Straelen Als aus Sorge traurige Gewissheit wurde

Straelen · Gegen 13 Uhr wird aus der Befürchtung der Rettungskräfte traurige Gewissheit: Ein Polizeisprecher bestätigt gegenüber Medienvertretern, dass der kleine Filip tot ist. Er wurde leblos im Kleinklärbecken des Flüchtlingsheims im Straelener Ortsteil Herongen gefunden.

Straelen: Taucher suchen vermissten Jungen
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Straelen: Taucher suchen vermissten Jungen

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Ein Hausmeister hatte den Leichnam entdeckt. Der Junge war mit seinen Eltern und drei Geschwistern aus Serbien geflohen. Unter welchen Umständen das Kind ums Leben kam, konnte noch nicht geklärt werden. Am Donnerstag will die Polizei ein vorläufiges Obduktionsergebnis veröffentlichen. Warum der Junge nicht schon früher gefunden wurde, bleibt ebenfalls unklar. Aus Polizeikreisen war jedoch zu hören, dass ein Leichnam eine gewisse Zeit braucht, ehe er im Wasser an die Oberfläche steigt. Außerdem war der Blick durch "eine algenbedeckte Wasseroberfläche" versperrt, wie der Polizeisprecher erklärte.

Suche mit über 200 Einsatzkräften

Rund um das Schullandheim, das bis Oktober 2014 noch für Ferienfreizeiten genutzt wurde, herrschte am Mittwoch der Ausnahmezustand. Dutzende Polizei-Kleinbusse säumten die Wiesen und Felder, auf denen sich die Spargelstecher verwundert die Augen rieben. Insgesamt 200 Einsatzkräfte suchten nach dem Jungen, der seit Dienstagnachmittag nicht mehr gesehen worden war. Seine Eltern meldeten Filip, der Epileptiker war, an diesem Tag gegen 17 Uhr als vermisst, nachdem er einen kleinen Feuerwehr-Einsatz auf dem Gelände des Schullandheims beobachtet hatte und nicht zu ihnen zurückgekehrt war.

Ein Baum war wegen des Sturms an diesem Nachmittag umgekippt, was offenbar für viele Bewohner eine interessante Abwechslung darstellte. Doch anderthalb Stunden nach Beendigung des Einsatzes alarmierten die Eltern dann die Polizei — über einen Helfer. Denn weder der Junge noch seine Eltern verstehen oder sprechen Deutsch.

Wassersuchhunde halfen beim Einsatz

Deutsche und niederländische Hubschrauber mit Wärmebildkameras überflogen danach bis in die Nacht das Gebiet, das wegen diverser Abwassergräben und viel Dickicht für das erste Großaufgebot von 100 Polizisten teilweise nur schwer zu durchkämmen war. Feuerwehrleute, die ebenfalls bei der Suche bis 3 Uhr am Morgen halfen, berichteten von großer Erschöpfung wegen des teils seifigen, morastigen Untergrundes.
Mittwochmorgen ging die Suche dann weiter. Ebenfalls wieder mit im Einsatz waren Taucher von Feuerwehr und DLRG, die ein nahe gelegenes Regenrückhaltebecken, das eher wie ein der Natur überlassener Teich aussieht, untersuchten. Später kamen neben Man-Trailern, speziellen Suchhunden an Land, auch Wassersuchhunde von I.S.A.R. Germany zum Einsatz. Sie wurden auf DLRG-Booten über das Wasser gefahren und könnten Leichen auch in der Tiefe wittern.

Über 200 Einsatzkräfte waren Mittwochvormittag in der Spitze im Einsatz, während DRK und Feuerwehr im Gerätehaus in Herongen die Versorgung der Helfer mit Getränken und Gulaschsuppe organisierten. Nach und nach begann die Polizei dann, die Zufahrten abzuriegeln, weil das Medienaufkommen immer größer wurde. Nach Bekanntgabe der traurigen Nachricht vom Tod des Jungen sperrten die Beamten dann endgültig alle Straßen und jeden Feldweg. Vor allem im Bereich der Kleinkläranlage, die sich am anderen Ende des eingezäunten Geländes in ein paar Hundert Metern Entfernung befindet, begannen intensive Ermittlungen.

Die Polizei hofft natürlich, durch Spuren die Ursache für das schreckliche Ereignis klären zu können.
Gleichzeitig begann die DLRG, die stundenlang im Regenrückhaltebecken gesucht hatte, die Boote an Land zu bringen. Weitere Einsatzkräfte zogen ab. Doch die Fragezeichen in den Gesichtern vieler Helfer blieben, die sich den Tod des Jungen nicht erklären konnten. Mit dem Obduktionsergebnis wird es vielleicht erste Antworten geben.

(luk)
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