Erkrath Rentner bieten Hilfe zum Berufseinstieg

Erkrath · Im Januar gegründet, will "Die Werkstatt" Jugendliche in der ehemaligen Hauptschule an der Freiheitsstraße fit für handwerkliche Berufe machen. Fortgebildet werden auch Migranten.

 Bei der Eröffnung der "Werkstatt" stellten sich die Macher vor, wie hier Hans Jürgen Reck (l.) mit seinem "Insekten-Hotel" und Rudolf Simon, der sich auf Metallarbeiten spezialisiert hat.

Bei der Eröffnung der "Werkstatt" stellten sich die Macher vor, wie hier Hans Jürgen Reck (l.) mit seinem "Insekten-Hotel" und Rudolf Simon, der sich auf Metallarbeiten spezialisiert hat.

Foto: Dietrich Janicki

Mit dem erst vor kurzem vorgestellten "Reparatur-Café" hat sich "Die Werkstatt" bereits einen Namen gemacht. Zum Werkstatt-Konzept gehört aber auch ein Projekt: Das ist zwar noch namenlos, aber bereits mit der Gründungsidee im vergangenen Jahr entwickelt worden. Nun soll es im Kunst- und Werktrakt der ehemaligen Hauptschule an der Freiheitsstraße von der Theorie in die Praxis umgesetzt werden.

"Wir wollen Jugendliche ansprechen, sie sollen bei uns handwerkliche Fähigkeiten erwerben", erklärt Hans Georg Moors. Der 74 Jahre alte Vorsitzende ist, wie etwa 90 Prozent seiner insgesamt 15 Mitstreiter, inzwischen Rentner. Vor der Pensionierung waren die Erkrather in Berufen wie Schlosser, Schreiner oder Schmied aktiv. Dieses Wissen soll nun weitergegeben werden. In seiner aktiven Berufszeit als Fernsehtechnikermeister hat Hans Georg Moors "einige Lehrlinge ausgebildet", ist also "bestens vertraut mit der Vermittlung von Wissen".

Mit "Spaß an der Freude" wollen auch andere Unruheständler bei dem Projekt mitwirken, wie Rudolf Simon bestätigt. Der unterrichtete als Berufsschullehrer technische Fähigkeiten, zum Beispiel im Umgang mit Metall die Techniken des Schweißens. Mit von der Partie ist auch Hans Jürgen Reck. Der 73-Jährige "hat Dreher gelernt und war 40 Jahre in der Datenverarbeitung tätig". Hans Georg Moors kennt er, weil die beiden Senioren Beet an Beet im Schrebergarten Nachbarn waren. "So kamen wir ins Gespräch." Schnell kam man auf das Projekt und obwohl sich Reck eigentlich sehr darauf gefreut hatte - und das auch so mit seiner Frau abgestimmt war - nun "viel Zeit für den Kleingarten" zu haben, ließ er sich zum außerplanmäßigen Lehrauftrag überreden. Ehrenamtlich, selbstverständlich. So wie alle anderen auch unentgeltlich tätig sind. Auf seine neue Aufgabe freut er sich. "Ich rechne so mit fünf bis zehn Stunden pro Woche", schließlich steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen.

"Wir wollen Workshops anbieten", wird Hans Georg Moors konkret. Zum Teil sollen die in Eigenregie, teilweise in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule angeboten werden. Im nächsten Schritt soll mit Schulen Kontakt aufgenommen werden, um Die Werkstatt und die in ihr gebotenen Chancen bekannt zu machen Hauptzielgruppe sind neben Jugendlichen Migranten. Dabei geht es dann um mehr als eine bloße Freizeitgestaltung, optimalerweise werden sie alle für "eine spätere Berufstätigkeit fit gemacht". Um diesen Aspekt noch weiter zu vertiefen, ist Annette Mues dabei. Sie sieht sich selbst nicht "bloß als Quotenfrau" - als Buchhalterin ist sie eine der wenigen Noch-Berufstätigen. Vor allem hat die 53-Jährige eine Zusatzausbildung als "Personal Business Coach", Abschlussprüfung inklusive, aufzuweisen. "Wir wollen vor allem Jugendliche, die noch nicht ihren Weg gefunden haben, unter die Arme greifen", sagt sie. In einem "definierten Zeitfenster" sollen Menschen, die "in der Krise stecken und Unterstützung brauchen" begleitet werden. Wo liegen ihre Stärken?, wo kann man sie gut einsetzen?, über welche Ressourcen verfügen sie? - das sind Fragen, die dabei beantwortet werden sollen. Und natürlich wollen die wackeren Handwerker auch Reklame in eigener Sache machen. Letztlich gibt das Reparatur-Café ja immer eine Hilfe zur Selbsthilfe.

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