Erkrath Ein 80. Geburtstag und ein Konzertjubiläum

Erkrath · Gábor Antalffy, Begründer der Sandheider Meisterkonzerte, hat gerade groß gefeiert - und im Dezember gibt es auch noch die 180. Ausgabe der beliebten Veranstaltungsreihe.

 Gábor Antalffys Schaffensfreude ist ungebrochen.

Gábor Antalffys Schaffensfreude ist ungebrochen.

Foto: d. janicki

In gänzlich musischer Ruhe hat ein großer Klangkünstler jetzt seinen 80. Geburtstag gefeiert: An einem Dienstag, dem 2. November 1937, kam Gábor Antalffy in einem Budapester Krankenhaus zur Welt. Sein Vater arbeitete als Prokurist für die größte Gummifabrik des Landes, spielte in der Freizeit jedoch Klavier und Violine - wohl eine wichtige Quelle für Antalffys Musikbegabung. Inmitten des Zweiten Weltkriegs zog die Familie aus einem Vorort in die Innenstadt. Dort legte der Achtzehnjährige im Frühsommer 1956 ein Abitur mit Auszeichnung ab; kurz bevor der Ungarische Volksaufstand begann und bald darauf scheiterte. "Ich habe ein bisschen lange überlegt, ob ich unter diesen Umständen im Land bleiben soll", schildert Antalffy die dramatische Flucht, die er gemeinsam mit seinem besten Schulfreund unternahm. Über ein Auffanglager im oberösterreichischen Enns ging es für die beiden jungen Ungarn zum Studium nach Freiburg im Breisgau. Deutsch verstand der Neustudent anfangs nicht, doch bereits nach vier Monaten konnte er "Die Buddenbrooks" lesen.

Die damalige Pianoprofessorin Edith Picht-Axenfeld lud die Erstsemester zu Seminaren nach Kirchzarten im Schwarzwald ein. Dort sah und hörte Antalffy zum ersten Mal ein Cembalo. Obgleich es ihn tief beeindruckte, dauerte es über zehn Jahre, bis er sich ein solches Instrument zulegte. Dieses Exemplar mit Doppelbesaitung nach italienischer Art aus dem Hause Wittmayer spielt er noch heute. "Cembali sind so verschieden im Register, im Anschlag, in den Mensuren; da ist es schwer, ein fremdes Instrument zu spielen." Nach alter Tradition hat der stolze Besitzer, der insgeheim ein passionierter Maler ist, den Korpus mit Ornamenten verziert: "Dieses hier hat einen kräftigen Klang. Es ist fast ein wenig zu frech." Gemeinsam mit diesem hoch geschätzen Cembalo, das sich auf Tour sogar mit einer Ente transportieren ließ (wenn man den Rücksitz ausbaute), gewann Antalffy im Jahr 1988 den Deutschen Schallplattenpreis, den Vorläufer des wichtigsten Musikpreises Echo. Nach diesem Erfolg besann er sich auf das Piano. Aktuell beschäftigt ihn die Vielschichtigkeit Mozarts: "Sein Werk ist so groß, ich weiß nicht, wann er das alles geschrieben hat. Es ist für mich fast wie eine neue Welt." Über das gesamte Jahr hat er dazu eine Doppel-CD aufgenommen, die mit einem Begleittext aus Antalffys Feder im Rahmen eines Klavierabends am 18. Februar, einem Sonntag, in der Heilig-Geist-Kirche vorgestellt werden soll.

"Die weniger bekannten Sonaten stehen den berühmten nicht nach", lautet eine seiner Einsichten zum Übermeister. Eingespielt wurde auf dem hundert Jahre alten klangreichen Flügel im heimischen Souterrain. Im Haus gibt es mehrere Probenräume, denn auch Tochter Ildikó, Sohn Laurenz und Ehefrau Renate sind studierte Musiker und probten stets emsig, erzählt Antalffy aus dem besonderen Familienleben: "Meine Frau war am Piano immer besser als ich."

In diesem Herbst hat nicht allein Antalffy seinen Ehrentag. Obendrein feiern die Sandheider Meisterkonzerte, deren Begründer Antalffy ist, ihre 180. Ausgabe. Einhellige Meinung ist, dass die Akustik der Heilig-Geist-Kirche mit ihrem knappen Nachhall und die Lauschlust des Publikums zwei Grundpfeiler darstellen. Gute Kontakte des Machers der Meisterkonzerte in die Künstlerwelt gereichen zur Abrundung: "Es gibt kaum einen Musiker, der nach dem ersten Auftritt hier nicht erneut auftreten wollte." Und übrigens: Jener beste Schulfreund, mit dem die Flucht aus Ungarn gelang, kommt in dieser Woche zum Feiern aus der Schweiz nach Hochdahl.

(lard)
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