Erkrath/Hilden Die Königin der Honig-Bienen

Erkrath/Hilden · Biologiestudentin Stephanie Vorholt hat vier Bienenvölker in Erkrath und zwei in Hilden.

 Stephanie Vorholt ist die Herrin von einigen Bienenvölkern.

Stephanie Vorholt ist die Herrin von einigen Bienenvölkern.

Foto: Janicki, Dietrich

Stephanie Vorholt pflegt ein Hobby, das man sonst eher gestandenen Herren im Rentenalter zutraut: Sie ist die Herrin von einigen Bienenvölkern. Vier davon sind in Erkrath beheimatet, zwei in Hilden. Wo genau verrät sie nicht, denn die Behausung der Tierchen - Honigraum und Bruträume im soliden Holzkasten - ist teuer. 600 Euro muss man für eine dreistöckige Kiste rechnen. "Und die werden dann schon mal gerne mitgenommen", sagt Stephanie Vorholt. 24 Jahre ist sie jung und Biologiestudentin.

"Die Bienen", sagt sie, "sind eigentlich eine Idee meiner Mutter gewesen. Der fehlte in ihrem perfekten Garten in der ländlichen Umgebung von Haltern am See zu ihrem Glück nur noch ein Bienenvolk. Wir haben uns dann ein Jahr lang gemeinsam theoretisch in Kursen vorbereitet, ehe wir unser erstes Volk angeschafft haben", erzählt Vorholt.

Von da an war sie von der Leidenschaft für das fleißige Völkchen gepackt. Sie importierte ihr Hobby in die Studienstadt Düsseldorf und ließ sich vom dortigen Imkerverein Plätze für die Beuten vermitteln. "Ich finde es toll, zu sehen, wo der Honig herkommt", sagt sie, "und ich finde es atemberaubend, wenn beim Schleudern der Honig fließt. Und jedes Jahr schmeckt er anders, ähnlich wie ein Wein."

Der Weg von der Biene bis zum Honig, der golden aufs Butterbrot tropft, ist aufwendiger, als sich der Laie vorstellen kann und eine Wissenschaft für sich.

Fast das ganze Jahr über ist die Studentin damit beschäftigt, ihre Arbeiterinnen und Königinnen zu pflegen, zu hegen und gesund zu erhalten. Es beginnt mit Schwarmkontrolle. "Damit die Bienen nicht auf dumme Gedanken kommen, im Frühjahr ausschwärmen und unkontrolliert neue Völker gründen", erklärt die Imkerin. Und es endet noch lange nicht mit der vorgeschriebenen regelmäßigen Wabenhygiene, denn aus alten Waben darf kein Honig gewonnen werden.

Beim "Ableger schröpfen" wird ein neues Volk gebildet, das sich selbst eine Königin heranzüchtet - auch das immer unter Kontrolle. Es ist darüber hinaus zu beachten, dass die Königin im Honigraum keine Eier legt und dass Arbeiterinnen gar keine Eier legen, aus denen eine sogenannte Buckelbrut entstehen könnte.

Ganz zu schweigen von der Bekämpfung typischer Bienenkrankheiten. Die Bekannteste ist wohl die Varroamilbe, die in jedem Volk vorkommt. Die wird im Herbst und Winter mit Ameisensäure und Oxalsäure bekämpft, "die keine Rückstände im Wachs der Waben hinterlassen und auch in der Bio-Imkerei verwandt werden", sagt Vorholt. Das eine wird verdunstet, das andere getropft, für beides müssen Wetter und Temperatur beachtet werden.

"Nur ein gesundes Volk darf in einen anderen Kreis umziehen", sagt Vorholt. "Selbst wenn ich 30 Meter weiter über die Düsseldorfer Kreisgrenze mit den Bienen gehe, muss ich vorher ein Gesundheitszeugnis beim Veterinäramt vorlegen."

Bienen-Pause herrscht für die 24-Jährige selbst im Winter nicht. Fast wöchentlich fährt sie ihre Standorte ab und schaut nach dem Rechten. Auch in einigen Privatgärten hat sie Bienenstöcke stehen. "Es gibt Menschen, die möchten Honig aus dem eigenen Garten haben und manche finden Bienen im Garten ökologisch interessant. Oft wächst das Interesse an den Tieren selbst, wenn die Gartenbesitzer Stephanie Vorholt über die Schulter schauen.

Für die Biologiestudentin ist das Imkern dauerndes Dazulernen, das sie mit Leidenschaft verfolgt. "In diesem Jahr habe ich schon drei Fortbildungsseminare besucht und freue mich schon auf das Nächste", sagt sie. Honiglehrgänge, Hygienelehrgänge, Krankheitsbekämpfung - neue Erkenntnisse nehmen offenbar kein Ende. Meist bewegt sich Stephanie Vorholt dabei allein unter Männern. "Aber das Interesse jüngerer Frauen am Imkern wächst", sagt sie.

Auch ihren Freund hat sie schon eingespannt. Der muss beim Tragen des schweren Equipments helfen, hält sich aber meist vom eigentlichen Geschehen im Bienenstock respektvoll fern. "Ja", sagt Vorholt, "es gibt auch aggressive Völker." Sie selbst kennt keine Angst vor ihren Völkern. Eingepackt in Imkerpullover und Handschuhe mit dem Smoker in der Hand, holt sie die Waben mit der Vorstufe des Honigs aus dem Stock.

Selbst Fingerfertigkeit ist beim richtigen Imkern angesagt. Stephanie Vorholt fischt regelmäßig mit einer Art Reagenzglas die Königin aus ihrem Domizil und markiert sie tatsächlich mit einem bunten Tupfer, um nachher ihr Alter feststellen zu können und sie in ihrem Volk schneller ausfindig zu machen. Dazu wird das Tier ganz vorsichtig mit einem Stempel im Glas vor ein kleines Gitter gedrückt, durch deren Lücken man es mit einer Art Filzschreiber zeichnen kann. Stephanie Vorholt scheint kaum ein Vorgang in ihren zehn Bienenvölkern zu entgehen.

Ihr ungewöhnliches Hobby lässt ihr sehr viel Nähe zur Natur, die sie liebt. So ist es dann auch weniger das Ziel, sondern der Weg dahin, der sie zur Bienen-Närrin macht, die vorzüglichen Honig herstellt.

(RP)
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