichtlich keiner ihrer Forderung bei. Die kunstvolle und nicht immer unanstrengende Verschraubung von Text mit Musik sowie die Verknüpfung verschiedener Aspekte zwischen Familientragödie, existenzieller Not und der Durchschreitung metaphorischer Pforten gefiel offensichtlich. Der Schlussapplaus jedenfalls war stark. "Eine stimmungsvolle Sache ohne Effekthascherei", lobte Caroline Barth.

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