Erkrath/Mettmann Neandertal: Droht erneuter Kahlschlag?

Erkrath/Mettmann · Bäume stürzen bei völliger Windstille auf Wander- und Radwege. Der Wald im Abschnitt zwischen dem Museum und dem Ortseingang von Mettmann müsste nach Ansicht des ehemaligen Revierförsters Reinhart Hassel gefällt werden.

 An den kahlen Hängen soll nun ein "Niederwald" entstehen. Dazu gehören Lichtungen und Sträucher.

An den kahlen Hängen soll nun ein "Niederwald" entstehen. Dazu gehören Lichtungen und Sträucher.

Foto: D. Janicki

In einer kalten Januar-Nacht entwurzelte eine Sturmböe eine rund 25 Meter hohe Buche in der Nähe des Cafés Schräglage. Der Baum fiel auf einen vorbeifahrenden Kleinwagen. Mehr als 40 Minuten brauchte die Feuerwehr, um den schwer verletzten Fahrer aus dem völlig eingedrückten und zerstörten Wrack zu bergen. Für Straßen.NRW und den Kreis Mettmann war das offenbar so etwas wie die allerletzte Warnung. Im Februar wurde das Tal gesperrt, die Motorsägen verrichteten zwischen dem Erkrather Ortsausgang und dem Neanderthal Museum ganze Arbeit. Große Teile des Baumbestands wurden entlang der Straße zu Kaminholz verarbeitet. Der "Kahlschlag" sorgte für große Empörung bei Umwelt- und Naturschützern. Dabei waren Experten der Biologischen Station in die Fällungen einbezogen. Der Kreis verteidigte sich. Auf dem lediglich angeschütteten Hang hatten die meisten Bäume eine schlechte Standfestigkeit.

Die schlechte Standfestigkeit auf dem darunter liegenden Felsen sowie Krankheiten an Bäumen sorgen in den vergangenen Wochen immer wieder dafür, dass im Neandertal Bäume umfallen. Erst in der vorvergangenen Woche musste die Feuerwehr einen Baum beiseiteschaffen, der kurz hinter dem Schwarzwaldhaus auf einen Radweg gefallen war. Landwirt Otto Liethen hat in den vergangenen Tagen zwei Bäume fotografiert, die hinter dem Neanderthal Museum auf einen Wanderweg gestürzt sind.

"Wir müssen uns den Baumbestand zwischen dem Museum und Mettmann einmal ganz genau ansehen", sagt Reinhart Hassel nun in der Sitzung des Ausschusses der Unteren Landschaftsbehörde. Der ehemalige Leiter des Mettmanner Forstamts ging noch einen Schritt weiter. Möglicherweise werde man auch in diesem Abschnitt großflächige Fällungen nicht verhindern können. "Ich ärgere mich über mich selbst", sagte Hassel. Er selbst habe das Problem schon vor Jahrzehnten erkannt. Aber: " In den vergangenen Jahren haben wir eine verfehlte Naturschutzpolitik gemacht", sagt Hassel. Er selbst sei da nicht konsequent genug gewesen, was die Ausdünnung des Baumbestands entlang der Straße durch das Neandertal betraf. Im Ausschuss stand aber eigentlich die Wiederaufforstung/Renaturierung der bereits abgeholzten Flächen auf der Tagesordnung.

Ein bereits einberufener Runder Tisch war sich einig: Dort werden keine hohen Bäume mehr wachsen, sondern nur noch "Niederwald". So bezeichnen Fachleute einen Wald, der aus den Stockausschlägen der abgesägten Bäume entsteht. Nach 15 bis 20 Jahren wird erneut gefällt und die Bäume schlagen erneut aus. Dazu kommen Sträuche und Lichtungen, so dass das gesamte Gelände landwirtschaftlich aufgewertet wird. Geplant ist darüber hinaus ein "Biotop-Management-Plan", denn auch der Feuersalamander soll sich dort wohlfühlen. In den kommenden Wochen wird der Runde Tisch erneut tagen.

(RP)
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