Erkrath Ganz viel Farbe zieht ins Hospiz ein

Erkrath · Schüler mit geistiger Behinderung, Gäste und Mitarbeiter haben im Franziskus-Hospiz gemalt. Bald gibt es eine Ausstellung.

 Die Wuppertaler Troxler-Schule stellte im Hochdahler Hospiz einen selbst gestalteten Turm mit kleinen Bildern vor.

Die Wuppertaler Troxler-Schule stellte im Hochdahler Hospiz einen selbst gestalteten Turm mit kleinen Bildern vor.

Foto: dietrich janicki

Die Kunst verbindet sie alle miteinander. Ein ganzes Jahr lang haben Schüler der Wuppertaler Troxler-Schule für Menschen mit geistiger Behinderung, Hospizgäste und Mitarbeiter im Hochdahler Franziskus-Hospiz gemeinsam mit Farben zugebracht, immer wieder zum Pinsel gegriffen und kleine Leinwände bemalt. Und die hängen nun aneinandergereiht an einer großen Stele aus Holz. Die Baumscheibe, die der Skulptur sicheren Halt verleiht, stammt von einer 150 Jahre alten Eiche, die vor der Troxler-Schule stand.

Lieblingsfarben sind Seelenfarben: Das war das Motto des Projektes, das von der Kunsttherapeutin Tina Kreil begleitet wurde. "Es geht dabei darum, dass jemand sagt: Ich stehe für Gelb", gibt sie einen Einblick in den künstlerischen Prozess. Denn der ist aus Sicht der Kunsttherapeutin vor allem eines: Beziehungsarbeit.

Hin und wieder seien bei den Hospizgästen auch Tränen geflossen, erzählt Tina Kreil. War doch die Lieblingsfarbe allzu oft mit den Erinnerungen an ein gelebtes Leben verbunden, das nun an seinem Ende angelangt ist.

Auch für die Wuppertaler Schüler waren die Besuche im Hospiz eine besondere Erfahrung. Die Troxler-Schule für Menschen mit geistiger Behinderung arbeitet nach den Grundlagen des Anthroposophen Rudolf Steiner. Dessen Nähe zur geistigen Welt schwingt mit im Schulalltag. Hinzu kommt, dass die kreative Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Materialen fester Bestandteil des Unterrichts ist. Und obwohl die Schüler noch jung sind, ist die Möglichkeit des Todes allgegenwärtig. "Einige bewegen sich gesundheitlich immer wieder in Grenzbereichen", weiß Lehrer Sebastian Ries. Die Familien seien mit Blick auf die palliative Begleitung oft auf sich allein gestellt. Noch gebe es kein funktionierendes Netzwerk, das bei der Sterbebegleitung von Menschen mit geistiger Behinderung für Entlastung sorgen würde.

Nicht zuletzt aus diesem Grund versteht Hospizleiter Robert Bosch das Kunstprojekt als Initialzündung, um sein Haus und auch den Weiterbildungsbereich in diese Richtung zu öffnen. "Die Einrichtungen klopfen schon lange bei uns an", spricht Bosch über ein Problem, das bislang jenseits der Wohngruppen kaum thematisiert wird. Denn dort müssen neben dem Betreuungsalltag oft auch Grenzsituationen in Todesnähe bewältigt werden, ohne dass Mitarbeiter dafür ausgebildet wurden. Das soll sich nun ändern - in Kürze werden im Franziskus-Hospiz auch Palliative-Care-Kurse mit besonderem Fokus auf Menschen mit geistiger Behinderung angeboten. "Wir wollen auch behinderte Menschen darin stärken, am Lebensende für sich selbst zu entscheiden", so Robert Bosch.

Es gebe bereits Patientenverfügungen, die den besonderen Anforderungen gerecht werden würden. Grundsätzlich unterscheide sich das Miteinander am Lebensende keinesfalls von dem, was seit langem im Hospiz praktiziert wird. "Menschen brauchen einen gestalteten Raum, in dem sich die noch bleibende Lebenszeit entfalten kann", weiß Robert Bosch.

Am Samstag, 24. September, öffnet das Hospiz von 15 bis 17 Uhr seine Türen, um mit der Ausstellung der Stele das Projekt "Lieblingsfarben sind Seelenfarben" abzuschließen. Dabei gibt es auch einen Einblick in den Entstehungsprozess des Gemeinschaftswerks.

(magu)
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