Erkrath Das Fasten durchhalten, ist eine große Kunst

Erkrath · Christian Mörsch ist Entspannungspädagoge und Stress-Manager. Gute Vorbereitung sei wichtig, ebenso sich realistische Ziele zu setzen.

Christian Mörsch empfiehlt, vor dem Fasten auf jeden Fall Rücksprache mit einem Arzt zu nehmen und nicht auf eigene Faust zu beginnen.

Christian Mörsch empfiehlt, vor dem Fasten auf jeden Fall Rücksprache mit einem Arzt zu nehmen und nicht auf eigene Faust zu beginnen.

Foto: Dietrich Janicki

Bei manchen soll es die innere Reinheit und äußere Kontur optimieren, andere verzichten jetzt, weil es dem christlichen Kalender geschuldet ist. In der traditionellen Fastenzeit nach Aschermittwoch beherzigen jedenfalls viele die Empfehlung des Urvaters der Ärzteschaft. Hippokrates riet seinen Zeitgenossen bereits vor 2400 Jahren: "Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente."

Allerdings bedeutet Fasten zunächst Stress. "Wird dem Körper keine Nahrung zugeführt, löst das so etwas wie einen Alarm aus", erklärt Christian Mörsch. Der Mann ist Entspannungspädagoge und Stress-Manager. Das Gehirn interpretiert diesen Neu-Zustand als Gefahrensituation und schüttet Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin aus. Alle drei sind Stresshormone. Wer noch dazu vielleicht gar nicht freiwillig, sondern nur deshalb, weil der Partner ebenfalls fastet, mitmacht, setzt sich weiterem Druck aus. "Wenn es nicht mein eigener Wille ist, erzeugt das Stress und wird zur Belastung."

Bevor freiwilliges Hungern und sich Kasteien den Körper stärken und der Seele Flügel verleihen - also nach ein paar Tagen des konsequenten Verzichts die sogenannten Endorphine für unfassbare Glücksgefühle sorgen und später auch einige Pfunde weg sind - vergeht Zeit. Auf diese Phase muss man vorbereitet sein, sagt der Experte. Optimal ist es, im Urlaub zu fasten", dann hält der Körper diese Herausforderung gut aus. Es gibt genügend Luft für Pausen, Spaziergänge und andere, das Wohlbefinden stützende Maßnahmen. Und es kann nach Herzenslust entspannt werden.

Autogenes Training hilft dabei.: "Wirklich entspannt ist das Unterbewusstsein weich wie Wachs. Also haben Denk- und Verhaltensweisen beste Chancen, sich langfristig verändern zu lassen." Eigene Ziele sich immer wieder zu sagen, bekräftigen das Vorhaben, nicht bloß diese Fastenphase gesund durchzustehen. "So lassen sich langfristig neue Weichen stellen", sagt Christian Mörsch. Zum Beispiel, sich auch zukünftig gerne gesünder und besser ernähren zu wollen. Als ewige Geheimwaffe hilft natürlich auch Bewegung, den inneren Schweinehund in Zaum zu halten.

Das Programm durchzuhalten, ist eine große Kunst. "Deshalb sollte man seine Aufmerksamkeit immer auf das richten, was man bereits geschafft hat." In der Psychologie wird damit das Prinzip der Verstärkung umschrieben. "Sätze wie: 'Ich muss das schaffen!' sind kontraproduktiv. "Realistische Ziele setzen", lautet eine weitere Motivationshilfe. "Nur, wenn die Ziele erreichbar bleiben, bleibt die Situation unstressig. Ansonsten wird das Thema schnell zu übermächtig." Von Anfang an zu sagen, so etwas wie ein Leckerli ist ein Mal wöchentlich gestattet, gestaltet das Gesamtkonzept gleich wesentlich entspannter. "Es macht nämlich nie Sinn, komplett auf etwas zu verzichten, was einem guttut."

(von)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort