Erkrath Wie syrische Familien in Erkrath leben

Erkrath · Nichts wünschen sich Ahmad und Mohamed Al Mubarak (beide 17) mehr als eine Ausbildungsstelle. Aber das ist nicht so einfach. Viele Flüchtlings-Ehrenamtliche beklagen die mangelnde Vernetzung der Helfer.

 Die evangelische Kirche hatte zum Vortrag eingeladen, die Familie Attal/Najib und die Brüder Ahmad und Mohammad Al Mobarak kamen - und brachten syrisches Essen mit.

Die evangelische Kirche hatte zum Vortrag eingeladen, die Familie Attal/Najib und die Brüder Ahmad und Mohammad Al Mobarak kamen - und brachten syrisches Essen mit.

Foto: a.blazy

Vier von 800 Flüchtlingen in Hochdahl waren auf Einladung des Vereins "Freundeskreis für Flüchtlinge in Erkrath" in das ökumenischen Haus der Kirchen am Hochdahler Markt gekommen, um über ihre aktuelle Lebenssituation zu berichten. Der Termin war Teil des ökumenischen Abend-Programms "Haus um 8", das seit etwas mehr als einem Jahr alle vier Wochen stattfindet. Monika Funk, die Vorsitzende des Flüchtlingsvereins, führte die Gesprächsrunde.

Das syrische Ehepaar Samir Attal (46) und Rana Najib (36) lebt mit ihren Zwillingen (14) seit zwei Jahren in Deutschland. Die Kinder besuchen das Gymnasium in Hochdahl. Herr Najib ist angelernter Elektrotechniker mit einem Zeitarbeitsvertrag. Seine Frau, die an einem Gymnasium in Damaskus Handarbeit lehrte, hat keine Arbeit. Das bedauert sie sehr. Sie ist davon überzeugt, dass sie viele ihrer handwerklichen Fähigkeiten weitergeben könnte. "Würden Sie zurückkehren, wenn Sie die Möglichkeit hätten", wurde Herr Attal von einem Besucher der Hochdahler Veranstaltung gefragt. "Ich denke immer daran", sagt er.

Und er fügt hinzu: "Aber ich denke an die Kinder. Vorstellen kann ich mir das jetzt nicht". Die deutschen Sprachkenntnisse des Ehepaares sind sehr gut. Ob er denn schlechte Erfahrungen in Deutschland gemacht habe, war eine andere Frage aus dem Publikum. Er habe von anderen Flüchtlingen über negative Erfahrungen gehört. Er selbst habe nichts dergleichen erfahren.

Sehr viel anders ist es bei den 17-jährigen Hauptschülern Ahmad und Mohamed Al Mubarak. Die haben das Elternhaus in Damaskus zusammen mit den Eltern und der größeren Schwester schon 2011 verlassen müssen. Nach Zwischenstationen in Algerien, Ägypten, Libyen, Italien und Frankreich sind sie jetzt in Hochdahl angekommen. Eine Schule haben sie vier Jahre lang nicht besucht. Nun müssen sie mit 18 die Hauptschule verlassen.

Ihr nächstes Ziel ist das Berufskolleg in Mettmann. In Hochdahl wohnen sie in der Nachbarschaft mit vielen Marokkanern. Das sei nicht immer problemlos. Schon mehrmals mussten sie Anzeige erstatten, weil sie bedroht oder geschlagen wurden. Freunde in Hochdahl haben sie nicht. Trotzdem sind sie aktiv bei den Verkehrskadetten, turnen beim TSV.

Als fleißige und zuverlässige Helfer im Flüchtlingscafé sind sie Monika Funk, die seit Mai 2014 Vorsitzende des Flüchtlingsvereins ist, sehr angenehm aufgefallen. Nichts wünschen sich die Jungen mehr als eine Ausbildungsstelle. Es scheint, dass Mohamad schon ein Azubi-Angebot als Elektriker hat. "Das große Problem in Hochdahl ist", sagt Dieter Thelen, Mitglied im Pfarrgemeinderat und Mitorganisator des Treffs "Haus um 8", dass viele Flüchtlings-Ehrenamtliche nicht ausreichend vernetzt sind".

Man wisse nicht, was alles so passiert. Man sei auf einem guten Weg, mehr Transparenz zu schaffen. Die syrischen Familien fühlten sich als Gastgeber und beglückten die Besucher mit vielen Leckereien - Petersiliensalat war eine davon.

(gund)
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