Erkrath Präses zu Flüchtlingen: "Zur Begegnung gibt es keine Alternative"

Erkrath · Präses Manfred Rekowski, der höchste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland mit 2,6 Millionen Mitgliedern, war zu Besuch beim Ökumenischen Bildungswerk in Hochdahl-Sandheide. Gerne sei er gekommen, sagte der Präses, denn die gelebte Ökumene in Hochdahl sei über den Kirchenkreis hinaus bekannt. Thema des Vortragabends war "Das theologische Profil der Evangelischen Kirche im Rheinland im Jubiläumsjahr der Reformation 2017.

Wie viel Luther/Reformation ist im Rheinland noch zu spüren?" Ganz im Sinne von Martin Luther, bekannte der Präses, gehöre Humor zum Glauben dazu. Der rheinische Humor jedoch sei ihm in seiner masurischen Heimat nicht in die Wiege gelegt worden. Dennoch begrüßte Rekowski das Motto der rheinischen Landeskirche zum Jubiläumsjahr, das heißt "Ich bin vergnügt, erlöst, befreit", das einem Psalm-Gedicht von Hanns-Dieter Hüsch entlehnt wurde.

Die Aufgabe der Theologen und Christen sei, das Schwere leicht zu sagen. Die Erkenntnis, dass Glaube vergnügt machen könne, lerne der Glaubende, wenn er erfahren hat, dass weder Lebensleistung noch Versagen von Bedeutung sind. Allein der Glaube bewirke die Reformation. Das bekannte Martin Luther-Wort "Sündige tapfer" sei ein Weg, mit den eigenen Unzulänglichkeiten umzugehen. Ohne den aktuellen Bezug zur christlichen Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen wollte der Präses den Reformationsgedanken nicht belassen.

"Zur Begegnung gibt es keine Alternative", sagte er. Das Gespräch mit Menschen aus fernen Ländern müsse täglich gesucht werden. Er sei stolz auf die vielen Ehrenamtlichen in den Gemeinden, die sich um Flüchtlinge kümmern. Er forderte aber auch dazu auf, die Begabungen der Menschen in den Gemeinden noch mehr zu entdecken und zu stärken. Denn ohne die Laien sei Gemeinde unbedeutend. Der vielzitierte Antijudaismus von Martin Luther erschrecke ihn, gab der Präses zu.

Mit Vertretern aus jüdischen Gemeinden werde die wieder aufkeimende Zurückhaltung gegenüber Juden in einigen Bevölkerungsschichten besprochen. Toleranz und Respekt müsse gepredigt werden und alle Christen seien aufgerufen, das zu leben und weiterzusagen. Am Ende des Vortrages fand noch eine lebhafte Diskussion statt und Präses Rekowski stand zu allen Fragen Rede und Antwort. Pfarrer Christoph Biskupek von der katholischen Gemeinde Hochdahl sagte zur Hochdahler Ökumene: "Wir feiern hier keine besonderen ökumenischen Gottesdienste, weil unsere Gottesdienste Ökumene sind".

Die zahlreichen Zuhörer im Evangelischen Gemeindezentrum Sandheide diskutierten noch lange.

(gund)
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