Issum Als die Flieger zur Bönninghardt kamen

Issum · Vor 75 Jahren, am 1. September 1939, begann der Zweite Weltkrieg mit dem Angriff Deutschlands auf Polen. Der Ausbruch des Krieges war damals im Gelderland zunächst noch nicht unmittelbar zu spüren.

Anfang September 1939, etwas mehr als zwanzig Jahre, nachdem der Erste Weltkrieg endete, begann der Zweite mit dem Angriff Deutschlands auf Polen. Am frühen Morgen des 1. Septembers beschoss das deutsche Schiff "Schleswig-Holstein" ein polnisches Munitionslager auf der Halbinsel Westerplatte bei Danzig.

Da die ersten kriegerischen Auseinandersetzungen vom Osten Deutschlands ausgingen, war der Niederrhein und damit das Gelderland zunächst nicht vom Kriegsausbruch betroffen. Dass sich Deutschland wieder im Krieg befand, bekamen die Menschen von Kevelaer bis Straelen zunächst nur indirekt mit.

Deutlich wurde der Krieg zunächst im Durchmarsch, aber auch in der Einquartierung von Soldaten im Gelderland. Aus nahezu allen Orten ist dokumentiert, dass bereits im September 1939 Soldaten in der Regel in privaten Unterkünften, aber auch in Schulen, einquartiert wurden. Aufgrund der Lage im Westen Deutschland und der Nähe zu den Niederlanden und Belgien wurden Truppen vorgehalten, um dann gegebenenfalls auf einen Angriff aus dem Westen reagieren zu können.

So wurden auch auf dem Segelflugplatz auf der Issumer Bönninghardt Jagdflieger stationiert. Die Geschichte dieses Flugplatzes beginnt in der aufkommenden Bewegung der Segelflieger. Da Deutschland sich nach dem Ersten Weltkrieg verpflichtet hatte, keine motorisierten Flüge durchzuführen, wurde die "deutsche Jugend" im Segelfliegen ausgebildet. Denn nicht die Faszination des Fliegens, sondern die Ausbildung von späteren Kampfpiloten hatte die Politik der NSDAP im Sinn. Ähnlich wie auf der Bönninghardt fanden sich auch auf dem Flugplatz in der Hees, der später der Militärflugplatz Laarbruch werden sollte, zahlreiche flugbegeisterte junge Menschen.

Die Soldaten der Luftwaffe, die 1939 nach Issum kamen, wurden mehrheitlich und ohne Wissen der Lehrerschaft in der Bönnighardter Schule untergebracht. Schon vor der "offiziellen" Stationierung soll bereits im Mai 1939 auf dem Flugplatz "der Ernstfall" erprobt worden sein. Viel zu tun gab es für die mehrheitlich im August 1939 auf die Bönninghardt verlegten Flieger nicht. Die Arbeit fand mehrheitlich am Boden statt, es gab nur gelegentliche Patrouillenflüge an der Grenze zu den Niederlanden und Belgien.

Rund 48 Maschinen waren dort, wo heute der Issumer "Flughafenweg" zwischen Issum und Alpen an den Flugplatz erinnert, stationiert. Die wenigsten Flieger wurden in den ersten Monaten in Kampfhandlungen verwickelt. Dabei fanden die ersten Alliierten Luftangriffe auf Deutschland bereits statt. Und schon für den vierten Kriegstag, Montag, 4. September 1939, sind die ersten Abwürfe von britischen Flugblättern über dem Niederrhein dokumentiert.

Erst im Oktober 1939 sollten die auf der Bönninghardt stationierten Flieger zunehmend in Kampfhandlungen verwickelt werden. Hauptaufgabe des stationierten Jagdgeschwaders wird das Abfangen britischer Bomber, die ihren Weg nach Deutschland vor allem über die Nordsee nach Wilhelmshaven suchten. Die ersten Unfälle und Notlandungen gab es unterdessen aber auch schon ohne feindliche Einwirkung. Der Westfeldzug, der im Mai 1940 begann, gab den Fliegern auf der Bönninghardt neue Aufgaben. Transportflugzeuge brauchten Geleitschutz, zudem stand das Ausschalten der niederländischen und belgischen Luftwaffe auf dem Plan. Die Luftschlacht um England, die etwa bis Oktober 1940 dauerte, sorgte für eine Überbelegung des Flugplatzes, verschiedene Einheiten wurden für die "Reichsverteidigung" auf das Gelände des heutigen Weseler Flugplatzes verlegt. Bald schon sollte sich das Blatt zu Gunsten der Alliierten wenden.

Im Januar 1945 wurde der Militärflugplatz aufgegeben. Beim Rückzug der Wehrmacht wurden alle Gebäude von dieser zerstört.

(buer)
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