Erkrath Mit Fairtrade noch besser werben

Erkrath · Seit Ende April kann sich Erkrath "Fairtrade-Stadt" nennen. Aber wie viel fairer Handel steckt im Einkaufsalltag?

Zur Zertifizierung kamen über 60 engagierte Erkrather ins Rathaus, um mit Bürgermeister Schultz (li. am Plakat) die Urkunde in Empfang zu nehmen.

Zur Zertifizierung kamen über 60 engagierte Erkrather ins Rathaus, um mit Bürgermeister Schultz (li. am Plakat) die Urkunde in Empfang zu nehmen.

Foto: stadt

Die Auszeichnung Erkraths als Fairtrade-Stadt wurde am Wochenende im Rathaus gefeiert. In den kommenden zwei Jahren muss die Stadt nun zeigen, dass hier das Konzept des fairen Handels in Gastronomie, Einzelhandel, Schulen und Vereinen umgesetzt wird. Die Projektpartner haben sich dazu verpflichtet, Fairtrade in ihre Betriebe zu integrieren. Beim Besuch der Erkrather Supermärkte zeigt sich: Im Alltag könnten Fairtrade-Produkte stärker präsent sein.

Lidl war 2006 der erste Discounter, der Produkte aus fairem Handel ins Sortiment aufnahm. Die Eigenmarke "Fairglobe" richtet sich nach den Vorgaben des Vereins "Transfair", welcher die Siegel für faire Produkte vergibt. In diesem Jahr wurde Lidl anlässlich der zehnjährigen Partnerschaft mit Fairtrade mit dem "Fairtrade Award" ausgezeichnet. Dementsprechend selbstbewusst wirbt der Discounter mit seinen Fairtrade-Produkten, weist mit großen Anzeigen und grünen Preisschildern auf die Waren hin. Auch bei Aldi setzt man auf eine farbliche Kennzeichnung der fairen Produkte. Mit "One World" hat der Discounter ebenfalls eine faire Eigenmarke nach Transfair-Vorschriften.

Bei den Supermärkten Edeka und Rewe liegt der Fokus dagegen deutlich auf Bio-Produkten. Beide Anbieter haben mehrere separate Bio-Regale, ansprechend aufgemacht und mit Schildern gekennzeichnet. Produkte aus biologischem Anbau sind jedoch nicht immer fair gehandelt, auch wenn Bio und Fairtrade bei vielen Erzeugern Hand in Hand gehen. So tragen die meisten der gesondert beworbenen Bio-Produkte bei Rewe und Edeka kein Fairtrade-Siegel. Faire Produkte gibt es trotzdem; sie sind wie bei den Discountern im Sortiment integriert. Von einer Kennzeichnung jedoch keine Spur. Wer nicht gezielt auf das Siegel achtet, bemerkt an der Fairtrade-Ware wohl nur die höheren Preise.

Im Vergleich zu den Hausmarken muss man für faire Produkte den einen oder anderen Euro drauflegen. Zum Beispiel kostet ein Kilo Fairtrade-Bananen bei Lidl 1.69 Euro, andere Bananen dagegen 1.15 Euro. Für fairen Furchtnektar muss man bei Aldi 1.29 pro Liter bezahlen, die Hausmarke Rio d'Oro kostet nur 79 Cent. Viele Kunden sind aber gern bereit, für Fairtrade höhere Preise zu zahlen.

"Wir achten beim Einkaufen auf das Fairtrade-Siegel", so das Ehepaar Derpe. "Dafür geben wir auch etwas mehr aus." Sie begrüßen es, dass die Stadt den Fairtrade-Gedanken stärker vorantreiben will. Corinna Rösler legt vor allem bei Kaffee und Schulmaterialien Wert auf Fairtrade. "In meiner Wahrnehmung sind faire Artikel immer noch Nischenprodukte. Wer gezielt darauf achtet, findet sie. Kunden, die nicht für das Thema sensibilisiert sind, nehmen die Alternativen oft nicht wahr", sagt sie. Bei Peter Berning landen regelmäßig faire Schokolade und Kaffee im Einkaufswagen. "Fairtrade könnte in den Supermärkten stärker beworben werden." Der etwas höhere Preis schreckt ihn nicht ab, denn der sei im Gegensatz zu den hohen Preisen von Markenprodukten gerechtfertigt.

(rab)
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