Erkrath Rotarier fördern Deutschkurse für Flüchtlinge in Erkrath

Erkrath · Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Das hat auch die Wirtschaft erkannt - und gibt Geld dafür.

Nur wer die Sprache des Landes, in dem er lebt, versteht und sich selbst verständlich machen kann, wird seine Zukunft selbstbestimmt in die Hand nehmen können. Für die hier lebenden Flüchtlinge sind deutsche Sprachkenntnisse daher der Schlüssel zur Integration. "Sprache und Bildung sind etwas, das man den Menschen nicht mehr nehmen kann, auch wenn sie abgeschoben werden", sagt Monika Funk, Vorsitzende des Freundeskreises für Flüchtlinge in Erkrath. Daher liegt dem Verein der Sprachunterricht besonders am Herzen.

Doch es gibt ein Problem: Nicht jeder hat Anspruch auf geförderten Unterricht. Und die Voraussetzungen, wer seine Deutschstunden vom Jobcenter oder vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bezahlt bekommt, ändern sich permanent, ärgern sich Funk und ihr Mitstreiter Dieter Thelen. Derzeit werden nur Kurse für Menschen aus dem Irak, Iran, Syrien, Eritrea und Somalia ohne Einschränkung finanziert. Wer aus sicheren Herkunftsländern wie Mazedonien kommt, hat kein Anrecht auf Förderung; bei Flüchtlingen aus anderen Ländern wie Afghanistan oder Nigeria ist eine Förderung nach individueller Prüfung zumindest möglich.

Um dennoch vielen in Erkrath lebenden und auf Asyl hoffenden Menschen die deutsche Sprache zu vermitteln, geben inzwischen mehr als 25 Ehrenamtler auf Initiative des Freundeskreises kostenlos Sprachunterricht. Aber ohne Lehrmaterial geht das nicht. Allein 2016 hat der Verein rund 3000 Euro dafür ausgegeben. Auch der VHS hilft der Verein schon mal mit der Übernahme von Bücherrechnungen aus, wenn das Kontingent der von BAMF und Jobcenter geförderten Kurse erschöpft ist, aber die Warteschlange immer länger wird. Der Rotary Club Neandertal hat die Sprachförderung des Freundeskreises Ende letzten Jahres mit 5000 Euro unterstützt - Geld, das zum 25. Geburtstag des Clubs gesammelt wurde. "Im Jubiläumsjahr wollten wir einen besonderen Beitrag leisten", erzählt Rotarier Johannes Ringel. "Eigentlich müsste man die Fluchtursachen bekämpfen, aber wir wollten lieber hier vor Ort helfen", so Ringels Clubkamerad Heinz Gärtner. Gute Deutschkenntnisse sehen auch die Mitglieder des Rotary Clubs Neandertal als Voraussetzung, damit Unternehmen Flüchtlingen einen Praktikumsplatz und später vielleicht eine feste Arbeitsstelle bieten können. Von den bürokratischen Hürden dabei mal ganz abgesehen: "Wir haben kein Flüchtlings-, sondern ein Verwaltungsproblem", sagt Dieter Thelen. Die Arbeit mit der Stadt sei aber inzwischen besser geworden. Im Januar hat der Freundeskreis der Verwaltung und Bürgermeister Christoph Schultz Ideen zur besseren Zusammenarbeit mit dem Integration Point in Mettmann vorgestellt. Die sollen in Kürze realisiert werden.

(nma)
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