Straelen Ärger um Fäll-Aktion und Parkplatzplan

Straelen · Die SPD und Anwohner kritisieren die Abholzungen am Ostwall in Straelen. Weil dort ein Supermarkt mit Stellflächen entstehen soll, befürchten sie mehr Verkehrsbelastung. Auch die mangelnde Bürgerbeteiligung beklagen sie.

 Die Bäume mussten weichen; mehr Platz für Autos. Die Anwohner sind nicht glücklich über ihre Aussichten - im wörtlichen und im übertragenen Sinne.

Die Bäume mussten weichen; mehr Platz für Autos. Die Anwohner sind nicht glücklich über ihre Aussichten - im wörtlichen und im übertragenen Sinne.

Foto: Seybert

Für Aufregung und Diskussionen in Straelen sorgt der neue Rewe-Supermarkt am Ostwall. Genauer: der damit zusammenhängende Bau neuer Parkplätze. Kritik an den Planungen kommt von der SPD sowie von Anwohnern des Glaswegs. Die Befürchtungen gehen einerseits in Richtung Kahlschlag, andererseits in Richtung Wertminderung von Immobilien und erhöhter Verkehrsbelastung.

Die Straelener Sozialdemokraten sorgen sich zunehmend um den Baumbestand in der Innenstadt. Ersten Anlass zur Besorgnis sehen sie in der gegen ihre Stimmen beschlossenen ersatzlosen Beseitigung mehrerer großkroniger Bäume am Roelpad. Darauf folgten der ebenfalls gegen die Stimmen der SPD beschlossene Verkauf des Ostwallparkplatzes und die damit verbundene Bedrohung des dortigen Baumbestandes. Welche Folgen sich im Einzelnen ergeben, soll auf Antrag der Sozialdemokraten in der nächsten Sitzung des Rates behandelt werden. Angesichts der "von der Mehrheitsfraktion durchgeboxten Beschlüsse" hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Falko Schuster davor gewarnt, dass "nach dem Ruin der städtischen Haushaltswirtschaft nun auch der Ruin des Stadtbildes" drohe.

Seine Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen. Inzwischen hat auf dem Straelener Friedhof eine weitere Abholzaktion stattgefunden, um den Bau eines Ersatzparkplatzes zu ermöglichen. "Entsetzte Bürger", so Schuster, hätten die Sozialdemokraten auf diesen "Kahlschlag" hingewiesen. Die SPD-Fraktion habe daher ergänzend zu den bereits gestellten Fragen weitere Fragen an den Bürgermeister gerichtet. Ziel sei es, für die schon abgeholzten Bäume wenigstens Ersatzpflanzungen durchzusetzen.

Die von Schuster angeführten "entsetzten Bürger" sind vor allem die Anwohner des Glaswegs. Sie sind empört darüber, dass für eine Reihe von Parkplätzen, die wegen des Supermarktbaus auf dem Ostwall wegfallen, Ersatz vor ihren Häusern geschaffen werden soll, und zwar auf dem hinteren Teil des Friedhofs, wo Ende Februar Bäume gefällt wurden.

"Als wir vor Jahren die Grundstücke kauften, war nur vom Bau weiterer Häuser die Rede. Der Friedhof sollte so erhalten bleiben", erinnert sich Hans-Werner Köning. Doch mit der Ruhe am Friedhof, fürchten Köning und einige Nachbarn, dürfte es bald endgültig vorbei sein. Schon die Entwicklung in den vergangenen Jahren war aus ihrer Sicht wenig erfreulich.

Köning verweist auf eine Abholzaktion auf dem Friedhof vor vier Jahren, als ein Baulager mit Kies für den Erdaustausch auf dem Friedhof entstand. "Wir haben seitdem immer wieder mal den Lärm von Lastwagen und Baggern hier." Merkwürdig sei gewesen, dass nur wenige Monate vor jener Fällaktion ein Antrag auf Rückschnitt der Bäume, um mehr Licht in die Wohnungen zu bekommen, abgelehnt worden sei. Und jetzt fielen weitere Bäume, um Raum für Ausweichparkplätze zu schaffen. "Als ich die Motorsägen hörte, habe ich an die Mitglieder des Bauausschusses gemailt", berichtet Anwohner Johannes Hamm. Wie es sein könne, dass ein Investor gleich das Grundstück für den Supermarkt gestellt bekomme, fragte er. Hamm: "Die Stadtplaner brachten das Einzelhandelskonzept ins Spiel und haben es auf den Rat geschoben, der Rat verwies auf die Parkplatzverpflichtung für den Investor."

Mit den neuen Parkplätzen befürchten die Anwohner mehr Verkehr, zum einen durch die Beerdigungsgesellschaften, zum anderen durch diejenigen, die ihre Autos bisher am Ostwall abstellten und künftig viel weiter in die Innenstadt laufen müssen. Und die erhöhte Verkehrsbelastung mindere den Wert ihrer Grundstücke und Häuser. Bernhard Piotrowski führt an, dass bei der Präsentation der Supermarktentwürfe im November nur von Parkplätzen direkt am Supermarkt, also am Ostwall und am Soatspad, die Rede gewesen sei. Und "man hat uns im Glauben gelassen, direkt an der Leichenhalle zusätzliche Parkplätze zu schaffen", ergänzt Köning.

Sauer sind alle nicht zuletzt darüber, dass sie als Anwohner nicht beteiligt wurden. Doch sie wollen das nicht auf sich beruhen lassen, denken daran, einen Rechtsbeistand einzuschalten. Hoffnung setzen sie auch auf die Kreisverwaltung. Denn dort, so Köning, "liegt noch kein Antrag auf Nutzungsänderung vor, den der Kreis genehmigen muss".

(RP)
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