Erkrath Im Kunsthaus lässt sich Natur entdecken
Erkrath · Fotografin Eva Pannée und Bildhauer Wolfgang Sendermann setzen Erde, Rinde, Farne und Blütenblätter in Szene.
Genau so eine Ausstellung braucht der Mensch im Winter: Eine die wärmt und erdet, mit ganz schlichten Mitteln. Mit Erde zum Beispiel, die Wolfgang Sendermann in Erkrath gesammelt, mit Tapetenkleister und Weißleim vermischt und dann in Schichten zu Papier gebracht hat. Sieht aus wie ein altes, kostbares, von Wind und Wetter gegerbtes Pergament und kann jetzt in der Ausstellung "Natur Struktur" im Kunsthaus an der Dorfstraße in Hochdahl-Millrath einer näheren Betrachtung unterzogen werden.
War die Erkrather Erde noch ein vergleichbar leichtes Gut, gestaltete sich die Sache mit dem vier Meter langen hölzernen Treibgut aus der Elbe doch wesentlich schwieriger, erzählt Sendermann. Als er es fand, habe er noch gar nicht gewusst, was einmal daraus werden sollte, aber mitnehmen wollte er es auf jeden Fall. Am Ende sind dann recht filigrane Skulpturen entstanden, unter anderem ein hübsches Paar, das nur noch füreinander (Holz-)Augen hat.
Holzliebe, also Liebe zum Holz, ist auch für die Fotografin Eva Panneé ein großes Thema. Sie muss dafür gar nicht viel mitnehmen, hält die Hände frei für ihre treue Begleiterin, die Kamera, mit der sie die faszinierenden Strukturen von Holzscheiben und Baumrinden erforscht. Linien, Farben, Formen, da gibt es so viel zu sehen, wenn man sich auf die kleinen Natur-Meditationen einlässt, sagt Pannée. Auf Sylt, wo alle Welt das Vergnügen sucht, hat sie sich in die geologischen Strukturen des Morsumer Kliffs versenkt und sie fotografisch festgehalten. Auch Meerwasser, das mit Sand spielt, ihn verformt und dabei von der Sonne bespiegelt wird, hat sie gebannt und für die Ausstellungsbesucher zugänglich gemacht. Für Pflanzenfreunde gibt es Farne, die wohl ältesten Pflanzen der Welt, und junge Rosenblüten zu sehen.
Wer die kleine, heimelige Schau in der ehemaligen Schule an der Dorfstraße 8 sehen will, muss sich allerdings beeilen, denn die Ausstellungen dort wechseln monatlich. Dafür sorgt der rührige Förderkreis Kunst und Kulturraum Erkrath, dessen Gründungsmitglieder Pannée und Sendermann sind. Vor drei Jahren haben sie eine Wohnung und einen Klassenraum in dem Schulgebäude von der Stadt gemietet und seitdem nahezu kernsaniert: neuer Anstrich, neue Böden, neue Heizungen. Es war eine große Investition und viel Arbeit, zu stemmen nur durch geballte handwerkliche Begabung.
Entstanden ist ein modern beleuchteter Ausstellungsraum, für den sich auch viele Künstler außerhalb Erkraths interessieren, berichten Pannée und Sendermann. Es mangele nicht an Kandidaten, die dort ausstellen wollen. Geöffnet ist nur am Wochenende, aber auch unter der Woche ist reichlich Leben im Gebäude: In sechs Ateliers wird gewerkelt, nebenan probt der Madrigalchor und eine Privatwohnung ist auch noch im Haus.
Geöffnet bis einschließlich 11. Dezember samstags von 15 bis Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Kontakt: www.kunsthaus-erkrath.de. Am 15. Dezember gibt es um 19 Uhr eine Lesung mit Musik.
