Geldern Adelheid-Kirche als Denkmal?

Geldern · Das Rheinische Amt für Denkmalpflege prüft nach Informationen der Rheinischen Post die Unterschutzstellung der St. Adelheid-Kirche. Damit wären die Pläne von Pfarrgemeinde und Caritas für einen Abriss vom Tisch.

Der Gast aus Pulheim besichtigte eine Gelderner Sehenswürdigkeit, deren Tage eigentlich schon gezählt sind. Das könnte sich jedoch durch genau diesen Besuch geändert haben. Nach Informationen der Rheinischen Post prüft das Rheinische Amt für Denkmalpflege derzeit, die Gelderner St. Adelheid-Kirche unter Denkmalschutz zu stellen – und schickte einen der wenigen Experten für modernen Kirchenbau nach Geldern.

Stadt: „Nichts schriftlich“

Damit wären die Abrisspläne, die den Mitgliedern der Pfarrgemeinde kürzlich von den Kanzeln verkündet wurden, wieder vom Tisch – und wohl auch der Plan der Caritas, anstelle der Kirche einen großen Altenpflege-Komplex auf dem Kirchengelände am Stadteingang zu errichten. Im Rathaus hält man sich bedeckt: „Uns liegt hier schriftlich nichts vor“, so Bürgermeister Ulrich Janssen schmallippig auf Anfrage der Rheinischen Post.

Als Denkmal wurde die Adelheid-Kirche bisher kaum beachtet. Stadtarchivar Stefan Frankewitz ist sie in seinem ansonsten maßgeblichen Buch über die Denkmäler der Stadt Geldern nur deshalb eine Erwähnung wert, weil zur Kirchenausstattung eine rund 600 Jahre alte Marienstatue gehört. Dabei ist St. Adelheid, deren Architekt neben Professor Josef Ehren vor allem der 2005 verstorbene Gelderner Robert Hermanns war, nicht bloß ein qualitätvolles Stück Architektur, sondern auch gebaute Kirchengeschichte.

Auf der Höhe ihrer Zeit (1968) war sie in ihrer lichtdurchfluteten Zeltarchitektur ein idealer Raum, um die Lithurgiereform des II. Vatikanischen Konzils für die Gemeinde erlebbar zu machen (wogegen sich der erst 1988 errichtete Glockenturm wie ein Fremdkörper ausnimmt). Aus kunsthistorischer Sicht weit interessanter als die ramponierte Muttergottes-Figur sind im Inneren die 1967 entworfenen, abstrakten Kirchenfenster des Glasmalers Joachim Klos (1931-2007), der unter anderem auch die Fenster für St. Antonius in Kevelaer schuf. Wie die Architekten Ehren und Hermanns, gehört Klos zu den Absolventen der Werkkunstschule Krefeld, die viele öffentliche Bauten am Niederrhein gestalteten.

Klos-Kirchenfenster in Geldern

In Geldern arbeiteten Hermanns und Klos auch bei der Gestaltung der St. Martini-Kirche in Veert zusammen, dort stammt von ihm das abstrakte Fenster im Turm. Im aktuellen Kalender für das Klever Land hat Otto Friedrichs das Schaffen Klos’ in den Kirchen des Niederrheins ausführlich gewürdigt. Mit zu den schönsten Werken von Klos am Niederrhein gehören die Fenster von St. Martini und der Luzia-Kapelle in Walbeck, in denen Joachim Klos mit extrem reduziertem Farbeinsatz abstrakte Formen und barocke Figuartionen miteinander verbindet.

(RP)
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