Geldern Auch an den Schulen wird gewählt

Geldern · Schulen in ganz Deutschland veranstalten in der Woche vor der Bundestagswahl die "Juniorwahl". Auch mehrere Gelderner Einrichtungen nehmen daran teil. Was dabei herauskommt, bleibt bis zur "echten" Stimmabgabe geheim.

 Der Wahlvorstand des Friedrich-Spee-Gymnasiums: Maximilian Pankatz, Lisanne Jacobs, Mert Emel, Tim Blauberger, Chantal Groß, Marta Germes, Jutta Simons, Johanna Bosch und Henning Letzner (von links) haben Zeit und Mühe investiert, damit ihre Mitschüler die Stimme stilecht abgeben können.

Der Wahlvorstand des Friedrich-Spee-Gymnasiums: Maximilian Pankatz, Lisanne Jacobs, Mert Emel, Tim Blauberger, Chantal Groß, Marta Germes, Jutta Simons, Johanna Bosch und Henning Letzner (von links) haben Zeit und Mühe investiert, damit ihre Mitschüler die Stimme stilecht abgeben können.

Foto: Gerhard Seybert

Knapp 300 wahlberechtigte Schüler aus den Jahrgangsstufen zehn, elf und zwölf können am Gelderner Friedrich-Spee-Gymnasium von heute an bis Freitag, 22. September, in den Mittagspausen ihre Stimme abgeben. An allen Schulen, die an dem Projekt teilnehmen, läuft die Bundestagsjuniorwahl.

Vor der "normalen" Bundestagswahl am Sonntag, 24. September, wird dabei in vorher angemeldeten Schulen ein Wahlgang simuliert. In Geldern zum Beispiel machen neben den Gymnasien Friedrich-Spee (FSG) und Lise-Meitner (LMG) auch das Berufskolleg und die Gelderland-Schule des Kreises Kleve mit. Die Schüler besprechen im Unterricht Demokratietheorien und den Wahlakt im Detail.

Die Juniorwahl legt besonderen Wert auf Authentizität. So werden an die Schüler Wahlbenachrichtigungen herausgegeben, und in der Wahlkabine erwarten sie dann echte Stimmzettel.

Die Schüler am Friedrich-Spee-Gymnasium freuen sich auf das Erlebnis, so zum Beispiel der 16-Jährige Ludger Marten: "Ich finde es gut, dass unsere Schule an der Juniorwahl teilnimmt. So haben wir die Möglichkeit, uns in politischer Mitbestimmung zu üben", sagt er.

Der ebenfalls 16-Jährige Steffen Küsters ist zwar auch auf die Wahl gespannt. Er hat aber auch Sorge, dass die Schüler die Aktion nicht ernst genug nehmen, da es ja "nur" eine Simulation ist. Obwohl die Schüler sich rund um die Wahl auch im Unterricht mit dem demokratischen System befassen. Ein Sozialwissenschaften-Kurs hat zum Beispiel einen kleinen Comic erstellt, der die Bedeutung von Erst- und Zweitstimme erklärt.

Das Friedrich-Spee-Gymnasium hat schon bei der Landtagswahl eine Juniorwahl veranstaltet. Die Lehrer Dennis Richter und Stefan van Wickern entschieden sich nach der positiven Resonanz, das FSG auch für die Simulation zur Bundestagswahl anzumelden.

Am FSG ist man gut vorbereitet. Der neunköpfige Wahlvorstand, bestehend aus engagierten Oberstufenschülern, hat an alle Wahlberechtigten die Benachrichtigungen verschickt, und die Wahlkabinen stehen. Die Arbeit ist getan. "Es ist viel Verwaltungsaufwand, den man aber gerne in Kauf nimmt", sagt Lehrer Richter. Auch wenn einige Tage vor der Bundestagswahl bei der Juniorwahl gewählt wird, bleibt das Ergebnis bis zu den ersten Prognosen streng geheim. Erst einige Stunden vor den ersten Hochrechnungen werden die Wahlergebnisse nach Berlin gesandt, um später auf der Juniorwahl-Homepage hochgeladen zu werden.

Die ursprüngliche Idee zu einer Juniorwahl kam dem Politikwissenschaftler Jürgen Falter während einer Gastprofessur in Amerika. Dort wurde im ganzen Land eine von Schülern durchgeführte Wahl abgehalten. Daraufhin wurde 1999 erstmalig mit Hilfe des Vereins Kumulus an drei Schulen in Berlin eine solche Juniorwahl durchgeführt. Zehn Jahre später, 2009, machten 1043 Schulen in ganz Deutschland mit. Zur Bundestagswahl 2017 hat man mit 3478 teilnehmenden Schulen, mit circa einer Millionen Jugendlichen, einen neuen Rekord erreicht.

Das Ziel des Vereins Kumulus ist es, bis zum Jahr 2022 allen weiterführenden Schulen eine Teilnahme an der Juniorwahl zu ermöglichen.

(RP)
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