Erkrath Nach 37 Jahren macht Hilla Platz am Zapfhahn

Erkrath · Hilla Schulte gibt ihr Tradtionslokal "Im kühlen Grund" an Detlef Schulz und Hubert Krutzler ab. Als "gute Seele" ist sie weiter dabei.

Nach 37 Jahren hat Hilla Schulte ihr Tradtionslokal "Im kühlen Grund" an Detlef Schulz und Hubert Krutzler abgegeben. Als gute Seele bleibt sie der Gaststätte erhalten. "Hildegard" oder "Frau Schulte" sagen nur Fremde zu ihr. Für die vielen Stammgäste ist sie, "Hilla", Dreh- und Angelpunkt. Da wird geplaudert und erzählt und gibt es eine Frage zur Schnapsbrücke und wo denn früher mal die alte Lore entlang fuhr - Hilla weiß es. "Das erzähle ich immer gerne", nicht nur den Bekannten, auch denjenigen, die zum ersten Mal Gast "Im kühlen Grund" sind. Wenngleich damit seit Jahresbeginn offiziell Schluss ist. "Da habe ich den Betrieb abgegeben", sagt die inzwischen 77-Jährige. Seitdem führen Detlef Schulz und Hubert Krutzler das Traditionslokal im idyllischen Grün. Inoffiziell aber ist "Hilla", nur in "Vorruhestand getreten. Als so etwas wie die gute Seele bleibt sie uns erhalten", freuen sich die Neupächter.

"Für mich gab es nie etwas anderes", sagt die Seniorin hinsichtlich der Berufswahl. Mit 13 Jahren begann sie im von Mutter Hildegard und Vater Adolf Rauschmann geführte Lokal zu kellnern. Damals gab es keine warme Küche, nur lecker Schnittchen. Weil der Papa aus der gleichnamigen Metzgersfamilie in Haan stammt, gingen die weg wie die sprichwörtlichen Semmel. "Aber nur von Schnittchen kann man nicht leben." Folgerichtig bauten Hilla und Ehemann Heinrich, als sie 1977 den Familienbetrieb übernahmen, das gutbürgerliche Angebot aus. Entwickelt hatten sie eine Karte, in der "Im kühlen Grund" von "I" wie "ist der Hunger groß oder klein, Bouillon mit Ei, das ist fein" über "K" wie "Kaviar auf Russisch Ei" oder "R" wie "richtig Kohldampf musst Du haben, traust Du Dich an 'Sauerländer Krüstchen' ran" rheinländisch durchbuchstabiert wurde. Kartoffelsalat, inzwischen als Spezialität des Hauses berühmt, inklusive. Den bereitete sie in Haans Partnerstadt Eu auf Einladung der Wirtevereinigung zu.

Leidenschaft, Ausdauer und Talent zeichnete die Wirtin in 37 Jahren als Chefin aus. Auch nach dem Tod des Mannes Ende der 70er. "Eine Familie sind wir ja bis heute geblieben", Privatleben mit Freizeit oder Hobbys kennt Hilla Schulte nicht. "Wozu auch, ich habe immer gerne gearbeitet". Und ein sanftes Lächeln streift über ihr Gesicht, wenn sie über die "tolle Landschaft drumherum" spricht.

Der Neandersteig liegt nur 200 Meter entfernt, Spaziergänger, Mountain Biker, Wanderer und Familien mit Kindern machen gerne einen Einkehrschwung. "Wir sind kein Nachtlokal, hier zählt das Tagesgeschäft", Vogelgezwischter und Blätterrauschen inklusive. "Wenn es ganz still ist, hört man die Düssel rauschen." Und jetzt im Sommer wird klar, warum Ururgroßvater Jakob Pabst die Gastwirtschaft "Im kühlen Grund" nannte.

(RP)
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