Erkrath Letzte Rettung - das Repair-Café

Erkrath · Die Werkstatt Erkrath bietet einmal im Monat einen kostenlosen Service für defekte elektrische Kleingeräte an. Allerdings müssen die "Kunden" selbst mit Hand anlegen bei der Reparatur. Manches Altertümchen wird wieder heil.

 Im Repair-Café erklärt Hans Georg Moors Gabriele Schmelcher, was an ihrem E-Book-Reader defekt ist.

Im Repair-Café erklärt Hans Georg Moors Gabriele Schmelcher, was an ihrem E-Book-Reader defekt ist.

Foto: Dietrich Janicki

Das defekte Bügeleisen älteren Datums fordert die Herren vom Repair-Café heraus. Es ist undicht. Rudolf Simon, Hans-Jürgen Reck und Hans Georg Moors, alle aus technischen Berufen, fachsimpeln, wie sie das elektrische Kleingerät noch einmal fit machen können, obwohl die Innereien schon leicht oxidiert sind. Sie probieren's. Es scheint zu klappen. Genauso wie die Reparatur der Kaffeemaschine und der Kamera, die einen Display-Schaden hat.

Zum ersten Mal hatte die Werkstatt Erkrath, in der ehrenamtlich pensionierte Handwerker, Techniker, EDV-Spezialisten, aber auch Chemiker und Physiker sich zusammengeschlossen haben, geöffnet. Einmal im Monat ist das Repair-Café ab sofort Treffpunkt für alle, die defekte Kleingeräte nicht so schnell wegwerfen wollen. Das erste Repair-Café fand unterm Dach im Haus der Kirchen am Hochdahler Markt statt. Mit so viel Resonanz hätten die Herren um den Initiator, den Radio- und Fernsehtechniker Georg Moors, gar nicht gerechnet. "In den ersten zwei Stunden waren schon ein Dutzend Leute da", sagt Rudolf Simon, ein Mann mit vielen Talenten, der zuletzt Technik-Lehrer an der Berufsschule war und als Kunstschmied, Dreher und Fräser schon in mehreren Berufen gearbeitet hat.

"Den meisten Besuchern des Cafés konnten wir helfen", sagt er. Die kleine Kamera von Gabriele Schmelcher mit dem Displayschaden muss allerdings noch warten. Es fehlen die passenden Feinwerkzeuge. Georg Moors bietet an, sich die Kamera zu Hause anzusehen. Schmelcher hat auch noch einen E-Book-Reader mitgebracht. "Ich finde das prima hier. Man muss doch nicht immer alles nach vier oder fünf Jahren wegwerfen. Die Kamera beispielsweise hat mal 250 Euro gekostet." Manche "Kunden" der Erkrather Werkstatt haben im Laufe der Jahre zur Kaffeemaschine oder zum Staubsauger ein regelrecht inniges Verhältnis entwickelt. Wie der Herr, der den guten Kaffee lobt, der immer aus seinem Altertümchen kam - nur auf einmal nicht mehr. Die einhellige Diagnose der Spezialisten: entkalken, Dichtungen erneuern - und das alte Hündchen tut es wieder.

Eines stellt Harry Keller, Doktor der Chemie, klar: "Wir messen hier durch und sagen, was genau kaputt ist. Wir reparieren die Teile nicht. Wir zeigen den Leuten, wie sie das selbst machen können." Und genau das schätzt auch Gabriela Schmelcher: "Ich will meiner Kamera noch einmal eine Chance geben, bevor ich sie wegwerfe und sie eventuell selbst reparieren."

Noch nicht so viele Kunden hat an diesem Nachmittag der Elektrotechniker Stefan Giese, der einzige an diesem Nachmittag im Repair-Café, der noch kein Pensionär ist und nach der Arbeit anrückt, um sich Handys, E-Bookreader und Laptops mit Macken anzuschauen.

Die Erkrather Werkstatt und ihr ehrenamtliches Angebot sind eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: die "Kunden", die kommen, und ihre betagten Geräte manchmal mit zwei Griffen wieder hinkriegen, und die Helfer. "Wir können so viel und möchten unsere Fähigkeiten gerne weitergeben", sagt Simon, "warum soll das alles ungenutzt bleiben?"

16 Handwerker und Akademiker gehören dem Werkstatt-Netz an. "Es fehlen uns noch Schreiner", sagt Moors. Repariert werden eigene Schätzchen, Trödel und das, was im Keller darauf wartet, wieder instand gesetzt zu werden. Willkommen sind alle, die Lust haben, Kleinteile selbst zu reparieren. "Oft ist ja nur eine Unterbrechung in der Zuleitung oder eine Sicherung im Gerät defekt", sagt Moors.

(RP)
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