Erkrath Knallerei bringt Bürger um den Schlaf

Erkrath · Seit mehr als acht Monaten werden Anwohner nachts durch laute Geräusche geweckt. Ursache? Unbekannt! Experten vermuten "Polen-Böller".

 Die Polizei vermutet "Polen-Böller" hinter der Knallerei in Hochdahl. Das illegale Feuerwerk ist meist mit einem Totenkopf gekennzeichnet.

Die Polizei vermutet "Polen-Böller" hinter der Knallerei in Hochdahl. Das illegale Feuerwerk ist meist mit einem Totenkopf gekennzeichnet.

Foto: dapd, Theo Heimann

Es passiert immer wieder. Meist mitten in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr. Ein lauter Knall erschüttert Hochdahl. Betroffen ist vor allem das Gebiet rund um den Stadtweiher. "Ich stehe jedes mal senkrecht im Bett", schreibt eine Erkratherin in einem sozialen Netzwerk. Sie ist offenbar nicht die Einzige, die die Geräusche mitten in der Nacht hört. Viele Hochdahler Bürger hören die nächtlichen Knall-Geräusche. Nicht erst seit Freitag. Schon im Dezember vergangenen Jahres wurde die Polizei eingeschaltet, die damals versprach, mehr Streife zu fahren. Doch der oder die Verursacher sind bis heute unbekannt.

 Rund um den Stadtweiher sollen die nächtlichen Explosionen besonders zu hören sein.

Rund um den Stadtweiher sollen die nächtlichen Explosionen besonders zu hören sein.

Foto: D. Janicki

Wenn man sich etwas nicht genau erklären kann, ersetzen Vermutungen und Gerüchte die Wahrheit. Das Netz ist geduldig. Eine User schreibt: Es könnten Jugendliche mit Schreckschuss-Revolvern sein, die Leuchtkugeln von den Balkonen der Hochhäuser abfeuern. Andere Internet-Nutzer vermuten, dass sich in den städtischen Kanälen nachts "irgendwelche Gase" bilden, die dann lautstark explodieren. Unwahrscheinlich bis unmöglich.

"Polen-Böller" knallen besonders laut

Sehr viel wahrscheinlicher auch nach Einschätzung von Fachleuten: Es könnten so genannte "Polen-Böller" sein, die die Hochdahler nachts um den Schlaf bringen. Sie heißen "Explosive II", Mega Jumbo, oder es ist einfach nur ein Totenkopf darauf zu sehen.

Dahinter verbirgt sich ein Phänomen, das erst seit Öffnung der Ost-Grenzen in den 1990er Jahren in Deutschland bekannt ist. In Polen ist bei Böllern die Beigabe von einem Gramm Blitzknallsatz (BKS) in Böllern erlaubt. Die Substanz sorgt dafür, dass der Böller nach dem Anzünden sehr viel schneller und heftiger reagiert als das hierzulande verwendete Schwarzpulver. Der sogenannte "Blitzknallsatz" ist in Deutschland nicht erlaubt. Theoretisch darf man diese Böller wenn auch in geringer Menge nach Deutschland einführen.

Es gibt aber auch Böller, die noch einen viel höheren Anteil des Blitzknallsatzes in sich tragen. Sie sind um ein Vielfaches lauter und viel gefährlicher. Wer sie etwa in der Nähe der Hand zündet, läuft Gefahr Finger zu velieren. Und: Diese Art von Böllern können durchaus auch in Deutschland oder China hergestellt werden, so dass es sich streng genommen, nicht um "Polen-Böller" handelt. Kaufen kann man sie zu jeder Jahreszeit. Ob sich nun einige Hochdahler Jugendliche einen "Spaß" daraus machen, diese illegalen Böller zu zünden?

Die Polizei ist bereits mehrfach über die Ereignisse informiert worden. Bei der Tat erwischt worden ist noch niemand. Einige Hochdahler wollen in den vergangenen Tagen etwa in der Nähe der Arkaden beobachtet haben, dass dort Knallkörper von Balkonen herunter geworfen wurden. Es wurden "helle Lichtblitze" beobachtet.

(RP)
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