Erkrath Meisterpianistin begeistert in Erkrath

Erkrath · Gabor Antalffy, Musiker und Dirigent, veranstaltete jetzt das 175. Sandheider Meisterkonzert. Julia Golkhovaya aus St. Petersburg überzeugte mit Werken von Schubert, Schumann, Beethoven und Bach.

 Julia Golkhovaya begann mit kräftigen Akkorden - das Stammpublikum dankte ihr mit begeisterndem Applaus.

Julia Golkhovaya begann mit kräftigen Akkorden - das Stammpublikum dankte ihr mit begeisterndem Applaus.

Foto: Dietrich Janicki

Das 175. Sandheider Meisterkonzert in der Heilig Geist-Kirche Hochdahl war wahrlich ein Anlass, dem Publikum etwas ganz Besonderes zu bieten und wiederum hatte Professor Gabór Antalffy ein Glückslos gezogen: Die junge russische Pianistin Julia Golkhovaya aus St. Petersburg war Gastsolistin. Sie ist Dozentin an der Robert-Schumann-Musikhochschule Düsseldorf und verlieh dem Meisterkonzert höchste Meriten.

Die Sonate e-moll von Ludwig van Beethoven hatte dieser seinem Förderer Graf Lichnowsky gewidmet, der ihn vor finanziellem Desaster bewahrt hatte. Julia Golkhovaya begann mit kräftigen Akkorden, die im spannungsreichen Gegensatz zu den hingetupften Klängen im piano standen. Das Thema wurde mit lebhaften Verzierungen umspielt und erhielt durch metrische Verzögerungen fast romantische Ausstrahlung. Die junge Pianistin spielte wunderschön und voller Hingabe und spürbarer Ehrfurcht. Von mitreißendem Gegensatz zwischen markanten Akkorden hin zu Finger strapazierenden Läufen und sich dahin schmiegenden Passagen lebte die Sonate e-moll von Franz Schubert, deren Intensität die Pianistin mehr und mehr zu steigern wusste, um sich dann wie zum Gebet zurückzunehmen - nicht flehend, eher voller Dankbarkeit. Im dritten Satz, einem Menuett, versah sich der Zuhörer in ein romantisches Theaterstück versetzt, in dem das immer wieder inszenierte neckische Katz- und Mausspiel eines verliebten Pärchens vertont war. Die Themen tanzten förmlich durch die Tonarten wie Schmetterlinge in der Sonne. Im vierten Satz verwoben dann die Themen, wurden in einzelne Motive zerlegt, um sich dann wieder zu einem großartigen Ganzen zusammenzufinden.

Die herrlichen Läufe, die Julia Golkhovaya mit scheinbarer Leichtigkeit erleben ließ, zauberten auch bei ihr seliges Lächeln hervor. Überhaupt waren ihre Mimik und Gestik nie angestrengt, oft aber von einer Zärtlichkeit geprägt, die sie wohl der Musik gegenüber empfindet.

Dieses Gefühl übertrug sich auch auf ein syrisches Flüchtlingsehepaar, das auf Einladung der Helfer um den Hochdahler Pfarrer Christoph Biskupek dem Konzert lauschte. Samer Attal und seiner Frau Raua Najib aus Damaskus war die Ergriffenheit im Konzert richtiggehend anzumerken. In der Arabeske, einem ganz jungen Werk, op. 18, von Robert Schumann hüpften die Töne voller Freude, glitten über ins Träumerische und bekamen durch gelungene Synkopen völlig anderen Charakter - ein so fröhliches Stück des später so depressiven Komponisten.

Mit der Kreislerianer op. 16 hat sich Schumann zwischen den Extremen bewegt: Orchestrale Fülle und behutsame Innigkeit wechselten in den acht Fantasien, die er seinem Freund Fréderic Chopin gewidmet hatte, ab. Und irgendwann klangen Sequenzen durch, die an eine Szene aus Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach erinnerten, zu der ja E.T.A. Hoffmann wie bei der Kreislerianer das Libretto geliefert hatte: Klick,klack, das war klein Zack - ein umher turnender kleiner Kobold, der durch die Partitur geisterte. Eine Meisterleistung von Julia Golkhovaya, der das Publikum mit begeistertem Applaus dankte.

(eise)
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