Erkrath Kabarettist Hagen Rether rettet die Saison

Erkrath · Dem Vernehmen nach soll die Theatersaison 2017/18 in Erkraths Stadthalle nicht die stärkste gewesen sein. Diesen Eindruck hat Kabarettist Hagen Rether jetzt wettgemacht. Vor ausverkauftem Haus redete sich der Mann mit dem Zopf langsam, aber sicher in Rage über alles, was in der Welt gerade schiefläuft. Nämlich fast alles.

Auf der Bühne nicht viel mehr als er selbst, ein Bürostuhl und ein bis zuletzt arbeitsloser Flügel mit ein paar Bananen darauf. Eilig hat er es nicht, setzt seine Kritik als Plauderei in die Welt, die ankommt, amüsiert, grundsätzlich betrachtet aber eher zum Verzweifeln ist: "Wir waren schon mal weiter" und "Wie konnte es nur so weit kommen". Hat Rether doch beispielsweise die CDU-FDP-Regierung in seiner Wahlheimat NRW dabei erwischt, dass sie als erste "christliche" Amtshandlung das Sozialticket im Nahverkehr abschaffen wollte. Und sich selbst dabei, dass er froh ist, "dass wir Merkel haben", angesichts vieler Möchtegern- und tatsächlicher Diktatoren wie Trump, Putin, Erdogan. Nie hätte er gedacht, dass er diesen Satz mal sage.

Für viele Phänomene hat der selbsternannte "linksliberale, vegane Ökospinner", der im Sinne des Klimaschutzes für eine fleischlose Zukunft wirbt, nur eine Erklärung: Wir denken nicht (mehr), haben Hornhaut auf der Seele, und überall mangelt es an Bildung. Stimmt.

Zur Pause ging es auf zehn Uhr zu und am Ende war es kurz vor Mitternacht. Donnernder Applaus. Rether verteilte noch die letzten Bananen im Publikum - drei hatte er im Verlauf seines scharfzüngigen Marathons selbst vertilgt, ohne eine nennenswerte Pause einzulegen.

(hup)
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