Erkrath Die Bücherei als Wohnzimmer der Stadt

Erkrath · Ulrike Berger zeigt im Büchereicafé ihre Seidenbilder und sprach zur Schaueröffnung kleine Lieder dazu. Seit vierzig Jahren wohnt sie in Hochdahl und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins der Stadtbücherei Erkrath.

 Ulrike Berger wohnt seit 40 Jahren in Erkrath und stellt jetzt ihre farbenfrohen Bilder aus.

Ulrike Berger wohnt seit 40 Jahren in Erkrath und stellt jetzt ihre farbenfrohen Bilder aus.

Foto: DJ

Ein Schmähgedicht geht um in Europa. Derweil leuchtet kontrastierend - und eher im Verborgenen - im Bürgerhaus eine ganz andere, verbindende Seite der Lyrik auf. Ulrike Berger zeigt im Büchereicafé ihre Seidenbilder und sprach zur Schaueröffnung kleine Lieder dazu.

Seit vierzig Jahren wohnt sie in Hochdahl und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins der Stadtbücherei Erkrath, der hilft, eine wundervolle Institution zu wahren. 50 Gäste, die einem aus der legendären "Mittwochsgruppe" voller Kunstfreunde und den Sympathisanten der Bibliothek gewobenen Flechtwerk entstammen, wurden von der Hausherrin dieses Palastes aus Bücherwänden, Michaele Gincel-Reinhardt, herzlich begrüßt: "Meine Definition der Bücherei ist: Dies ist das Wohnzimmer der Stadt. Das muss wohnlich sein und was gibt es da gemütlicheres als die Ausgestaltung mit schönen Bildern."

Sodann stellte der Vorsitzende des Fördervereins Claus Gripp dem Versreigen mit dem Gedicht "Aber wir lassen es andere machen" einen Geheimtipp voran, mit dem Theodor Fontane dem Phänomen des über Bande gespielten Lebens auf die Schliche kam.

Zum Geburtstag, so leitete die mit blauen Edelsteinen prächtig beschmückte Künstlerin Berger ein, hatte sie das Buch "Die Lieblingsgedichte der Deutschen" geschenkt bekommen: "Ich lernte sie nicht nur auswendig, sondern auch inwendig und versuchte ihren Sinn und ihre Seele zu ergründen."

Zu jedem der folgenden Rezitation hob sie eine ihrer Malereien auf die Staffelei und enthüllte die passenden Entstehungsgeschichten. So sei ihr das dunkle Porträt zum morbesken Baudelaire bei einem Aufenthalt in Paris in einem Hinterhaus der Rue du Roi-de-Sicile zugefallen. Zu der Bebilderung von Goethes "Gesang der Geister über den Wassern" habe sie ihre Kreativlehrerin Marianne Laurent durch die Technik des unbewussten Malens inspiriert.

Die insgesamt dreißig Gedichte, von Berger liebevoll in einem selbst gemachten Kompendium zum Nachlesen für alle Ausstellungsbesucher gebündelt, wurden nur kurz von einem genussreichen Buffetsturm unterbrochen. Dann rief Berger mit Hilfe eines Glöckchens zurück in die gebannte Horchstille. Zum Finale widmete sie die Hesse-Hymnen "Beim Schlafengehen" der Freundin Alice und "Stufen" allen Helfern dieses harmonietrunkenen Beisammenseins und im besonderen Michaele Gincel-Reinhardt, die gestern ihr 17-tes Dienstjubiläum feierte. Glückserfüllt verabschiedete sich Berger von der Tagträumerei: "Ich freue mich sehr, dass sie alle so konzentriert und positiv gerührt zugehört haben. Denn das habe ich wohl gemerkt."

(lard)
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