Erkrath/Unterbach Wie Mensch und Pferd sich helfen können

Erkrath/Unterbach · Auf Gut Rodeberg treffen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auf Pferde mit und ohne Beeinträchtigung.

 Christina Helm spricht die Sprache der Pferde: Ihre Tiere (hier Schimmel Caity) stehen auf der Weide.

Christina Helm spricht die Sprache der Pferde: Ihre Tiere (hier Schimmel Caity) stehen auf der Weide.

Foto: Nicole Marschall

Der verständnisvolle Umgang mit dem Tier und der Gesundheitsaspekt des Reitens stehen im Vordergrund des Reitbetriebes, der auch mit verschiedenen Institutionen zusammenarbeitet.

Der "Chef" der Herde auf Gut Rodeberg, mittlerweile im Ruhestand, ist fast 30 Jahre alt. Bevor der Wallach hierher kam, ging er täglich im Reitschulbetrieb und hatte ganz offensichtlich die Nase vom ständigen im Kreis rennen voll. "Er weigerte sich und stand in der Reitbahn in der Ecke", erinnert sich Christina Helm. In ihrer Obhut hat sich der Pferde-Senior gut erholt und kann sein Leben auf den üppig grünen Weiden rund um Gut Rodeberg genießen. Die meiste Zeit sind der Wallach und seine 13 Pferde-Kumpels draußen im Herdenverband.

Ihre Tiere möglichst artgerecht zu halten, sie gesund zu ernähren und ihnen auch im hohen Alter ein schönes Leben zu ermöglichen, gehört ebenso zum Helms Konzept, wie gerade denjenigen eine Chance zu geben, die von anderen längst abgeschrieben wurden. Da sind zum Beispiel ein ehemaliges Rennpferd, das mit einem Sehnenschaden und anderen Problemen mit vier Jahren aus dem Rennsport ausscheiden musste, und ein Reitpony, das sein linkes Auge verlor, sein Leben aber dank seines Pferde-Kumpels so gut meistert, dass es weiterhin sogar "geländesicher" ist.

Ein anderes Pferd kam mit einem Transport aus Tschechien, eines aus Portugal und wieder ein anderes musste als Kirmespony tagein, tagaus monoton seine Kreise drehen. Bei Christina Helm haben sie alle eine neue Heimat gefunden, keinen noch so schweren "Fall" hat sie aufgegeben: "Ich habe noch nie erlebt, dass ein Pferd, das anfangs seltsam war, sich hier nicht entwickelt hätte", sagt sie. Alle 14 Pferde erfüllen mit Freude ihre Aufgaben - jedes Pferd hat nur wenige Stunden wöchentlich "Dienst".

Wirtschaftlich ist das nicht, doch Helm ist sich sicher, genauso den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, als sie 2005 Gut Rodeberg übernahm und sich auf heilpädagogisches Reiten und Reiten als Gesundheitssport mit dem Schwerpunkt Inklusion spezialisierte. "Während meiner Ausbildung habe ich gelernt, Verantwortung zu tragen und viel Freude im Umgang mit Kindern und Tieren zu haben", erklärt sie ihre Motivation. Helm ist Diplom-Heilpädagogin und -Sprachtherapeutin und von frühen Kindheitstagen an den Pferden verbunden. So lag es für sie nahe, sich nach der Ausbildung beim Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten selbstständig zu machen.

"Ich habe es mir zum Ziel gemacht, mit meiner Arbeit sowohl Kindern als auch Erwachsenen das Pferd als Medium für die körperliche und geistige Entwicklung näher zu bringen und dabei den Begriff Integration Wirklichkeit werden zu lassen."

Getreu ihrem Motto bringt sie Pferd und Mensch mit und ohne Handicap zusammen.

(nm)
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