Dr. Frank Greshake Antibiotika: Landwirte stecken in der Meldefalle

Geldern · Kurios: Weil sie keine Medikamente einsetzten, durften Landwirte ihre Schweine nicht an Schlachthöfe liefern.

gelderland (luk) Kuriose Fälle von Antibiotika in der Schweinemast und dem Nicht-Einsatz dieser Medikamente sorgen in vielen Ställen des Gelderlandes für Verwunderung. Worum es dabei geht, erklärt der Gelderländer Dr. Frank Greshake, Vorstand der Erzeugergemeinschaft Rheinland und Mitglied der Landwirtschaftskammer NRW.

Was ist in den Ställen los? Es gibt Gerüchte um Landwirte, die Probleme haben, ihr Schweinefleisch an die Schlachthöfe zu liefern.

Dr. Frank Greshake Viele Schweinehalter im Gelderland waren ebenso überrascht wie empört: Weil sie bei den Mastschweinen kein Antibiotika eingesetzt haben, durften sie ihre Schweine nicht an die Schlachthöfe liefern.

Das hört sich paradox an: Kunden wollen Fleisch möglichst ohne viele Medikamente.

Greshake Die kuriose Situation hat einen realen Hintergrund: Die Schweinehalter müssen den Antibiotika-Einsatz bei ihren Zuchtsauen, Ferkeln oder Mastschweinen an zwei Datenbanken melden. Das haben sie der Einfachheit und Korrektheit halber ihren Hoftierärzten übertragen, die das automatisch per EDV regeln. Natürlich kann der Tierarzt nur eine Bestandsbehandlung melden - nicht aber eine fehlende Behandlung. Da könnte ja vertretungshalber ein Kollege den Schweinebestand therapiert haben. Also muss der Landwirt die "Null"-Behandlung schon selber registrieren.

Was ist dann schief gelaufen?

Greshake Ohne Meldung vermutet die Datenbank ein Fehlverhalten des Landwirts. Genau dies "Kleingedruckte" im Verfahren haben aber viele Landwirte vergessen. Und da in der Schweinemast überwiegend keine Antibiotika eingesetzt werden, wurden sie zu Beginn des neuen Quartals für weitere Lieferungen gesperrt. Zur Freude der Schweine, die vorerst nicht in die Wurst kommen.

Gab es Folgen dieses "Notstandes"?

Greshake Zu Wochenmitte stieg der Schweinepreis zuletzt auch prompt deutlich an. Die Koteletts dürften zum Auftakt der Grillsaison aber trotzdem nicht knapp werden: Mit etwas bürokratischem Aufwand lassen sich die Meldungen nachholen.

Ihr Fazit?

Greshake (schmunzelt) Antibiotika will der Verbraucher nicht, keine Antibiotika will die Datenbank nicht - der Bauer kann es keinem Recht machen.

(RP)
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