Erkrath Eiserner Mann auf dem Weg nach Hawaii

Erkrath · Für Christoph Hoeren erfüllt sich ein Lebenswunsch: Er startet im Oktober nach harten Training beim Ironman.

Knapp vier Kilometer durchs offene Meer schwimmen, 180 Kilometer Radfahren bei Gegenwind von 100 km/h, 42 Kilometer laufen bei Schwüle um 40 Grad - und das alles an einem Tag hintereinander weg. So etwas tut sich doch niemand freiwillig an. Falsch! Der Erkrather Christoph Hoeren (44) hat jahrelang darauf hin gearbeitet - mit Ausdauer, Leidenschaft und ganz viel Vorfreude. Im Oktober startet er zum berühmten Ironman in Hawaii, der Weltmeisterschaft des Triathlons auf der Langdistanz.

Die Zusage kam am 15. April und brachte ihn zum Jubeln. Dabei ist Hoeren eigentlich eher ein spätberufener Extrem-Sportler. "So richtig los ging das mit dem Sport vor 14 Jahren", erzählt er. Da dachte sich der junge Banker: "Immer nur sitzen, kann doch nichts für einen jungen Mann sein. Radfahren und Schwimmen haben mir schon immer Spaß gemacht. Das kann ich auch mal intensivieren." Außerdem stellte er fest, dass das regelmäßige Laufen der Stressbewältigung dient. "Meine Mutter hatte ALS, die gleiche tödliche Nervenkrankheit wie Immendorff, und da war der tägliche Lauf meine Auszeit und Entspannung", erzählt er. Bevor seine Mutter 2003 starb, machte er seinen ersten Triathlon in Krefeld. Wobei Schwimmen, Radfahren und Laufen wie in Hawaii geschafft werden müssen, aber die klimatischen Umstände wesentlich moderater sind. Die Mutter begleitete ihn damals noch im Rollstuhl zu manchen Wettkämpfen, fieberte mit und war froh, etwas anderes zu sehen, erzählt Hoeren.

2004 reiste er als Gast mit nach Hawaii, nahm an einigen Trainingseinheiten teil - und fing Feuer. "Am letzten Abend wusste ich, ich komme wieder, und zwar als Teilnehmer", sagt er.

In diesem Jahr ist es nun soweit. Der drahtige 44-Jährige, der mit 1,92 Meter 81 Kilo auf die Waage bringt, hat den Sprung auf die Inselgruppe im Pazifischen Ozean geschafft. Nach 13 kleinen Ironmans. Zwölf davon sind Pflicht - zumindest für den Erkrather, der sich nicht über Bestzeiten für den Triathlon qualifizieren konnte, sondern über die beharrliche Teilnahme an vielen "Eisenmännern" im Vorfeld.

2000 Sportler werden mit Christoph Hoeren in diesem Jahr in Hawaii an den Start gehen, 1800 davon über die Zeit-Qualifizierung und 100, die lange schon in den Startlöchern stehen, wie er selbst. "Dabei sein und durchhalten ist alles", sagt Hoeren. An die Spitzenzeiten der Profis von knapp acht Stunden kommt er nicht. "Mit allem unter zwölf Stunden bin ich gut dabei." Erlaubt sind übrigens 17 Stunden.

Am Tag des Leidens heißt es morgens um vier Uhr aufstehen, nicht zu schwer essen, ehe es in Badehosen ins Meer zu ersten Etappe geht. Danach schwingt er sich auf den Sattel. Seine Rennmaschine nimmt der Erkrather mit nach Hawaii. Gegessen wird unterwegs auf dem Rad - nein, natürlich keine Nudeln mit Tomatensoße, sondern spezielle Sportlernahrung. Einen Zeitverlust durch eine Pause will niemand hinnehmen - selbst wenn dieser Tag mal locker 10 000 Kilokalorien verschlingt. "Die kann man sowieso nicht durch Essen an einem Tag ausgleichen", sagt Hoeren. Überraschen kann ihn auf seinem Triathlon-Wettkampf in der Ferne wohl kaum etwas. Selbst auf die etlichen Kilometer, die er allein mit sich selbst während des Marathons zurücklegen wird, ist er vorbereitet. Die Strecke kennt er noch von seinem ersten Besuch. "Das wird schon komisch werden", sagt er.

Für die Vorarbeit zu Hause hat er seit langen Jahren den den ehemaligen Profi-Triathleten Olaf Sabatschus engagiert, der seine Trainingspläne aufstellte. Pläne, die mit Job und Privatleben zu vereinbaren sind. Mehr als 10 bis 15 Stunden pro Woche wollte und konnte er nicht in sein Hobby investieren. "Ich wollte keinen Tunnelblick kriegen", sagt er. Ein Glücksfall in seinem Leben ist seine Frau, die er 2006 kennenlernte und die ebenfalls Triathletin ist. "Sonst ginge das gar nicht", sagt er. Sie laufen, radeln und schwimmen gemeinsam: morgens um sieben vor der Arbeit, nach der Arbeit, vor dem Frühstück am Wochenende, im Urlaub. Einmal in der Woche fährt der Erkrather zu jeder Jahreszeit nach Köln zu seinem Arbeitsplatz bei der Bank: 40 Kilometer hin und 40 zurück. "In einem Sportstudio dusche ich und ziehe mich um, um ab 9 Uhr frisch am Schreibtisch zu sitzen. Dann habe ich schon den Sonnenaufgang erlebt und viel frische Luft gehabt", sagt er. Letztlich ist der Ironman für ihn auch Anlass, eine Spendensammlung für die ALS-Stiftung zu initiieren. Unter www.ironmanforals.de erfährt man Näheres.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort