Erkrath Bibelkursus erforscht den Tod

Erkrath · Rund 200 Teilnehmer kamen zum Forum von Pfarrer Ludwin Seiwert.

Die Teilnehmer des Hochdahler Bibelkursus' haben sich für dieses Semester vorgenommen, das für das Christsein grundlegende Apostolikum Vers für Vers durchzuarbeiten. Angekommen sind sie in der Mitte des Textes bei der Formulierung "hinabgestiegen in das Reich des Todes". Dabei sei es doch beachtlich, meinte Kursleiter Ludwin Seiwert jüngst vor knapp zweihundert Hörern in der Kirche Heilig Geist, dass jenes unbekannte Todesreich in die knappen Zeilen überhaupt Eingang fand.

Dagegen seien zentrale Bestandteile des Katholizismus wie die Himmelfahrt der Gottesmutter, die Erbsünde, die sieben Sakramente oder der Papst schließlich gänzlich unerwähnt geblieben. Tod und Leben zusammen zu denken, sei jedoch gute christliche Tradition. Seiwert verwies auf das "drastische Zeichen" des Aschermittwochskreuzes, welches mit den Worten "Bedenke Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst." ausgeteilt wird. Für Jesus, der das Reich Gottes in unzähligen Gleichnissen beschrieb, sei das Reich des Todes kein Thema gewesen. Seit der Formulierung des Apostolischen Glaubensbekenntnis zur Zeit Karl des Großen deuten Menschen das aber unterschiedlich.

Seiwert stellte zwei Texte moderner französischer Autoren vor, in denen sich unsere zeitgenössische Sicht zeige. Albert Camus nannte den Tod in seinen 1938 geschriebenen Essays "ein schreckliches und schmutziges Abenteuer". Seine Haltung war todesverachtend; nicht im Sinne von Leichtsinnigkeit, sondern gespeist durch unbändige Freude am Leben. Jean Cocteau sah den Tod in seinem Roman "Die große Kluft" von 1923 als zweifelnde, ambivalente und missverstandene Figur. Der Tod erscheint heute als etwas Fremdes, dessen Ankunft uns unangenehm irritiert. Dem gegenüber stellte Seiwert erneut zwei Kunstwerke, die ältere Erklärungsmuster beschreiben. Das Buchmalereibild "Christus öffnet das Totenreich" des aus dem 12. Jahrhundert stammenden Albani-Psalter zeigt die Verstorbenen im feurigen Rachen eines Drachen gefangen. Jesus rettet sie, indem er die mächtige Eingangspforte stürmt.

Entnommen ist diese Darstellung des Gottessohnes als Befreier des Todesreiches wohl dem Nikodemus-Evangelium aus dem 5. Jahrhundert. Darin übergibt Jesus den finsteren Satan letztlich in die Obhut des Herrschers der Unterwelt Hades: "Nimm ihn und halte ihn fest bis zu meiner zweiten Ankunft!"

Jesus hat demnach die Macht, die für Menschen eigentlich unüberbrückbaren Gegensätze zwischen Tod und Leben aufzuheben. "Muss ich denn nun Angst vor dem Tod haben?", fragte eine Kursbesucherin. Seiwerts Antwort: "Man muss keine Angst vor dem Sterben haben, aber man muss auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn man Angst vor dem Sterben hat. Man darf mit ganz viel Hoffnung leben."

(lard)
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