Stadtwerke Geldern Präsentieren Verschwundene Orte (5) Abenteuer auf dem Veerter Schrottplatz

Geldern · Das Grundstück an der Ecke alte B 9 / Grunewaldstraße gehörte Alfred Joswig. Nach dem Krieg wurde es Umschlagplatz für Autoteile aller Art. Im Jahr 1989 erfolgte das große Aufräumen. Die Jugend des SV Veert bekam dafür einen Umweltpreis.

 Stillleben im Schnee: Ausgediente Gefährte auf dem Gelände der Autoverwertung Joswig in Veert. Die Einzelteile warten auf ein neues Leben, eine zweite Chance.

Stillleben im Schnee: Ausgediente Gefährte auf dem Gelände der Autoverwertung Joswig in Veert. Die Einzelteile warten auf ein neues Leben, eine zweite Chance.

Foto: Joswig

Veert Ab durch die Hecke, und schon eröffnete sich für die Veerter Jugend eine wunderbare Spielwiese. "Abenteuerspielplatz", beschreibt es Karl-Heinz Pastoors vom Veerter Heimat- und Verschönerungsverein. Das war die Autoverwertung Joswig am Ortseingang von Veert.

 Der Blick von oben auf den Platz und denGarten. Foto: Westdeutscher Luftfoto Bremen

Der Blick von oben auf den Platz und denGarten. Foto: Westdeutscher Luftfoto Bremen

Foto: privat/Westdeutscher Luftfoto Bremen

Erlaubt war das Rumstromern dort nicht. "Es wurde erst einmal geguckt, ob der Joswig da ist", ließ sich Pastoors von Veertern erzählen. Und wenn die Luft rein war, wurde das Gelände erkundet. Die Aussicht auf Autoskelette, auf denen herumgeklettert werden konnte, war mindestens so verführerisch wie der Kirschbaum, der auf der Obstwiese hinter der Gaststätte van Well stand. Die Wiese hatte Alfred Joswig nämlich auch noch angemietet. Dieser "Abenteuerspielplatz" lag hinter der Gaststätte van Well an der Ecke B 9/ Grunewaldstraße. Nach der Verlegung der B 9 ist das die heutige Ecke Klever Straße/Grunewaldstraße, die Straße, auf der Lidl und Baumarkt Vos zu finden sind.

Auf den Obstwiesen hinter der Gaststätte van Well lagerten in den 1950er Jahren und später jede Menge alte Autos und Busse. Die eigentliche Autoverwertung lag aber auf der anderen Straßenseite. Nach dem Krieg blühte der Handel. "Die Autos wurden ausgeschlachtet", sagt Pastoors. Man reparierte, was nur zu reparieren ging.

1939 hatte Alfred Joswig das Grundstück am Ortseingang Veert erworben, die Obstwiesen hinter der Gaststätte van Well mietete er später dazu. Dann musste er in den Krieg. Als er 1946 zurückkehrte, wollte er auf dem Grundstück am Veerter Ortseingang bauen. Sogar Baumaterial hatte er schon besorgt. Was ihm fehlte, war die Baugenehmigung. Als die ausblieb, disponierte er um und führte seine Autoverwertung weiter. Vor dem Krieg hatte er die am kleinen Markt in Geldern gehabt. Nach dem Krieg in Veert. Sein zweites Standbein war die Schaustellerei. Mit seiner Frau Margret reiste er von Kirmes zu Kirmes. "Die guten Hosenträger", pries eine Anzeige anlässlich der Klever Kirmes seine Waren an. Bekannt war der Kurzwarenhändler Joswig als "Billiger Jakob".

Die Wende im Geschäft mit der Autoverwertung kam Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre. "Mit dem erwachenden Umweltbewusstsein", sagt Pastoors. Auch fanden die Veerter diesen Platz am Ortseingang nicht mehr attraktiv. Eine Zeitung betitelt die Autoverwertung als "Autofriedhof" und "Schrottplatz". 1989 unternimmt die Fußballjugend des SV Veert eine Aufräumaktion, die mehrere Wochen dauern sollte. Die Idee dazu hatte Dieter Bestgen. Jugendleiter Hannes Fronhoffs träumte sogar davon, dass eines Tages an der Stelle einmal Schafe weiden würden.

Die Aktion wurde prämiert. Die Stadtwerke Geldern und Thyssengas Duisburg hatten den Wettbewerb "Sportler starten für die Umwelt" ausgelobt. Die Veerter Sportler erreichten mit ihrer Aufräumaktion "Entrümpelung eines Schrottplatzes" durch die Fußballjugend und der Reaktivierung eines Biotops (das unternahmen die Hobbyvolleyballer des SV Veert) den ersten Platz. Der war mit 5000 Mark prämiert. Heinz-Josef Freitag, damaliger Geschäftsführer der Gelderner Stadtwerke, betonte, Sieger der Aktion "Sportler starten für die Umwelt" sei ohne Zweifel die Umwelt selber.

Heute ist von dem legendären Abenteuerspielplatz nichts mehr zu erkennen. Auch die Straßenführung hat sich ein wenig geändert. Die Gaststätte van Well ist weg. An der Stelle steht heute eine Ampel. Der Obstgarten dahinter ist weg. Auf dem Grundstück gegenüber, auf dem die großflächige Autoverwertung samt Verkauf untergebracht war, steht heute etwas abseits ein Haus.

Abenteuerspielplatz ade.

(RP)
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