Erkrath SPD will die neue S-Bahn stoppen

Erkrath · Die Erkrather Sozialdemokraten fordern, die neuen Wagen von Typ 1440 auf der Linie der S 8 sofort aus dem Betrieb zu nehmen. Grund sind unter anderem die Höhenunterschiede zwischen Bahnsteig und Einstieg in die Bahn.

 Die neuen Wagen der Baureihe 1440 wurden als der "Porsche unter den S-Bahnen" vorgestellt.

Die neuen Wagen der Baureihe 1440 wurden als der "Porsche unter den S-Bahnen" vorgestellt.

Foto: Andreas Bretz

Als die Deutsche Bahn im Dezember vergangenen Jahres ihre neue S-Bahnen vom Typ 1440 vorstellte, hörte man nur Lobgesänge. Die rund 70 000 Fahrgäste, die täglich allein nur auf der Linie der S 8 befördert werden, sollten sich auf den "Porsche unter den S-Bahnen" freuen. Die 28 neuen Züge sind mit einer Toilette ausgestattet. Darüber hinaus schneller, leiser und pünktlicher.

Jetzt möchte die SPD in Erkrath die neuen Züge am liebsten sofort außer Dienst stellen. Eine entsprechende Resolution soll noch im August im Planungsausschuss verabschiedet werden. Ob sie vom Rat ebenfalls abgesegnet wird, ist allerdings fraglich. Fakt bleibt aber, dass die Erkrather SPD über die neuen S-Bahnen schwer verärgert ist. Und dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

 Bahnsteige und Einstiege in die S-Bahn liegen nicht mehr auf einer Höhe. Das sorgte von Anfang an für Unmut bei den Fahrgästen.

Bahnsteige und Einstiege in die S-Bahn liegen nicht mehr auf einer Höhe. Das sorgte von Anfang an für Unmut bei den Fahrgästen.

Foto: Blazy Achim

"Die "Krönung ist der Wegfall des bis dahin barrierefreien Übergangs zwischen Bahnsteig und S-Bahnzug", sagt Detlef Ehlert (SPD). Hintergrund: Die Einstiegshöhe von jetzt 76 cm statt 96 cm über Gleiskante führt zu einem "Loch" beim Einstieg in den Zug. Dazu komme ein geringeres Platzangebot. Die Zahl der Stehplätze sei um die Hälfte gesunken, das merkten die Gäste vor allen in der Hauptverkehrszeit. Darüber hinaus haben die neuen Bahnen deutlich weniger Türen. Das sorge für verlängerte Zeiten des Ein- und Ausstiegs der Fahrgäste und daraus entstehenden Verspätungen. Letzter Kritikpunkt sind weniger Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in den neuen 1440er Bahnen.

Nun ist es nicht so, dass die Deutsche Bahn und auch das Land NRW von den Problemen noch nie etwas gehört hätten. Ende Februar vereinbarten die NRW-Regierung, die Deutsche Bahn und die Verkehrsverbünde das Programm "Modernisierungsoffensive III (MOF III). Mit diesem Programm werden in den kommenden Jahren rund 160 Millionen Euro zusätzlich in die Modernisierung des schienengebundenen Personennahverkehrs investiert. Im Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) werden insgesamt 21 Bahnhöfe modernisiert.

Auch die Modernisierung und insbesondere der barrierefreie Ausbau der Bahnhöfe Gruiten, Haan und Erkrath wurden in das Programm aufgenommen.

Erste Planungen zur Anpassung der Bahnhöfe auf die neue Einstiegshöhe 76 Zentimeter haben für die Bahnhöfe Erkrath und Gruiten ergeben, dass die Absenkung des Bahnsteigs und nicht die Anhebung des Gleisbettes voraussichtlich die wirtschaftlichere Variante ist. Der Bahnsteig in Haan wird von zurzeit 55 entsprechend auf 76 Zentimeter angehoben.

In Gruiten werden beide Bahnsteige mit Aufzügen nachgerüstet. Die Pläne für den Aufzugsbau am Bahnhof Hochdahl sollen im Jahr 2017 umgesetzt werden. Doch was nicht nur der Erkrather SPD sauer aufstößt: Der Haltepunkt in Millrath ist derzeit gar nicht für eine Anpassung des Bahnsteigniveaus vorgesehen.

Die Erkrather Politiker wollen das nicht hinnehmen. Wilfried Schmidt (CDU) hielt die Entscheidung für "nicht akzeptabel". Bernhard Osterwind (BmU) sagte vor kurzem, der Bau der kompletten Strecke der S8 von Hagen bis Mönchengladbach habe acht Jahre gedauert habe. Es sei nicht hinzunehmen, dass ein einzelner Bahnsteig nicht mal bis 2023 umgebaut werden kann. Osterwind sagte, die neue Züge seien zur falschen Zeit angeschafft worden.

Ärgerlich finden die Erkrather Politiker auch, dass die Bahn eine Notlösung ablehnt. So könnte zumindest auf einem Teil des Bahnsteigs in Millrath die Einstiegshöhe so angepasst werden, dass Rollstuhlfahrer und Kinderwagen barrierefrei passieren können.

(RP)
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