Erkrath Museum zeigt tierische Baukunst

Erkrath · Nicht nur der Mensch schafft außergewöhnliche Architektur. Das ist jetzt im Neanderthal Museum zu sehen.

 Gut versteckt im hohen Gras bauen sich die eurasischen Zwergmäuse ein Nest aus Grashalmen.

Gut versteckt im hohen Gras bauen sich die eurasischen Zwergmäuse ein Nest aus Grashalmen.

Foto: Ingo Arndt

Sie sind selbst nur wenige Millimeter groß, doch für ihr Volk schaffen sie gigantische Bauten von bis zu zwei Metern Höhe: Unsere heimischen Waldameisen sind wahre Baumeister. Ihre beeindruckenden Ameisenhügel hat Ingo Arndt unter anderem im Odenwald entdeckt und zeigt diese in ebenso beeindruckenden Bildern. Gut zwei Jahre lang reiste der Naturfotograf im Auftrag des Magazins GEO rund um die Welt und hielt mit seiner Kamera Nester, Dämme, Höhlen und andere Unterschlüpfe, die Tiere für sich und ihre Nachkommen bauen, samt der darin lebenden Bewohner fest.

Das Neanderthal Museum zeigt nun eine Auswahl seiner Fotografien in der aktuellen Sonderausstellung "Architektier", die Arndt mit GEO konzipiert und bereits in Frankfurt, Luxemburg und Hamburg gezeigt hat. Auch ein Buch ist unter dem gleichen Titel bereits erschienen. Nur so sei es möglich, die Kosten der Fotoexpeditionen zu decken und vielleicht auch mal schwarze Zahlen zu schreiben, sagt er.

"Nicht nur das Bauwerk ist interessant, sondern auch sein Baumeister", findet Ingo Arndt. Daher hat er für "Architektier" beides in Szene gesetzt und eine Bildsprache zwischen Tier und Bauwerk entwickelt, in der Motive aus der freien Wildbahn durch ausgewählte Studioaufnahmen ergänzt werden. Die Bauwerke setzt er dabei vor schwarzem Hintergrund optisch in Szene und eröffnet damit dem Betrachter einen Blick in eine Welt, die sonst im Verborgenen bliebe - die Komplexität eines Wespenbaus, das gewundene Innere eines Nautilus, das kunstvolle Grasgeflecht eines Zwergmausnestes oder auch Kurioses wie ein ausschließlich aus Draht erstelltes Nest einer Türkentaube, die in der Nähe eines Schrottplatzes brütete.

Bunt geschmückte Balzplätze der Laubenvögel in West-Papua, riesige Biberdämme in Nordamerika oder bisher unbekannte Termitenfelder in Australien sind hier genauso zu sehen wie Motive, die wir auch selbst gar nicht so weit von daheim entfernt entdecken könnten - beispielsweise die Ameisenhügel. Sie alle zeigen: außergewöhnliche Architektur, Einfallsreichtum und Ästhetik sind nicht allein Homo Sapiens vorbehalten.

Das Museums-Team hat die Ausstellung zusätzlich um Exponate wie Nester, Korallen - und lebende Ameisen ergänzt. Aus Berlin hat Melanie Wunsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin, eine Königin mit gut 50 Arbeiterinnen Rotrückiger Sklavenameisen einfliegen lassen und freut sich, dass diese sich kurz vor Ausstellungseröffnung gut eingelebt haben. "Die Ameisen sind gestern in einer Transportbox angekommen und wollten bis heute nicht raus", erzählt sie.

Inzwischen herrscht aber reges Leben in dem kleinen, zweiteiligen Terrarium. Über einen Verbindungstunnel transportieren die Tiere Eier und Larven von einer Seite zur anderen. Auch Museumsleiterin Dr. Bärbel Auffermann ist begeistert vom Eifer der Ameisen und schmunzelt: "Da ist jetzt ein Betrieb wie auf der Autobahn."

(RP)
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