Erkrath Schüler lösen Griechenland-Krise spielend

Erkrath · Die VHS widmete der Finanzkrise Griechenlands jetzt einen ganzen Thementag im Gymnasium Am Neandertal. In einem Planspiel beteiligten sich Schüler als politische Akteure an der Bewilligung von Finanzmitteln.

 Bei einem Planspiel schlüpften Zwölftklässer aus den Sozialwissenschafts-Kursen der beiden örtlichen Gymnasien in die Rollen von Staatschefs, Ministern, diversen Interessenvertretern und der Presse.

Bei einem Planspiel schlüpften Zwölftklässer aus den Sozialwissenschafts-Kursen der beiden örtlichen Gymnasien in die Rollen von Staatschefs, Ministern, diversen Interessenvertretern und der Presse.

Foto: nima

Noch vor wenigen Wochen beherrschte nichts so sehr die Nachrichten wie die Griechenland-Krise. Kaum ein Tag, in dem die Angst vor dem Grexit mit der, weitere Hilfspakete für Griechenland finanzieren zu müssen, konkurrierte. Kein Thema beschäftigte Europa über Wochen so sehr wie Griechenlands Schulden. Inzwischen ist die Griechenland-Krise längst aus den Schlagzeilen verschwunden und hat der Flüchtlingskrise Platz gemacht. Vom Tisch ist das Thema damit aber noch lange nicht.

Die Volkshochschule Erkrath hatte Europa und der Krise in Griechenland nun einen ganzen Thementag gewidmet. In einem Planspiel lernten Schülerinnen und Schüler aus den Sozialwissenschafts-Kursen der Gymnasien Hochdahl und Am Neandertal, was es heißt, selbst als politischer Akteur an der Bewilligung von Finanzmitteln für Griechenland beteiligt zu sein.

Die Zwölftklässler schlüpften dazu in die Rollen von Staatschefs, Finanz- und Außenministern, brachten als Lobbyisten divergierende Interessen ein, intervenierten als Eurogruppenchef oder EU-Ratspräsident und führten intensive Beratungs- und Kamingespräche. Ganz wie im wahren europapolitischen Leben - nur, dass im Planspiel Rollenkarten ihr Handeln in entsprechende Bahnen lenkten.

Zum Abschluss kamen die jungen "Politiker" in einer Vollversammlung zusammen, zu der auch die Presse geladen war. Bis jetzt laufe es für Deutschland gut, hatte Nils Breitmar, der in die Rolle von Sigmar Gabriel geschlüpft war, kurz zuvor schon der Rheinischen Post mitgeteilt. Kleine Einschränkungen zum Sparpaket habe er hinnehmen müssen, dafür müsse jedoch auch Frankreich Abstriche an sein Konjunkturprogramm in Kauf nehmen. Das Planspiel mit Referent Dr. Sven Pastoors, Universitätsdozent und Mitglied des Rednerteams der Europäischen Kommission, hat dem Erkrather Gymnasiasten gut gefallen. "Wir haben viel über Europa und, wie es zu der Schuldenkrise Griechenlands gekommen ist, gelernt", sagt er. Zwar sei dies recht modellhaft geblieben, aber gut nachvollziehbar. Eine Vertiefung des Themas erhoffte sich Nils von der öffentlichen Abendveranstaltung, zu der die VHS am gleichen Tag ebenfalls im Erkrather Gymnasium eingeladen hatte.

Jannicka Bertelsmeier vom Gymnasium Hochdahl fand interessant zu erleben, im Sinne des Staates Positionen vertreten zu müssen, die man persönlich nicht unbedingt teilt. Durch ihre Rolle als Griechenlands Finanzministerin hat sie mehr Verständnis für "ihre" Landsleute entwickelt, sieht das Überwinden der Finanzkrise aber weiterhin als sehr schwierig an. 120 Schüler allein vom Gymnasium Am Neandertal hatten Interesse an dem Planspiel, lediglich rund 50 konnten insgesamt teilnehmen. "Wir leben in spannenden Zeiten: die Flüchtlingskrise, VW und andere aktuelle Themen sind Dinge, von denen sich die Schüler direkt angesprochen fühlen", weiß SoWi-Lehrer Herbert Griesmann. Helfen aktuelle Krisen demnach, die Politikverdrossenheit zu überwinden?

Wie dem auch sei - in der Vollversammlung stimmten letztlich alle "Länder" für eine weitere Finanzspritze für Griechenland.

(nima)
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