Erkrath Feuerwehr schreibt Brandbrief an den Rat

Erkrath · Der Rat muss sich entscheiden zwischen dem Projekt Soziale Stadt oder dem Neubau von Wache und Gerätehaus.

 Die Wache an der Schimmelbuschstraße ist in den vergangenen Jahren viel zu klein geworden. Der Neubau am Cleverfeld ist längst beschlossene Sache.

Die Wache an der Schimmelbuschstraße ist in den vergangenen Jahren viel zu klein geworden. Der Neubau am Cleverfeld ist längst beschlossene Sache.

Foto: Achim Blazy

Nächste Woche Dienstag tagt um 17 Uhr der Rat in der Stadthalle. Es dürften so viele Zuschauer kommen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Politiker wollen entscheiden, ob das Projekt "Soziale Stadt" auf den Weg gebracht werden soll. Dahinter verbirgt sich ein mit Landesmitteln gefördertes Handlungskonzept für die Sandheide, inklusive Neubau einer Grundschule.

Vor wenigen Tagen hatte Bürgermeister Christoph Schultz deutlich gemacht, dass sich der Stadtrat zwischen der Umsetzung des Projekts Soziale Stadt und dem Bau der neuen Feuerwache entscheiden muss. Als Grund gab Schultz knappe Personal- und Finanzressourcen an. Beides gehe nicht. Die Feuerwehr der Stadt Erkrath hat sich jetzt mit einem Schreiben an alle Ratsmitglieder gewandt.

In dem per "Ratspost" versendeten Brief, der der RP vorliegt, machen die Feuerwehrleute klar, wo aus ihrer Sicht die Prioritäten liegen sollten. Der Bau der neuen Feuerwache auf dem Clever Feld sowie eines neuen Gerätehauses in Alt-Erkrath dürfe nicht länger verschoben werden. Seit mehr als sieben Jahren bemühe man sich um einen Neubau eines Gerätehauses in Alt-Erkrath. Die Mitglieder des Löschzuges "ertragen" die unhaltbaren Zustände nur noch in der Hoffnung auf einen Neubau. Man könne kein neues Fahrzeug anschaffen, weil es nicht in die alte Halle passe. Für die Feuer- und Rettungswache an der Schimmelbuschstraße gebe es seit 2012 ein Gutachten, das Gefährdungspotenziale aufzeige. Für die täglich diensthabenden 16 Mitarbeiter gebe es nur zwei Duschen. Die Raumnot sei "täglich spürbar".

Dazu komme, dass eine Trennung vom im Einsatz kontaminierter Kleidung von den privaten Kleidungsstücken der Feuerwehrleute nicht möglich sei. Das sei ein Arbeitsschutz-Mangel, der "nach wissenschaftlichen Untersuchungen zu einem erhöhten Krebsrisiko" führen kann, heißt es in dem Schreiben. Die Feuerwehr bittet die Ratsmitglieder darum, bei der Entscheidung zur Sozialen Stadt Sandheide die Wechselwirkung auf die Bedürfnisse der Feuerwehr und damit letztlich auch auf die Bürger zu berücksichtigen.

Eine weitere Bauverzögerung wäre ein herber Dämpfer für die Ehrenamtler. Zuletzt hatte es in der Planungsausschuss-Sitzung Kritik an dem Bauvorhaben gegeben. So kommt für die Grünen "Cleverfeld als Feuerwehr-Standort nicht infrage", sagte Marc Göckeritz, der sich um die Fledermaus-Population und die Amphibien im Naturschutzgebiet Cleverfeld sorgt. Die naturschutzrechtlichen Belange würden im Gutachten "viel zu dünn" abgehandelt. Außerdem sei es "befremdlich", dass ein Neubau an der Schimmelbuschstraße für nicht möglich befunden wurde.

Die BmU sprach sich dafür aus, die Feuerwache umzubauen und die dort ansässige Bauverwaltung umzusiedeln. Cleverfeld berge "große Risiken in sich", würde eine jetzt schon "problematisch dichte Verkehrsecke zusätzlich belasten" und eine Kompensationsfläche für das dann aus dem Naturschutz entlassene Gebiet gebe es auch nicht. Detlef Ehlert (SPD) hält Cleverfeld "aus einsatztechnischen Gründen" für den besten Standort und die CDU wollte gar nicht mehr diskutieren: Der Ausschuss habe den Bebauungsplan für den Neubau einer Feuerwache auf dem Cleverfeld Anfang November beschlossen. Basta.

(RP)
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