Erkrath Die Puppenspielerin

Erkrath · Die Erkratherin Evelyn Arndt kennt sich mit Puppen aus. Die Stücke, die sie spielt, sind nicht nur für Kinder.

Seit drei Jahren wohnen die Diplom Puppenspielerin und Regisseurin Evelyn Arndt und ihr Mann im Alt-Erkrather Musikerviertel und fühlen sich hier rundum wohl.

"Wir wollten beide raus aus der Großstadt und mehr Grün um uns haben", so die gebürtige Berlinerin, die im Ostteil der damals noch geteilten Stadt aufwuchs. Statt auf die Mauer wie in ihrer Kindheit und Jugend fällt ihr Blick heute auf einen üppig blühenden Garten. "Beim Einzug haben die Nachbarn uns geraten, erst einmal abzuwarten und zu sehen, was da alles im Laufe eines Jahres kommt. Denn der Garten ist so angelegt, dass darin von Frühjahr bis zum Spätsommer ständig etwas anderes blüht", erzählt die 57-Jährige bei einem Rundgang durch ihre grüne Oase. Dieser führt auch in einen Kellerraum unter der in den Hang gebauten Terrasse und wartet mit einer Überraschung auf.

In einem vom Vorbesitzer zum Lagern von Holz genutzten Abstellraum hat Evelyn Arndt eine Höhle für zwei in Felle gehüllte Neandertaler-Puppen geschaffen, die an einer Feuerstelle sitzen, um sie herum Utensilien verteilt, die unsere frühzeitlichen Vorfahren auch schon verwendeten, wie Feuersteine oder Pflanzensamen. "Ich bin so fasziniert vom Neandertal und dessen urzeitlichen Bewohnern", so die "Neu-Erkratherin" und verrät eine ihrer vielen Ideen, die sie für Produktionen rund um das Puppenspiel hat. "Ich würde so gern ein Stück produzieren, in dem Neandertaler die Hauptrolle spielen. Vielleicht ergibt sich da ja mal eine Zusammenarbeit mit dem Neanderthal Museum oder dem Kulturamt in Erkrath".

Schließlich hat sie unter ihrem Label "Theaterhandlung" schon zahlreiche Stücke produziert. "Viele Leute verbinden mit Puppenspiel automatisch Stücke für Kinder. Das ist aber gar nicht so. Ob beim Marionetten-Theater in Italien oder dem Schattentheater in Asien, da waren und sind Erwachsene das Zielpublikum, und es geht um die großen Emotionen wie Liebe, Hass oder auch Trauer", erzählt sie von ihrer Profession, um gleich mit einer weiteren landläufigen Meinung aufzuräumen. "Auch die Figur des Kaspers verkörperte eigentlich den Typ eines Revolutionärs, der politische und soziale Missstände anprangerte. Und das oft in einer deftigen Sprache".

Als "Feste Freie" ist die an der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspiel in Berlin ausgebildete Puppenspielerin und Regisseurin u. a. für das FFT, das Junge Schauspiel oder die Tonhalle in Düsseldorf tätig. "An allen Häusern wirke ich zusammen mit Musiker-, Regie- und Bühnenbild-Kollegen bei der Produktion von Stücken mit, in denen Elemente aus dem Puppenspiel dabei sind". Und das sowohl als Puppenspielerin und/oder als Regisseurin. Als solche betreut sie auch das 2006 gegründete "Sockentheater", mit dem sie am letzten Wochenende beim "Picknick im Park" mit "Die Abenteuer des Barons von Münchhausen" zu Gast war und Kinder wie Erwachsene gleichermaßen begeisterte.

Nicht nur für dessen Inszenierungen hat sie viele der Puppen, natürlich auch mit den Mitgliedern des 10-köpfigen Ensembles, selbst gebaut. "Das habe ich genauso wie Akrobatik - man steht beim Spielen ja schon mal auf einer hohen Leiter - während meines Studiums gelernt. Und als Freischaffende kann ich es mir leider nicht immer leisten, einen professionellen Puppenbauer zu beauftragen", erzählt sie und führt gleich eine ihrer Puppen vor: Die Katze der Jakobe von Baden, die den Besuchern des Düsseldorfer Schlossturms von der Ermordung ihres Frauchens vor mehr als 400 Jahren erzählt und die seitdem dort als Geist spuken soll.

(krue)
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