Erkrath Minister würdigt Hospiz-Arbeit

Erkrath · Plädoyer fürs Leben: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe unterstrich gestern in Erkrath die große Bedeutung der Palliativ- und Hospizversorgung für Sterbenskranke.

 Auch der "Raum der Stille" im Hospiz war eine Station des Ministerbesuchs.

Auch der "Raum der Stille" im Hospiz war eine Station des Ministerbesuchs.

Foto: Janicki Dietrich

Zweimal hatte Hermann Gröhe dem Hochdahler Franziskus-Hospiz terminbedingt absagen müssen, aber jetzt, beim dritten Anlauf, lief es rund mit seinem Vortrag, in dem er Hintergründe zur jüngsten Gesetzgebung (von 2015) rund um die Verbesserung der Hospiz- und Palliativbegleitung in Deutschland erläuterte. Die Zusammenkunft im evangelischen Gemeindehaus Sandheide war zugleich Auftakt der Reihe "Hochdahler Hospizgespräche", für die das Hospiz weitere prominente Redner gewinnen möchte, um auf seine Begleitungsangebote für Sterbende aufmerksam zu machen.

 Gesundheitsminister Hermann Gröhe (Mitte) informierte sich bei Leiter Robert Bosch und Christiane Dommach (Pflegedienstleitung) über die Arbeit im Hospiz.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (Mitte) informierte sich bei Leiter Robert Bosch und Christiane Dommach (Pflegedienstleitung) über die Arbeit im Hospiz.

Foto: dj

Seit 30 Jahren wird in Erkrath Hospizarbeit praktiziert, geleitet von der Einsicht, dass Sterben zum Leben gehört und verlässlich und würdevoll begleitet werden muss. Die Erkrather Aktiven zählten bundesweit zu den ersten, die zunächst ambulant, wenig später dann auch stationär sterbenskranken Menschen zur Seite standen. Hermann Größe würdigte dieses "zivilgesellschaftliche Engagement", mit dem der Hospizgedanke in den achtziger Jahren in Deutschland konfessionsübergreifend Fuß fasste und schließlich auch ins Bewusstsein der Politik drang.

Über 100.000 Ehrenamtliche sind laut Gröhe in Deutschland in der Hospizarbeit aktiv - Einsamkeit in den letzten Lebenstagen müsse also nicht sein, betont er, der sich klar gegen sogenannte Selbsttötungsvereine und geschäftsmäßig organisierte Suizidhilfe positionierte, wie es sie in anderen Ländern gibt. Unerträgliche Schmerzen auf dem Weg zum Tod müssten beim derzeitigen Stand der Palliativmedizin nicht sein, sagte der Minister - und verwies darauf, dass diese seit 2012 erfreulicherweise Pflichtprüfungsfach in der Mediziner-Ausbildung sei. Rund 10.000 Suizide gebe es in Deutschland pro Jahr, "es waren einmal 20.000", berichtet Gröhe.

Es war gestern viel vom Wert des Lebens und der Würde des Menschen, von Herzenswärme als Schatz für die Gesellschaft, von der Freundschaft bis zuletzt, von helfenden Hände die Rede - aber, wenn schon einmal ein Minister am Mikrofon ist, auch von den harten Fakten, die die Politik fraktionsübergreifend geschaffen habe, um Hilfen für Sterbende bekannter zu machen und Versorgungslücken zu schließen. So sehe die im Dezember 2015 beschlossene Gesetzgebung vor, dass die Zahl der ambulanten Hilfsdienste aus Ärzten, Pflegern und anderen Helfern, die sich um Sterbende zu Hause kümmern, steigt; dass Hospize mehr Geld erhalten und die Versorgung dort ebenso wie in Pflegeheimen und Kliniken besser wird; dass die Erstattung der zuschussfähigen Kosten bei Hospizen von 90 auf künftig 95 Prozent steigt; dass Kranken- und Pflegekassen in die Pflicht genommen werden; dass das Wissen der Patienten und ihrer Angehörigen über Hilfen für Sterbende durch einen Beratungsanspruch gegenüber den Kassen verankert wird.

Andreas Feller, Vorsitzender des Franziskus-Hospizes, dankte Gröhe für dessen beredtes "Plädoyer für das Leben", mit dem die Latte für künftige Erkrather Hospizgespräche recht hoch gelegt sei.

(RP)
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