Geldern Ärztezentrum oder nicht - Politik ist am Zug

Geldern · Es sind keine Flüchtlinge mehr im alten Finanzamt. Da war doch was: Kommt dann jetzt das Hausärztezentrum? Was wollen die Bürger?

Geldern: Ärztezentrum oder nicht - Politik ist am Zug
Foto: Seybert Gerhard

Nachdem im alten Finanzamt am Mühlenturm keine Flüchtlinge mehr wohnen, rückt das Projekt des Gelderner Mediziners Dr. Arne Kleinstäuber wieder in den Blick. Kleinstäuber hatte geplant, in dem Gebäude ein Hausärztezentrum zu gründen. Eine Idee, von der er sich noch nicht ganz verabschiedet hat. Um eine Chance zu haben, sein Vorhaben nun im zweiten Anlauf umzusetzen, müsste er aber die Politik für sich gewinnen.

Die Stadt müsste dann nämlich darauf verzichten, die Immobilie, die dem Land gehört, selbst zu kaufen. "Wenn die Stadt als Konkurrent im Bieterverfahren auftritt, wird es erstens teurer, zweitens ist es die Frage, ob man dann den Zuschlag kriegt", erklärt Arne Kleinstäuber. Er harrt nun der Signale aus dem politischen Raum.

 Was soll aus dem ehemaligen Finanzamt werden? Im vergangenen Jahr wurde die Diskussion dadurch beendet, dass Flüchtlinge einzogen.

Was soll aus dem ehemaligen Finanzamt werden? Im vergangenen Jahr wurde die Diskussion dadurch beendet, dass Flüchtlinge einzogen.

Foto: Seybert

Das Konzept für das Hausärztezentrum hatte Kleinstäuber im Sommer 2015 präsentiert. Selbstständige niedergelassene Haus- und Kinderärzte sollten sich darin zusammentun, die außerdem Ärzte im Angestelltenverhältnis beschäftigen würden. Durch Vertretungsregelungen wären Teilzeitarbeit, Urlaube und flexible Arbeitszeiten für die Beteiligten - anders als in einzelnen Hausarztpraxen - kein Problem. Und dadurch wäre es, auch über zunächst angestellte Kollegen, einfacher, Nachfolger für jene Hausärzte heranzuziehen, die in den kommenden Jahren in Rente gehen, argumentierte Kleinstäuber.

Über den Arztpraxen im Erdgeschoss wollte in die oberen Etagen des ehemaligen Finanzamtes ein Hotelbetrieb einziehen. Für all das standen seinerzeit Investor, Planer und Mediziner in den Startlöchern.

Nachdem das Gebäude für einige Zeit zur Flüchtlings-Notunterkunft wurde, müsste Kleinstäuber seine einstigen Partner aber erst einmal aufs Neue gewinnen. Eine der beiden Doppelpraxen, die Interesse angemeldet hatten, steht nämlich schon nicht mehr zur Verfügung. Sie wurde als "kardiologische Schwerpunktpraxis" in das "Medizinische Versorgungszentrum Cleverland" integriert. "Da ist tatsächlich das passiert, was zu befürchten gewesen ist", so Kleinstäuber: "Wir geraten unter den Einfluss von Großanbietern." Die besagte Praxis läuft zwar weiter wie bisher, aber Kleinstäuber warnt vor dem, was nach der Pensionierung der beteiligten Mediziner passieren könnte. Ein Versorgungszentrum sei sicher interessiert an einer kardiologischen Praxis. Es habe aber auf Dauer nicht das gleiche Interesse daran, eine Hausarztpraxis in Geldern zu erhalten. "Es wird genau das passieren, was ich vorausgesagt habe", so Kleinstäuber: "Wir verlieren Hausarztpraxen, und wenn die einmal weg sind, bleiben die weg."

Bekanntlich spielt Gelderns Politik mit dem Gedanken, dem Land das alte Finanzamt günstig abzukaufen, um darin zunächst wieder Flüchtlinge unterzubringen. Diese Nutzung könnte man aber in einigen Jahren aufgeben. Die Stadt hätte dann ein attraktives Stück Land mitten in der City im Besitz, ein "Filetstück" für die Stadtentwicklung.

Kleinstäuber wartet nun auf die politischen Signale. Andere Immobilien für sein Konzept habe er zwar gesucht, aber nicht gefunden, sagt er. Zum einen müsse man das ganze Vorhaben dafür komplett neu planen. Zum anderen stimmten die Rahmenbedingungen in Sachen Erreichbarkeit, Kostenkalkulation und dergleichen nicht.

(RP)
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