Erkrath Holunder: in den Magen statt in die Vase

Erkrath · Celia Nentwig informiert über nützliche "(Un-)kräuter", die sich gut in der Küche machen. Im Naturschutzzentrum Bruchhausen gibt die Kräuterpädagogin Kurse.

Brennnesseln im Garten? Raus damit! Und dann auch noch dieser lästige Giersch? Um Himmelswillen, am besten gleich den Spaten holen. Was so manchen Hobbygärtner zu Höchstleistungen antreibt, lässt Celia Nentwig eigentlich nur den Kopf schütteln. Die 50-jährige Kräuterpädagogin weiß ziemlich genau, welchen Raubbau wir mit der Natur treiben, um jedem "Unkraut" sofort mit der Hacke oder gar der Giftspritze zu Leibe zu rücken. Und nicht nur das: Als "Unkrautvernichter" bringen wir uns selbst um die Wohltaten vieler Wildpflanzen. Was es damit auf sich hat, wird Celia Nentwig demnächst im Neanderthal Museum erzählen.

Außerdem war sie am Wochenende im Naturschutzzentrum Bruchhausen zu Gast, um dort über den Holunder zu plaudern: Diese wunderbare Heilpflanze, von der nur noch die wenigsten wissen, welche Kräfte in ihr stecken. "Früher kannten sich die Bauern damit aus", sagt Celia Nentwig zurückblickend.

Mit ihren Kursen, Workshops und Kräuterwanderungen versucht sie nun, das verloren gegangene Wissen zurückzuholen. Und dabei geht es keineswegs nur darum, wie man aus Löwenzahn, Gundermann & Co. einen leckeren und gesunden Salat zaubert. Sondern auch um den Respekt vor der Natur, der inmitten von Hektik, Eile und Unaufmerksamkeit verlorengegangen zu sein scheint. Einfach mit Schere oder gar mit der Sense zu Werke gehen, ist für die Kräuterpädagogin tabu: "Wenn ich so etwas beispielsweise beim Bärlauch sehe, weiß ich, dass die Pflanze irgendwann an dieser Stelle nicht mehr wachsen wird." Stattdessen gibt sie ihren Kursteilnehmern mit auf den Weg, was Nachhaltigkeit für die Pflanzenwelt bedeutet. "Man muss die Pflanze genau kennen und wissen, was man wie sammeln darf.". Im Klartext heißt das: Manchmal darf man die Blüten mitnehmen und ein anderes Mal werden sie noch für die Fortpflanzung gebraucht. Blätter dürfen nicht einfach abgerissen, sondern sollten rücksichtsvoll und in Maßen gepflückt werden. Hört man Celia Nentwig aufmerksam zu, bekommt die wilde Pflanzenwelt ein Eigenleben. "Angebautes Gemüse muss dort wachsen, wo der Mensch es gern hätte. Wildpflanzen wachsen nur an dem für sie richtigen Ort", glaubt die Kräuterexpertin.

Beim Holunder-Kurs im Naturschutzzentrum Bruchhausen war übrigens auch zu hören, dass es mit dem roten Holunder durchaus einen Doppelgänger mit dem Potenzial zu Übelkeit und Durchfall gibt. Gefüllte Eier mit Wiesenknopf, schokolierte Gundermannblätter und Schaumkrauttaler: In der Nentwig´schen Küche wird oft experimentiert.

Dafür geht es bei Wanderungen nur langsam voran. "Mit den Augen verfolge ich immer den Wegesrand, und wenn ich eine Pflanze nicht kenne, geht's eben erstmal nicht mehr weiter", verrät sie. Allzu oft dürfte das allerdings nicht mehr vorkommen.

(magu)
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