Geldern Aufregung um vermeintlich einbetonierte Bäume

Geldern · Fassungslosigkeit machte sich gestern breit: Der Bauhof hatte eine Reihe von Bäumen am Gelderner Markt scheinbar in Beton eingegossen. So sieht das zumindest aus. Zum Glück stimmt's aber nicht.

 Die vermeintlich in Beton eingegossenen Bäume am Markt.

Die vermeintlich in Beton eingegossenen Bäume am Markt.

Foto: zehrfeld

Die Empörung schlug gestern Wellen. Tenor: Die armen Bäume. Am Ende des Marktplatzes, etwa in Höhe des Restaurants Ratskeller und der benachbarten Eisdiele, waren mehrere davon in ihren Aussparungen im Pflaster am Mittwoch scheinbar in Beton eingegossen worden. Das graue Material härtete gestern in der Sonne nach und nach aus, wurde an den Rändern heller, wirkt massiv.

Allerdings ist das kein Beton, erklärt die Stadt Geldern: "Das ist ein reines Natursteinmaterial", so der Sprecher Herbert van Stephoudt. Es bilde im ausgetrockneten Zustand eine harte, ebene Fläche. Es bleibe dabei aber sowohl wasserdurchlässig als auch - für die Pflanzen wichtig - luftdurchlässig.

Durch die Festigkeit soll es das Wachstum der Baumwurzeln in Richtung Oberfläche eindämmen, ohne die Pflanze ansonsten zu beeinträchtigen. "Es schadet den Bäumen nicht", betont van Stephoudt. "Es hat nur den Nachteil, dass es aussieht wie Beton, so dass die Leute jetzt meinen, wir betonieren die Bäume ein."

Früher steckten die betroffenen Bäume am Markt in den bekannten Baumscheiben aus Metall. Damit gab es aber Probleme. "Speziell Akazien haben die Eigenschaft, im Laufe der Zeit mit ihren Wurzeln nach oben zu drücken", erläutert Sprecher van Stephoudt. Die Metallgitter wurden in die Luft gehebelt, es entstanden Stolperfallen. Auch für das ansässige Restaurant und die Eisdiele sei das lästig gewesen.

In der Vergangenheit hatte die Stadt die Metall-Scheiben an solchen Problemstellen entfernt und die Baum-Beete mit Kies gefüllt. Das hielt aber niemals lange: "Der trägt sich ab", so van Stephoudt. Die Gesteinssubstanz soll haltbarer sein. Sie sei auch für die Außengastronomie geeignet, die ansässigen Betriebe seien informiert.

Ob es mit dem Eindämmen des Wurzelwachstums klappt - immerhin arbeiten sich Bäume nach und nach auch durch Asphalt, Pflaster und Mauerwände - bleibt abzuwarten. Es sei halt ein Versuch, teilt die Stadt mit.

Der eine oder andere Gartenfreund könnte das graue Material auch schon anderswo gesichtet haben. So sei es unter anderem bei Baum-Beeten auf der Floriade zum Einsatz gekommen, und ebenso im großen Stil bei der Landesgartenschau in Papenburg.

Vor allem aber habe der Bauhof es bereits an anderen Stellen in der Gelderner Innenstadt angewendet, heißt es. Und das ohne öffentliche Resonanz: "Da ist es wohl niemandem aufgefallen", vermutet Herbert van Stephoudt.

(RP)
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