Erkrath Markante Bilder von Mensch und Tier

Erkrath · Elisabeth Kramer aus Werne an der Lippe stellt derzeit im Erkrather Kunsthaus aus. Das Haus wird bundesweit immer mehr wahrgenommen. Im Laufe des Jahres kommen auch Künstler aus Bochum und Augsburg.

Wo bitte ist Werne? Die schüchterne Kleinstadt liegt an den Gestaden der Lippe und weist beachtliche Bezüge zum Erkrather Kulturleben auf. So stammt nicht nur der Vorsitzende des ausstellungsfreudigen Förderkreises Kunst Wolfgang Sendermann aus dem münsterländischen Werne. Dort wurde ebenso Gastkünstlerin Elisabeth Kramer geboren und ist seit ehedem wohnen geblieben.

Ihre großflächigen Portraits schmücken derzeit in der wirkungsstarken Exposition "Von Menschen und anderen Tieren" die hohen Schauflächen des Kunsthauses Erkrath. Kramers Erscheinen in Hochdahl verdeutlicht die bundesweit wachsende Wahrnehmung des Kunsthauses. Als nächster Künstler wird dort ein Bochumer ausstellen; später im Jahr zeigt eine Augsburgerin ihr Schaffen. Zudem ist das Kunsthaus nun als einzige Erkrather Kulturinstitution in der neuen Kreisbroschüre "Neanderland für Schulen" sowie auf der "Pädagogischen Landkarte" für außerschulische Lernorte des Landschaftsverbandes Rheinland zu finden.

Eine Kindergruppe bestaunte im Kunsthaus bereits die dynamischen Tierdarstellungen Kramers, die sich ihrerseits begeistert von der Resonanz zeigt: "Leerstehende Schulen gibt es bei uns auch, aber so etwas wie das Kunsthaus, wo Künstler arbeiten und ausstellen können, entstand daraus bei uns nicht." Zwar existiere auch in Werne ein Kunstverein; der verfüge allerdings über keine eigenen Räume, so lobt Kramer die Kunsthausfreunde: "Es gibt hier ein außergewöhnlich interessiertes und altersgemischtes Publikum."

Mit ihren weiten Motivwelten deckt sie selbst die aus der Zeit gefallenen Stillleben und Pflanzenillustrationen ab. Bei der Hochdahler Bilderauswahl beschränkte sie sich selbst auf die spielenden Körper von Säugetieren: "Als ich in der letzten Zeit Tiere malte, stellte ich fest, dass deren Augen oft sehr ähnlich zu denen von Menschen sind." Es reizte sie, beide Blickweisen einmal zusammenzuführen. Die Säuger eint der hoffnungssentimentale Schein durch die Fenster ihrer Seele, doch auch Unterschiede deckt Kramer in ihren Nahaufnahmen auf: "Tiere sind nicht so klar definiert wie Menschen. Wir kennen ihre Ausdrucksweise nicht so gut." Als Inspirationsquelle dienten Kramer Fotos, die ihr Mann Hubert bei Reitturnieren, in Zoos oder auf Reisen durch die freien Wildbahnen Afrikas geschossen hatte.

Bereits als Kind hat Kramer viel und gemeinsam mit ihrem Vater gemalt. Während ihres Arbeitslebens als Lehrerin unterrichtete sie Kunst in der Schule. Zum eigentlichen Kristallisationspunkt für die intensive Beschäftigung mit der persönlichen künstlerischen Ausdrucksfähigkeit geriet das Jahr 1997.

Seither findet sie im Ruhrgebiet, in der großen Atelierhalle ihres kreativen Lehrmeisters Stephan Geisler, ausreichend Platz für ihre kühnen Farbaufträge: "Ich liebe es, unter Einsatz des Körpers zu malen und könnte mich niemals hinsetzten und stundenlang ganz klein pingeln."

Per Schüttung, also mit Emulsionszugabe in die Acrylfarbe, gelingen ihre halbrealistischen Farbvariationen. Mit der Urteilshärte einer sentimentalen Eiche spricht der Westfale Sendermann über die kolossalen Portraits der Westfälin Kramer: "Die Werke sind sehr markant und zeigen eine richtige Tiefe." Das, so muss man verstehen, gilt unter Westfalen als eine große Anerkennung.

(lard)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort