Im Gespräch mit Abiturienten Abenteuer Zukunft

Geldern/Kleve/Emmerich · Für viele Abiturienten geht im kommenden Jahr die Schulzeit zu Ende. Höchste Zeit also, sich Gedanken über die Zeit danach zu machen. Drei Schüler berichten von ihren Plänen. Beschäftigen tut sie vor allem die Ungewissheit.

"Und was machst du so nach dem Abi?" - Keine Frage müssen sich die zukünftigen Abiturienten öfter anhören. Nach nervösem Herumgestammel, Schweißausbrüchen und Ratlosigkeit, auch oft verbunden mit der Phrase "Naja du hast ja noch Zeit". Aber gerade die haben sie inzwischen nicht mehr wirklich. Noch ein halbes Jahr voller Klausurenstress, Partys und Frühaufstehen, dann ist die Schulzeit endgültig vorbei.

Die Pläne für die Zeit danach sehen ganz unterschiedlich aus. Für die einen ist es ein Studium, die anderen nehmen sich zuerst einmal eine Auszeit. Andere wiederum beginnen eine Ausbildung oder ein Duales Studium. Einige zukünftige Abiturienten des Collegium Augustinanum Gaesdonck in Goch haben bereits eine Entscheidung getroffen, was sie nach der "Reifeprüfung" machen wollen. "Ich überlege, Jura zu studieren, bin mir da allerdings nicht zu hundert Prozent sicher. Das hat sich im Laufe der Zeit so für mich ergeben durch Berufsberatung und so weiter" sagt Charlotte Reintjes. Berufsberatung ist eine von vielen Möglichkeiten, um herauszufinden, was man möchte. Die Schüler des Abschlussjahrs können einmal im Monat an einer Berufsberatung durch die Bundesagentur für Arbeit teilnehmen. Empfohlene Berufe wie Orthopädiemechaniker, Anthropologe oder Toxikologe sorgen allerdings schon mal für Verwirrung.

Auch der Kontakt mit Menschen, die bereits voll im Berufsleben stehen, ist sehr wichtig, um sich über seine Zukunft klar zu werden. Möglichkeiten hierfür boten sich der 17-Jährigen aus Kranenburg unter anderem bei den "Berufs- und Hochschulvertretertagen", wo Leute aus verschiedenen Berufen und Universitäten über zwei Tage verteilt an der Gaesdonck Vorträge mit anschließender Möglichkeit für ein Gespräch gehalten haben. Die Botschaften der Informanten reichten hierbei von "Macht einfach das, worauf ihr Bock habt" bis zu "Das müsst ihr machen bis ihr 70 seid, überlegt euch genau wie euer späterer Beruf aussehen soll". Darüber hat sich Charlotte bereits Gedanken gemacht "Ich weiß auch nicht welchen Beruf ich einmal ausüben möchte, und Juristen werden überall gesucht, damit hat man also immer gute Chancen." Sie ist sich nur in einem ganz sicher. "Ich will auf jeden Fall von zu Hause weg, weiß allerdings noch nicht in welche Stadt."

Den Wunsch von zu Hause wegzugehen, haben viele Abiturienten. So auch Benedikt Verhaeg aus Kevelaer. "Da ich momentan keinen klaren Studien- oder Berufswunsch habe, plane ich zunächst einen mehrmonatigen Aufenthalt als Au Pair in England zu machen. Eventuell gibt mir diese Zeit weit weg von Zuhause Orientierung für mein Leben - möglicherweise ja auch für ein folgendes Berufsleben." Seine Liebe zu den britischen Inseln entdeckte der 17-Jährige bei einem dreimonatigen Schüleraustausch nach Irland. Doch ob der Plan, als Au Pair in England zu arbeiten, überhaupt aufgeht, ist noch unklar. "Auf meine Bewerbung bei einer englischen Au-Pair-Vermittlungsagentur, die mir von einem Freund empfohlen wurde, habe ich noch keine Rückmeldung erhalten, doch bin ich recht zuversichtlich diese demnächst zu bekommen. Wenn ich eine negative Rückmeldung bekommen sollte, werde ich vermutlich ähnliche Agenturen kontaktieren und dann bei diesen auf mein Glück hoffen." Sich darüber klar zu werden, welche Abbiegung man nimmt an dieser Kreuzung des Lebens, ist gar nicht so einfach. Es ist eine Entscheidung, die großen Einfluss auf das restliche Leben hat. Dabei gibt es viele Faktoren, die zusammen spielen. Unter anderem stellen sich die Fragen "Wo liegen meine Interessen und Stärken? Hat die Arbeit Zukunft, für die ich mich interessiert? Wie hoch sind meine Chancen in diesem Beruf einen Job zu bekommen? Wie viel Geld möchte ich später ungefähr verdienen? Welche Erwartungen habe ich an mein Leben?"

Auch Lena Danckwart hat sich mit diesen Fragen beschäftigt. "Da ich keine Idee hatte, welcher Studiengang etwas für mich wäre, bin ich auf eine Berufs- und Studienmesse in Köln gegangen, um mich zu informieren. Dort entdeckte ich das Feld Wirtschaftsingenieurwesen und Logistik für mich." In zwei Praktika, unter anderem im Duisburger Hafen, ist ihr dann bewusst geworden, dass sie das Feld Bauingenieur ansprechender findet. "Der spätere Beruf passt besser zu mit, da man nicht nur am Schreibtisch sitzt, sondern auch draußen auf dem Bau unterwegs ist", sagt die 18-Jährige aus Kevelaer.

Beschäftigen tut die Schüler vor allem die Ungewissheit. "Ich habe vor vielen Dingen Angst: Vor allem davor, mich nicht für das richtige zu entscheiden und davor im Studium zu versagen" sagt Charlotte. "Einen ernsthaften Plan B habe ich auch nicht, vielleicht Politikwissenschaften, aber das ist eher ein riesen Fragezeichen."

(RP)
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