Erkrath Erkrath will Großverpackungen meiden

Erkrath · Bei der Mülltrennung läuft es in Erkrath schon "recht gut", meint die städtische Abfallbeauftragte Helga Willmes-Sternberg. Aber bei der Müllvermeidung sei noch Luft nach unten. Sie hofft auf Tipps aus der Bevölkerung.

 Wer den Tonnendeckel nicht mehr schließen kann, sollte dringend seine Abfallproduktion überdenken.

Wer den Tonnendeckel nicht mehr schließen kann, sollte dringend seine Abfallproduktion überdenken.

Foto: hüskes

Wies die Abfallstatistik für 1995 noch einen Restmüll-Anteil von 60 Prozent aus, waren es 2015 nur noch 35,5 Prozent des gesamtem Müllaufkommens in Erkrath. "Die Einführung der Biotonne hat viel bewirkt", sagt Helga Willmes-Sternberg, Abfallbeauftragte der Stadtverwaltung. Durch das weiter ausdifferenzierte getrennte Sammeln sei der Anteil der wiederverwertbaren Stoffe gestiegen und es müsse dementsprechend weniger Restmüll verbrannt werden. "Da läuft es in Erkrath recht gut, man kann nicht meckern", meint Willmes-Sternberg. Noch besser aber wäre, wenn grundsätzlich weniger Abfall anfallen würde.

Wenn die Abfallberaterin etwa monströse bunte Plastikverpackungen sieht, in denen für Kinder "ein Klecks Süßes" angeboten wird, "dann gruselt es mich". Viel Verpackung, wenig Inhalt, genau davor warnt Willmes-Sternberg. "Wer so etwas kauft, signalisiert damit dem Hersteller und dem Vertreiber: Das Produkt kommt bei mir an, macht weiter so." Ihr Rat an die Käufer: Auf den Inhalt achten und möglichst schon vor dem Einkauf genau überlegen, was man will und braucht. Wer ein verpackungstechnisch aufgeplustertes Produkt links liegen lasse, erhöhe damit die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder vom Markt verschwinde.

Wilmes-Sternberg, die das wichtige Amt seit 1992 innehat, beobachtet in der Gesellschaft ein Auf und Ab im Umgang mit dem Thema. Derzeit gebe es wieder eine - sehr begrüßenswerte - Welle des Selbermachens, einen Trend zum Reparaturcafé, zum in Mode gekommen "Upcycling" und sogar eine Umkehr beim extrem abfallträchtigen Prinzip "Coffee to go", dessen Anbieter mittlerweile Rabatte gewähren, wenn ein eigener Becher mitgebracht wird, oder einen Pfand aufschlagen und die Becher zurücknehmen. Manchmal, sagt sie, kämpften Abfallberater gegen Windmühlen, dann wieder stelle sich plötzlich Rückenwind ein.

Aber es gebe auch Rückschläge, etwa wenn eine große Baumarkt-Kette ein etabliertes Produkt, nämlich weiße Anstrichfarbe seiner Hausmarke, ganz vorbildlich in Recycling-Behältern anbietet und dann auf dem Produkt sitzenbleibt, weil die Kundschaft offenbar keine weiße Farbe aus gräulich schimmernden Behältern verwenden will. "Schade", meint Willmes-Sternberg, die im Alltag immer auf der Suche ist nach neuen Mehrwegsystemen, Nachfüllpackungen und der Möglichkeit, Ware in selbst mitgebrachte Behältnisse abfüllen zu lassen. Sie hofft auch auf Tipps aus der Bevölkerung, denn selbst eine hauptberufliche Abfallberaterin könne ihre Augen und Ohren nicht überall haben. Was ihr in Sachen Müllvermeidung und Wiederverwertung positiv auffällt, bündelt sie im städtischen Abfallkalender und im Internet, zum Beispiel nützliche Adressen in der Stadt, wo Waren verschenkt, getauscht, zum kleinen Preis weiterverkauft oder repariert werden. Gut angenommen werde etwa das von ihr 2015 ins Leben gerufene Kreativregal in der Stadtbücherei im Kaiserhof, ein Gratis-Umschlagplatz für Bastel- und Kurzwaren. Michaele Gincel-Reinhardt und ihr Team von der Stadtbücherei haben sich der Aktion gerne angeschlossen und stellen im Kaiserhof nicht nur Raum zur Verfügung, sondern auch Bücher und Zeitschriften mit Tipps und Anregungen fürs kreative Selbermachen.

Die Gesamtabfallmenge im Jahr 2015 in Erkrath betrug übrigens 20.211 Tonnen, 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Pro-Kopf-Aufkommen sank gegenüber 2014 von 458 auf 442 Kilogramm. Aber da ist noch Luft nach unten, ist Helga Willmes-Sternberg sicher.

(RP)
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