Geldern Als Kinderärztin von Essen nach Kevelaer

Geldern · Landrat Wolfgang Spreen möchte mit den Vorzügen der ländlichen Region und ihrer Nähe zu großen deutschen und niederländischen Städten werben. Man müsse junge Ärzte von der Lebensqualität im Kreis Kleve überzeugen.

 Landrat Wolfgang Spreen, Kinderärztin Perihan Zengin, Wilfried Bosch und Renate Gruyters (von links).

Landrat Wolfgang Spreen, Kinderärztin Perihan Zengin, Wilfried Bosch und Renate Gruyters (von links).

Foto: Gottfried Evers

Es ist nicht einfach, junge Ärzte für die Provinz zu gewinnen. Schon gar nicht am Rande der Republik. "Die ärztliche Versorgung wird spürbar schlechter", betont der Klever Kinderarzt Wolfgang Brüninghaus wie ein stetes Mantra. Er hat recht: Der Ärztemangel ist bereits heute im Kreis Kleve spürbar. Auch hier hat Brüninghaus die Fakten zur Stelle: Ende 2017 betrug im Mittelwert der Versorgungsgrad gerade einmal 50 Prozent bei den Kinderärzten, bei den Hausärzten 75 Prozent. "Selbst, wenn freie Sitze ausgegeben werden - wir kriegen unsere Hausarztsitze nicht mehr verkauft", bestätigte der Klever Orthopäde Wolfram Althoff in einer Diskussionsrunde von Volksbank und RP.

Landrat Wolfgang Spreen möchte deshalb mit den Vorzügen der Region werben, die nur scheinbar eine Randlage ist, sagte er bei einem Gespräch über "Ärzte für den Kreis Kleve gesucht" in Kevelaer. Er setze auf die Nähe zu größeren deutschen und niederländischen Städten und die Bildungsmöglichkeiten einschließlich der Hochschule Rhein-Waal, die den Kreis Kleve auszeichnen. "Wer einmal hier lebt und arbeitet, kennt die vielen Vorzüge und möchte nicht mehr weg", sagt der Landrat. Er nennt darüber hinaus die nahe Natur, die viele Möglichkeiten eröffne, die reichhaltige Kultur und eben die nur Katzensprung entfernten niederländischen Städte Nimwegen und Arnheim, um bei Ärzten für eine Niederlassung im Kreis Kleve zu werben.

Gemeinsam mit dem Vorstand der Volksbank an der Niers, Wilfried Bosch, und Renate Gruyters, der Firmenkundenberaterin Gesundheitswesen der Volksbank, führte Spreen nun ein Gespräch mit Perihan Zengin, einer Kinderärztin in Kevelaer. Sie ist im Jahr 2013 mit ihrer Familie von Essen in die Marienstadt gezogen und hat die Praxis von Johanna Kühnen übernommen. Sie ist den Weg gegangen, den auch andere Ärzte gehen müssten, damit sich die ärztliche Versorgungssituation im Kreis Kleve verbessert.

"Zunächst einmal war es meinem Mann und mir wichtig, dass unsere beiden Kinder behütet aufwachsen können, in ihrer Umgebung angenommen werden und sich wohlfühlen. Da scheinen uns die kleinstädtischen Strukturen, wie wir sie in Kevelaer erleben, sehr gut geeignet", sagt Zengin. Hier unterstütze sich die Nachbarschaft gegenseitig, die Kinder können draußen spielen, listet die Ärztin weitere Argumente für den Kreis Kleve auf. Inzwischen hat sie auch im Verein Wurzeln geschlagen und engagiert sich in der "Aktion St. Nikolaus - Hilfe am behinderten Kind" als zweite Vorsitzende für das Thema Frühförderung. Spreen sowie Bosch und Gruyters, die die Ärztin in Sachen Niederlassung berieten, freuen sich, dass Perihan Zengin den Schritt aus dem Ruhrgebiet in die Wallfahrtsstadt Kevelaer zu wechseln, nicht bereut hat.

Man müsse aber noch viele Ärzte von der Lebensqualität im Kreis Kleve überzeugen, sagt Bosch. "Die Werbung muss da stattfinden, wo die Ärzte sind - an den Universitäten und auf Fachmessen", so Bosch. Spreen verweist auf die Kreis-Angebote an Ärzte wie das Hospitationsmodell eine Woche Niederrhein auf Probe. In Planung seien auch Stipendien des Kreises für Ärzte, die sich hier niederlassen. "Außerdem können Mediziner , die im Kreis Kleve eine vertragsärztliche Tätigkeit als Hausarzt aufnehmen, vom Land Nordrhein-Westfalen eine finanzielle Förderung von bis zu 50.000 Euro erhalten", sagt Spreen. Man verfüge über ein Netzwerk, mit dem es schon mehrfach gelungen sei, Nachfolger für niedergelassene Ärzte zu gewinnen. Darin leiste die Bank ihren Beitrag zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in der Region, fügt Bosch an.

Bei Perihan Zengin hat das funktioniert. Sie fühlt sich wohl in Kevelaer und hat keine Ambitionen, zurück in die Großstadt zu ziehen. Spreen, Bosch und Gruyters bestätigten aber auch, dass es noch viel zu tun gebe, bis es wieder ausreichend viele Ärzte im Kreis Kleve gibt.

(mgr)
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