Kerken Abgeschnitten vom schnellen Netz

Kerken · Im dreigeteilten Poelyck kommen Kerkener Bürger, die eine Gelderner Vorwahl haben, beim Internet-Ausbau zu kurz. Sie fühlen sich vergessen: Keine der Gemeinden meint, für ihre Sorgen zuständig zu sein.

 Ricarda Tenberken-Schmitz und ihr Lebensgefährte Norbert Hils bei ihrem Haus in Poelyck. Von schnellem Internet können sie nur träumen.

Ricarda Tenberken-Schmitz und ihr Lebensgefährte Norbert Hils bei ihrem Haus in Poelyck. Von schnellem Internet können sie nur träumen.

Foto: Seybert

Schon normale Internetseiten aufzurufen ist für Ricarda Tenberken-Schmitz aus Poelyck eine Geduldsprobe. Videos oder gar ganze Filme zu laden, das kann man völlig vergessen. Die Internetverbindung ist ein Trauerspiel. "Wir gehören zu den so genannten weißen Flecken", sagt Ricarda Tenberken-Schmitz. Für sie als Unternehmerin mit Reit-Betrieb und Immobilienvermietung ist das ein Riesenproblem. Ebenso wie für die Firmen in der Umgebung, für die Privatleute natürlich auch.

Was Tenberken-Schmitz besonders wurmt: Sie ist Kerkener Bürgerin im "Dreiländereck" Poelyck, das teils zu Geldern, teils zu Kerken, teils zu Issum gehört. "Wir zahlen Steuern, wir sind Wähler in Kerken", sagt sie. Aber von jeglichem Netzausbau in ihrer Gemeinde profitiert sie nicht, weil sie mit ihrem Festnetzanschluss an einem Netzknoten in Geldern hängt. Ihre Telefonnummer beginnt mit der Gelderner Ortsvorwahl. Die Stadt Geldern aber fühlt sich für ihre Sorgen nicht zuständig - schließlich ist sie Kerkenerin, da ändert die Vorwahl nichts. "Keiner fühlt sich so recht für uns verantwortlich", so Tenberken-Schmitz. 23 Haushalte seien davon in Poelyck betroffen.

Udo Niersmann von der Gemeinde, Stellvertreter von Bürgermeister Dirk Möcking, kennt das Problem, denn er ist selbst Kerkener mit Gelderner Vorwahl - nicht in Poelyck, sondern in Winternam. "Schlimm", bestätigt er das Internet-Problem. "Da wäre die Stadt Geldern gefordert, aber die hat daran natürlich kein Interesse." Diese Feststellung ist keineswegs als Kritik zu verstehen: "Das kann man ja nachvollziehen, dass sie in Geldern keine Steuermittel für Kerkener Bürger ausgeben möchten", so Niersmann.

Der Poelycker Bürger Bernd Bianchi, der für die Grünen im Gelderner Stadtrat sitzt, betrachtet die Medaille quasi von der anderen Seite aus. Er ist Gelderner Bürger, hat aber eine Kerkener Vorwahl und hängt damit an einer Vermittlungsstelle in Kerken. Er hofft, in absehbarer Zeit schon durch den dortigen Netzausbau Vorteile zu haben. Im Sinne der Gerechtigkeit sollte das auch andersherum gehen, fordert er. "So, wie der Kerkener Rat dafür gesorgt hat, dass Gelderner Bürger gutes Internet bekommen, sollte der Gelderner Rat dafür sorgen, dass die Kerkener Bürger auf dem letzten Stück davon profitieren", findet er. Er habe das Problem in der Gelderner Politik schon mehrfach angesprochen. Schließlich sei Poelyck auch nicht der einzige Ort mit solchen Problemen.

Ricarda Tenberken-Schmitz fordert in einem Bürgerantrag an den Gelderner und an den Kerkener Rat, dass dem Mangel abgeholfen werde. Die Gemeinde Kerken hat den Antrag an den "Breitband-Koordinator" des Kreises Kleve weitergeleitet, wie Bürgermeister Dirk Möcking mitteilt. Dessen Ziel sei es, die weißen Flecken auf der Landkarte zu füllen. Man hoffe, so Möcking, auf eine "zufriedenstellende Lösung".

Dass die Gemeinde selbst einspringt und einen weiteren Ausbau vorantreibt, darauf gibt es wohl keine Hoffnung. "Irgendwer müsste das bezahlen", sagt Udo Niersmann. "Da reden wir von so großen Summen - das ist für eine Gemeinde letztendlich nicht verantwortbar."

(szf)
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