Erkrath Kaum Toiletten für Rollstuhlfahrer

Erkrath · Die Selbsthilfegruppe der MS-Kranken bemängelt den Zustand im öffentlichen Raum und an Schulen und Sporthallen.

Erkrath: Kaum Toiletten für Rollstuhlfahrer
Foto: Janicki, Dietrich

Behindertentoiletten sind in Erkrath Mangelware. Das sagt nicht nur Marion Kremerius von der MS-Selbsthilfegruppe Erkrath. Das sagt auch Dezernent Ulrich Schwab-Bachmann. Jüngst, als der TSV sein 50-Jähriges in der Aula des Gymnasiums an der Rankestraße feierte, musste Marion Kremerius zusammen mit einem Herrn die körperbehinderte Dame einer auftretenden Sportgruppe umständlich vom Rollstuhl aus auf die Toilette hieven. Die Helfer waren für die Dame Fremde, die sie in einer entwürdigenden Situation sahen. "Was ist das für eine Zumutung und ein Eingriff in die Intimsphäre?", fragt Kremerius berechtigt. "Es gibt zwar eine Behinderte-Toilette in der Realschule an der Rankestraße, aber da darf ja keiner rein, wenn die Schule geschlossen ist. Den Schlüssel hat der Hausmeister."

Kremerius kennt auch eine Mutter zweiter Kinder auf dem Gymnasium an der Rankestraße. "Sie kann nie zu Schulveranstaltungen gehen kann, weil die Toilette fehlt", sagt sie. "Super erfreulich ist die Situation wirklich nicht", gibt Schwab-Bachmann zu. Besonders die Schulgebäude in Erkrath stammten zum größten Teil aus den 1970er Jahren, als noch niemand an Inklusion gedacht hat. "Wir sind ja froh, dass wir über die Misere informiert werden. Wir haben uns über den Sport nie so viel Gedanken gemacht. Bisher gab es auch nicht so viel Behinderten-Gruppen in den Schul-Turnhallen. Und der TSV hat für seine Angebote im eigenen Haus an der Sedentaler Straße eine entsprechende Toilette. Wir müssen das Thema jetzt unbedingt anpacken."

Das ist sicher nötig. Allein die Selbsthilfegruppe für Multiple Sklerose von Marion Kremerius hat 44 Mitglieder. Die meisten stammen aus Erkrath. Mittlerweile musste sie schon ein Aufnahmestopp verhängen. "Wir sind schon so eigentlich zu viele." Doch Marions Kremerius, selbst Betroffene, weiß wie wichtig es für die Erkrankten ist, zu erfahren, dass das Leben mit der Diagnose nicht aufhört.

Waren es früher hauptsächlich Menschen zwischen 20 und 40 Jahren, die an der Autoimmunschwäche erkrankten, sind es heute auch sehr viele Kinder, berichtet sie. Gerade für sie ist es wichtig, nicht ausgegrenzt zu werden.

Am Donnerstag schaut sich die Verwaltung mit Marion Kremerius die Situation besonders in Sporthallen und Schulen an. "Wir müssen gucken, dass wir schnell und unproblematisch mit kleinen Hinweisen und Regelungen mit den Hausmeistern erreichen, dass Körperbehinderte immer eine Toilette erreichen können", sagt Schwab-Bachmann.

Grundschulen wie in Millrath und Sandheide sind bereits perfekt ausgestattet für ihre Inklusionskinder. "Nicht jede Schule wird auch körperbehinderte Kinder aufnehmen können", sagt Schwab-Bachmann und verweist auf die Schule an der Hölderlinstraße mit ihren vielen Treppen.

Aber nicht nur in Schulen, fehlt das ausgebaute stille Örtchen. Wer an der Bahnstraße einkaufen geht, muss das bis 16 Uhr erledigt haben, so lange ist die Toilette im Rathaus geöffnet. "Danach sollten Rollstuhlfahrer zu Hause sein", sagt Kremerius. Am Wochenende gibt es gar keine Lösung. Auch in Unterfeldhaus gibt es kein öffentliches Klo für Menschen mit körperlichem Handicap.

Auf dem Hochdahler Markt bietet die Bäckerei Oebel erst seit kurzem eine ausgebaute Toilette an. "Briefe, die ich schon früher an die Verwaltung geschickt habe mit dem Hinweis auf diese Mängel, sind mit der Feststellung beantwortet worden: Das sei zu teuer, so Kremerius. Voller Hoffnung blickt sie jetzt dem Donnerstag entgegen.

(RP)
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