Erkrath Das Ende des Schandflecks

Erkrath · Die Gaststätte Weidenhof in Alt-Erkrath steht seit mehr als zehn Jahren leer. Der Umbau zu einem Edel-Schnellimbiss ist offenbar vom Tisch.

 Das Gerüst steht zwar noch, aber die angefangenen Sanierungsarbeiten am Weidenhof sind gestoppt worden.

Das Gerüst steht zwar noch, aber die angefangenen Sanierungsarbeiten am Weidenhof sind gestoppt worden.

Foto: Anne Orthen

Die Fenster sind eingeschlagen, der Wind pfeift durch das Gebäude. Auf dem ehemaligen Parkplatz wuchert das Unkraut, es türmt sich Bauschutt und Abfall. Die ehemalige Gasstätte Weidenhof mitten in Alt-Erkrath ist zu einem Schandfleck verkommen. "Ich gehe hier jeden Tag lang und ich frage mich ernsthaft, ob sich da nicht jemand gründlich verspekuliert hat", sagt Anwohnerin Claudia Schmitz. Das Gebäude verfalle immer mehr, das sei ganz bestimmt kein Aushängeschild für die Stadt Erkrath.

Doch offenbar wird hinter den Kulissen eifrig an Plänen geschmiedet. "Der Eigentümer und die Stadt sind in Gesprächen", sagt Helmut Hentschel, Leiter der Bauaufsicht der Stadt Erkrath. Offenbar will man die komplette Gaststätte abreißen und statt dessen einen Neubau an die Stelle setzen. Wie groß, wie hoch, wie viele Geschosse, ob mit oder ohne Geschäfte im Erdgeschoss - das steht offenbar noch nicht so ganz fest. Hentschel spricht von Verhandlungen und alten Bebauungsplänen, die an der markanten Stelle mitten in Alt-Erkrath gelten. Immer mit im Boot: Die Nachbarn. In die Diskussion eingeschaltet hat sich auch Bürgermeister Christoph Schultz. Er kündigte auf RP-Nachfrage an, in den kommenden Wochen das persönliche Gespräch mit dem Eigentümer zu suchen. Die Gaststätte an der Ecke Kreuz- und Neanderstraße wurde 1887 eröffnet und war in ihrer langjährigen Geschichte meist ein Familienunternehmen. In den Chroniken ist nachzulesen, dass sich auf der Kegelbahn 60 (!) Erkrather Kegelvereine quasi die Klinke in die Hand gaben. Im großen Saal wurden Hochzeiten und runde Geburtstage gefeiert. Der Weidenhof war ein beliebter Treffpunkt, den in Erkrath jeder kannte. 2004 wurde der Weidenhof mitsamt den dazu gehörenden Hotelzimmern geschlossen, seitdem wird offenbar mehr geredet, als tatsächlich getan.

 Zerschlagene Fenster, wucherndes Unkraut.

Zerschlagene Fenster, wucherndes Unkraut.

Foto: RED

Die Ankündigungen des Eigentümers klangen zunächst ganz verheißungsvoll. Der Erkrather Unternehmer, offenbar erfahren in der Sanierung von Problemobjekten, plante dort eine Art "Edel-Schnellimbiss". Die Rede war von einer Investition von bis zu einer Million Euro. Auch ein paar Hotel-Zimmer sollten wieder an Gäste vermietet werden. Sogar die ersten Handwerker wurden schon im Weidenhof gesehen, als das Projekt schlagartig gestoppt wurde.

 Die Gaststätte war mal Treffpunkt von 60 Erkrather Kegelvereinen.

Die Gaststätte war mal Treffpunkt von 60 Erkrather Kegelvereinen.

Foto: RED

Grund waren offensichtlich Probleme mit den Öffnungszeiten. Rund um den Weidenhof leben Bürger und die wollen ab 22 Uhr nicht mehr so viel von Gaststättenbesuchern hören und sehen, die draußen auf der Straße reden oder in ihre Autos steigen. Um 22 Uhr den Laden zu machen - das kam für den Investor überhaupt nicht in Frage. Unter diesen Voraussetzungen wollte er offenbar die Sanierung nicht weiter vorantreiben. Obwohl - und das kann jeder draußen an der Tür nachlesen - eine Baugenehmigung der Stadt Erkrath vorliegt. Auf dem Schild ist vom Anbau eines Wintergartens die Rede, in dem Gäste bewirtet werden sollen. Auf Nachfrage der RP hat sich der Eigentümer bislang nicht zurückgemeldet.

(RP)
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