Gelderland Anklage: 1,3 Tonnen Marihuana angebaut

Gelderland · Aus Geldern, Straelen und Kerken stammen die Beschuldigten, die 13 Jahre lang die Rauschgiftpflanze im großen Stil in geheimen Plantagen gezüchtet haben sollen. Bei der Vernehmung wird deutlich, wie organisiert sie vorgegangen sind.

Gelderland: Anklage: 1,3 Tonnen Marihuana angebaut
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Es sind unglaubliche Zahlen, die jetzt zu Prozessbeginn vor dem Klever Landgericht verhandelt wurden. Zwei Angeklagte aus Straelen sollen seit 2002 bis zur Aufdeckung 2015 mehrere Marihuanaplantagen betrieben haben, deren Ernte sie in umfangreichen und grenzüberschreitenden Geschäften auch verkauft haben sollen. Insgesamt beläuft sich die geerntete Marihuana-Menge laut Anklage auf mehr als 1,3 Tonnen. Dabei geholfen haben sollen ihnen vier weitere Angeklagte aus Kerken und Geldern - darunter eine 32-jährige Frau, die mittlerweile in Grefrath wohnt. Ihnen wird vorgeworfen, durch die Anmietung und Bereitstellung von Räumen für die Plantagen in Straelen, Geldern und Wachtendonk oder bei der Aufzucht und Ernte geholfen zu haben.

Der Kopf der Bande, ein 45-jähriger aus Straelen, der bereits 2008 in vier Fällen wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt wurde, äußerte sich zum Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen. "Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt Angaben dazu machen", teilte sein Anwalt mit. Auch ein 60-jähriger Unternehmer aus Geldern schwieg. Ein 45-Jähriger aus Kerken, der ein Geschäft in Straelen betreibt, zeigte sich dagegen geständig. Er habe den Bandenchef bei sich im Geschäft angestellt. 2006 habe dieser ihn in einem Gespräch gefragt, ob er nicht mehr Geld verdienen wolle. "Ich habe ja gesagt", berichtete der Inhaber des Geschäftes.

Es sei dabei im weiteren Verlauf um seine Kellerräume gegangen, die sein damaliger Angestellter habe anmieten wollen. Wie sich später herausgestellt habe, für die Aufzucht einer Marihuanaplantage. Ende 2007 sei die erste Ernte erfolgt, bei der er nach eigenen Angaben aber noch nicht direkt beteiligt war. "Ich bin erst nach der zweiten und dritten Ernte dazu gestoßen", sagte der Kerkener, der die Aufzucht als professionell betrieben schilderte und nach eigenen Angaben 3500 bis 4000 Euro pro Ernte erhielt. Insgesamt alle drei Monate sei in etwa geerntet worden, gab er an.

Im Februar oder März 2013 habe er dann einen Drohanruf eines Mannes, der fließend und akzentfrei Deutsch sprach, erhalten, der über alles Bescheid wusste und drohte, die Polizei zu informieren. Daraufhin sei die Plantage, an der unter anderem auch der Straelener (49) beteiligt gewesen sei, abgebaut worden.

In seiner Vernehmung bestätigte der 49-Jährige, der ebenso wie der Kopf der Bande und ein 52-Jähriger aus Geldern derzeit in Untersuchungshaft sitzt, dass er bei mehreren Plantagen vor allem für den technischen Aufbau zuständig gewesen sei. Bei der Suche nach neuen Objekten habe sein Wort auch beim Chef der Bande Gewicht gehabt. An einer der teilweise gleichzeitig nebeneinander betriebenen Marihuanaplantagen sei er jedoch nicht beteiligt gewesen.

Der 52-jährige Mann aus Geldern gab in seiner Vernehmung zu, unter anderem bei der Ernte mehrerer Plantagen geholfen zu haben. Dafür sei er in den meisten Fällen mit mehreren Gramm Marihuana entlohnt worden, das seine inzwischen verstorbene Ehefrau zur Bekämpfung ihrer Schmerzen eingenommen habe. Auch selbst habe er gegen seine eigenen Schmerzen Marihuana konsumiert und zwischenzeitlich eine eigene Aufzucht betrieben. Nur geringe Mengen habe er davon verkauft. "Ich wollte damit kein Geld verdienen", sagte er. Auf die Frage, wie viele Pflanzen in den unterschiedlichen Plantagen angebaut wurden, gaben die Angeklagten, die aussagten, alle unterschiedliche Antworten an. "Es war teilweise so viel, dass man schon keine Lust mehr hatte", antworte der Gelderner (52) dazu unter anderem.

Die 32-jährige Frau berichtete, den Beschuldigten 45-Jährigen aus Straelen mehrfach zu Übergabe-Orten gefahren zu haben. "Manchmal war er nach zehn Minuten wieder da, manchmal auch erst nach einer halben Stunde", schilderte sie. Dafür habe sie lediglich ein kleines Taschengeld erhalten. Autos, die sie ebenfalls erhalten haben soll, seien auf ihre gute Freundschaft zu dem Mitangeklagten zurückzuführen gewesen. Ein Polizist berichtete später von einen anonymen Anruf, der auf der Dienststelle eingegangen war. Der Anruf kam von einem deutschsprachigen Mannes ohne Akzent. Der Beamte habe das sehr ernst genommen und reagiert.

Am Donnerstag, 25. Februar, hat das Landgericht Kleve ab 9 Uhr weitere Zeugen vorgeladen. Zwei weitere Prozesstage sind darüber hinaus angesetzt.

(pets)
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