Erkrath Schulsozialarbeit ist unverzichtbar

Erkrath · Die Finanzierung ist vom Land verlängert worden und soll bis 2021 gesichert sein. Ohne die Sozialarbeiter wäre der Alltag viel schwieriger, sagt die Erkraths Schulamtsleiterin Irene Thomanek.

Erkrath: Schulsozialarbeit ist unverzichtbar
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Lernschwierigkeiten, schlechte Noten, streitende Eltern, Essstörungen, Tendenz zur Selbstverletzung oder gar Gedanken an Selbstmord, aber auch Behördengänge und Berufsfindung - in Denise Jakubats Arbeitsfeld gehört alles, was Teenagern Stress bereitet und sie im Schulalltag bisweilen auffällig werden lässt. "Ich stelle mich zu Schuljahresbeginn in jeder Klasse vor, bin bei jedem Elternabend und jedem Tag der offenen Tür dabei. Und meine Bürotür ist auch immer offen", sagt die Sozialarbeiterin, die für die Realschule Alt-Erkrath und das Gymnasium am Neandertal zuständig ist. Befristet zwar, aber in Vollzeit, finanziert im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets vom Land NRW, das jährlich landesweit etwa 50 Millionen Euro für rund 1000 Stellen bereitstellt und dies noch bis mindestens 2021 aufrecht erhalten will.

Gut investiertes Geld, findet Irene Thomanek vom Erkrather Schulamt: "Es gibt so viele Probleme zwischen Schülern und Konflikte in den Schulen. Ohne die Sozialarbeiter wäre der Alltag viel schwieriger. Das gilt vor allem, aber nicht nur, für die Schulen mit einem hohen Anteil an Flüchtlingskindern. Deren Eltern sind oft überfordert und können beispielsweise keine Anträge auf Zuschüsse für Schulbedarf, Schulessen und Fahrtkosten stellen. Die Hilfe der Schulsozialarbeiter ist immer mehr gefragt."

Dass es mittlerweile um weit mehr als um das Ausfüllen von Anträgen geht, ist für Denise Jakubat Tagesgeschäft. Probleme im sozialen Miteinander, Prügeleien - jede Menge Zündstoff also, den es übrigens auch am Gymnasium gibt, wie Jakubat unterstreicht. Für viele Jugendliche und auch für Eltern ist die Schulsozialarbeiterin eine erste Anlaufstelle, weil sie nicht vom Amt und nicht Teil der Schulleitung ist, obwohl sie mit beiden eng zusammenarbeitet. Das muss sie auch. Wenn es zum Beispiel um akute Kindeswohlgefährdung geht, ist schnelles Handeln angesagt.

Die Lehrer empfinden Denise Jakubat als große Entlastung. "Die Kollegien beider Schulen, die ich betreue, haben schon ganz deutlich gesagt, dass sie alles tun würden, um meine Stelle zu erhalten", erzählt sie. Mit ihren beiden Schulen ist sie mehr als ausgelastet, aber immer noch gut aufgestellt - das weiß sie aus Gesprächen mit einer Kollegin, die in Erkrath gleich für fünf Grundschulen zuständig ist. "Die Stunden reichen vorne und hinten nicht. Eigentlich bräuchte jede Schule einen eigenen Sozialarbeiter", bilanziert Denise Jakubat. "Die Schulsozialarbeiter in Erkrath sind alle studierte Kräfte, leisten alle gute Arbeit und alle Schulen wollen mehr Stunden", so die Erfahrung von Schulamtsleiterin Irene Thomanek. Schon seit Jahren beschäftige die Stadt zwei Sozialarbeiterinnen in jenen Schulen, die im sozialen Brennpunkt liegen, also in der Grundschule Sandheide (19 Stunden pro Woche) und in der Carl-Fuhlrott-Hauptschule in Hochdahl (30 Stunden pro Woche). Zusätzlich gebe es an den Erkrather Schulen seit einiger Zeit Inklusionshelfer, die diese Aufgabe als Freiwilliges soziales Jahr bewältigen.

Sie sind vor allem an Grundschulen mit "leichten Betreuungsaufgaben" im Einsatz. Die weiterführenden Schulen haben sich für die große Aufgabe Inklusion, insbesondere für die Betreuung von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, ältere und erfahrenere Helfer erbeten. Hier ist seit dem Schuljahr 2015/2016 der Verein "interaktiv" aus Ratingen eingesprungen, der derzeit auch die noch junge Erkrather Ferienbetreuung gestaltet und organisiert.

(RP)
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