Erkrath Bürgergärten: Bei der Stadt ha(r)kt es

Erkrath · Grüne und Bürger mit Umweltverantwortung fordern "Urban Farming" für Erkrath. Stadt winkt ab: Zuviel zu tun.

 Im "Elisabethsgarten" von Schloss Benrath gedeihen 50 alte Gemüsesorten in 120 Pflanzkisten, gepflegt von Gartenfreunden.

Im "Elisabethsgarten" von Schloss Benrath gedeihen 50 alte Gemüsesorten in 120 Pflanzkisten, gepflegt von Gartenfreunden.

Foto: Christoph Goettert

Es hätte alles so schön sein können: Salat in Hochbeeten im Bavierpark, Pflaumen- und Birnbäume am Stadtweiher und Tomatengewächshäuser auf der Neanderhöhe. Ernten könnten alle. "Urban Farming" (gärtnern in der Stadt) nennt sich eine neue Welle, von der Grüne und die Bürger mit Umweltverantwortung (BmU) gerne hätten, dass sie auch die Stadt Erkrath erfasst. Aber die Stadtverwaltung winkt ab: Zuviel zu tun. Auch wenn das Projekt im Stadtentwicklungskonzept festgeschrieben sei, so habe es doch die geringste Priorität. Mit Konzepten für die Hildener- und die Hauptstraße, mit Stadtmarketing und Klimaschutzgesetz sei das Personal im Rathaus ausgeastet, zumal man dort auch immer noch mit den Folgen des Orkan Ela zu tun habe.

Reinhard Knitsch, Fraktionssprecher der Grünen, hat dafür wenig Verständnis. "Wir haben für Urban Gardening 5000 Euro im Haushalt stehen. Die Stadt soll den Bürgern ja nur die öffentlichen Grundstücke benennen, auf denen sie gemeinsam Obst oder Gemüse anbauen können. Sie müsste nur den Anschub geben." VHS und das Naturschutzzentrum Bruchhausen säßen schon mit im Boot. Lediglich ein öffentlicher Aufruf wäre nötig, um sie zu aktivieren. Um alles weitere wie Pflanzenauswahl und Pflege sollen sich die Bürger selbst kümmern. Schließlich sind sie ja auch die Nutznießer des öffentlichen Anbaus. "Es geht uns vor allem auch um die sozialen Kontakte, die die Menschen beim gemeinsam Gärtnern knüpfen können", sagt Knitsch.

Auch Bernhard Osterwind von der BmU hatte sich in der Vergangenheit schon für "mehr Bäume mit essbaren Früchten im Stadtbild" stark gemacht. In einem kleinen Werbefilmchen für seine Partei fordert er unterm wilden Pflaumenbau in Millrath sitzend, dass Kinder wieder Kartoffeln wachsen sehen und Blumen auf öffentlichen Grundstücken wachsen, wo jeder sie pflücken darf. "Ich kann mir vorstellen, dass viele Ehrenamtler beim Gärtnern mitmachen", hatte Osterwind gesagt.

Vorbild ist für die Parteien unter anderem die Stadt Andernach am Rhein, wo Strauchbohnen und Mangold in den Beeten Rosen und Steifmütterchen vor der idyllischen Schlosskulisse ersetzen. Seit des üppigen Gemüseanbaus an der Schlossmauer freut sich die Stadt Andernach, dass sie nur noch ein Zehntel der früheren Kosten zur Beetpflege aufwenden muss. Für die Bürger gibt es kostenlos Salat und Kartoffeln in Bioqualität.

"Über die Form des öffentlichen Gärtnerns muss man sich noch eingen", sagt Knitsch. Auf jeden Fall soll das städtische Personal so wenig wie möglich belastet werden. Ob die beiden kleineren Parteien für ihre Idee die nötigen Mehrheiten gewinnen werden, wird sich am Dienstag, 2. September, ab 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses zeigen.

(RP)
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