Geldern Arbeiten im knallbunten Leben von Vietnam

Geldern · Ein halbes Jahr lang tauchte Jana Martens aus Goch in eine völlig andere Kultur ein. Sie hat beim Deutschen Akademischen Austauschdienst in der zweitgrößten Stadt Vietnams, in Ho-Chi-Minh-Stadt, gearbeitet.

 Einer der Höhepunkte ihres Aufenthalts in Vietnam war die spontane Einladung zu einer Hochzeit. Die Gocherin (rechts) durfte als Brautjungfer im traditionellen vietnamesischen Gewand "Ao dai" dabei sein.

Einer der Höhepunkte ihres Aufenthalts in Vietnam war die spontane Einladung zu einer Hochzeit. Die Gocherin (rechts) durfte als Brautjungfer im traditionellen vietnamesischen Gewand "Ao dai" dabei sein.

Foto: Jana Martens

Es war der erste Geburtstag, den Jana Martens nicht zu Hause gefeiert hat, sondern 9785 Kilometer Luftlinie entfernt. Ihren 23. Geburtstag verbrachte die Gocherin in Vietnam. Für ein halbes Jahr hat sie beim Deutschen Akademischen Austauschdienst gearbeitet und jede Menge erlebt.

Zunächst stand sie erst einmal am Flughafen im fremden Land und kam nicht weiter, weil ein Stempel auf dem Visum fehlte. Als das Problem gelöst war, ging es mit dem Taxi Richtung Distrikt 2. Ho-Chi-Minh-Stadt, die zweitgrößte Stadt Vietnams, ist in Distrikte aufgeteilt, erklärt die Gocherin.

 Mit neugewonnen Freunden feierte Jana ihren 23. Geburtstag. Von der Rooftop-Bar aus hatten die Feiernden einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt.

Mit neugewonnen Freunden feierte Jana ihren 23. Geburtstag. Von der Rooftop-Bar aus hatten die Feiernden einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt.

Foto: Jana Martens

Südostasien war ihr nicht neu. Nach einer Backpacker-Tour durch Neuseeland war sie auch noch in Kambodscha gewesen. "Ich dachte, weil ich in Kambodscha war, würde ich das, was mich erwartet, kennen. Aber Vietnam war noch einmal eine ganz andere Nummer", sagt die 23-Jährige. Ho-Chi-Minh-Stadt sei einfach riesengroß. "Da findest Du keinen Vergleich", versucht sie die ersten Eindrücke zu schildern. "Vielleicht ein bisschen wie Frankfurt, mit der Mischung aus alten Gebäuden und vielen Hochhäusern. Es wird sehr viel gebaut und es ist unglaublich laut" - eine pulsierende Sechs-Millionen-Stadt erlebte.

Eine der größten Herausforderungen war das Überleben im Straßenverkehr. "Man sollte niemals auf der Straße stehenbleiben ", mahnt Jana Martens. Gut, das sollte man in Goch auch nicht, aber der Großstadtverkehr ist schon eine andere Hausnummer. "Sehr viele Motorräder", beschreibt die Studentin. Die dominierten das ganze Straßenbild. Statt Autowerbung werde das neueste Motorrad angepriesen.

 So schön sahen die Strände nicht überall aus. An einem Strand organisierte die Studentin eine Müllsammelaktion.

So schön sahen die Strände nicht überall aus. An einem Strand organisierte die Studentin eine Müllsammelaktion.

Foto: Jana Martens

Sie selbst ist allerdings Bus gefahren. Ein eklatanter Unterschied zum deutschen System: "Die Busse halten nicht so direkt, da muss man draufspringen." Das habe direkt beim ersten Mal ganz gut geklappt. Beim Aussteigen, da müsse man auch schnell sein. Alternativ könne man sich auch über eine App bei Uber oder anderen Mitfahrzentralen einen Fahrer suchen.

Komplizierter gestaltete sich da schon die Sache mit der Sprache. Jana Martens hat einen Sprachkursus besucht. Bis zur richtigen Konversation sei sie allerdings nicht gekommen. "Kompliziert" beschreibt die Gocherin ihren Eindruck vom Vietnamesischen. "Es gibt sechs verschiedene Töne, wenn man den falschen Ton trifft, bedeutet es etwas ganz anderes", sagt Jana Martens. "Es ist superschwierig."

 Viel Spaß bei der Arbeit und viele nette Kollegen hatte Jana Martens in ihrem halben Jahr in Vietnam.

Viel Spaß bei der Arbeit und viele nette Kollegen hatte Jana Martens in ihrem halben Jahr in Vietnam.

Foto: Jana Martens

Allerdings habe sie sich während ihres Aufenthalts in Vietnam "in der deutschen Blase" befunden. Als Mitarbeiterin beim Deutschen Akademischen Austauschdienst war sie an Schulen, in denen Deutsch unterrichtet wurde, und auch die Mitarbeiter sprachen: Deutsch. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, einen deutschsprachigen Gesangswettbewerb für Vietnamesen, die Deutsch lernen, auf die Beine zu stellen.

Dabei ging es nicht nur um den Spaß am Singen. Ziel sei es vor allem gewesen, Lust aufs Lernen der Sprache zu machen und andere Deutschsprechende kennenzulernen, erklärt die ambitionierte Studentin. Den Wettbewerb stellte sie unter das Motto "Eine musikalische Zeitreise", los ging es mit "Ich will keine Schokolade" von Trude Herr. Es gab zwei Runden. Nach der jeweiligen Vorstellung der Lieder gab es den direkten Vergleich der Teilnehmer beim Lied "Auf uns" von Andreas Bourani.

Der Gesangswettbewerb war aber nicht alles. Bei einem Sommercamp mit Kindern sammelte Jana Martens Plastikmüll ein. "Ein wunderschöner, paradiesischer Strand", sagt Jana Martens über den Strand bei Nha Trang. "Aber alles war voll mit Plastikflaschen, -tüten. Es war nur ein kleines Stück Strand, aber das hat auch globale Auswirkungen", ist die 23-Jährige überzeugt. Selbst in Vietnam hatte sie deswegen Stoffbeutel dabei, um der Plastikflut etwas entgegenzusetzen.

Beim Thema Streetfood war es ganz praktisch, dass sie übers Couchsurfing eine vietnamesische Freundin kennengelernt hatte. "Was ich probiert hatte, war lecker", sagt Jana Martens über die Auswahl an Gerichten. "Ich bin keine Vegetarierin oder Veganerin, deswegen war es einfach. Es gab viel vom Grill, viel Reis." In Reispapier kam immer etwas Schmackhaftes rein - und, okay, es wurde auch eine Schüssel mit flüssigem Reis und ganzem Huhn (mit Kopf) angeboten. "Das Wichtigste ist, dass man offen an die Sache rangeht", rät sie jedem, der nach Südostasien aufbricht. "Es ist eine andere Kultur, zum Beispiel gibt es Suppe zum Frühstück." Und Orangen sind dort nicht orange, sondern grün. "Die werden dort höchstens gelb", sagt sie lachend.

Auch das Schönheitsideal ist ein anderes. Sie sei für ihre helle Haut bewundert worden. "Es gibt dort Hautcreme mit Bleichmittel im Supermarkt", sagt die Studentin. "So wie es bei uns Selbstbräuner gibt."

Mit den Menschen in Kontakt zu kommen sei schwieriger gewesen als zum Beispiel in Australien oder Neuseeland. Da sei zum einen die Sprachbarriere. Andererseits ist sie von ihrer vietnamesischen Couchsurfing-Bekanntschaft spontan zur Hochzeit mitgenommen worden. "Ich weiß nicht, wie viele deutsche Familien das machen würden", sagt Jana Martens. Man kommuniziere auf einem anderen Level, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht. Und das klappte ziemlich gut.

Mit vielen tollen Erinnerungen und Fotos ging's zurück nach Deutschland.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort