Issum Aus Weggeworfenem schöne Kunst gemacht

Issum · Das His-Törchen in Issum zeigt "Holz-Inspirationen" von Karl Klaumann. Der 85-jährige Schreiner verbringt immer noch viel Zeit in seiner Werkstatt. Seine Werke sind bis zum 16. Oktober zu sehen.

 Der Frauenkopf ist eine der Holzarbeiten von Karl Klaumann, die im His-Törchen zu sehen sind.

Der Frauenkopf ist eine der Holzarbeiten von Karl Klaumann, die im His-Törchen zu sehen sind.

Foto: Gerhard Seybert

"Ich bin Handwerker, kein Künstler", betonte Karl Klaumann bei der Eröffnung seiner Ausstellung "Holz-Inspirationen" im Heimatmuseum His-Törchen immer wieder. Doch da widersprachen ihm alle Besucher, die zahlreich zur Eröffnung erschienen waren, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.

Margret Keusen, stellvertretende Bürgermeisterin von Issum, fand das passende Zitat: "Konfuzius hat einmal gesagt: Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten." Und seine Berufung hat der 85-Jährige in der Schreinerei gefunden.

Es ist die erste Ausstellung des Hartefelders. Seine Kinder, die in Issum leben, hatten mit dem Heimatmuseum Kontakt aufgenommen und die Ausstellung mit den Kunstwerken ihres Vaters vorbereitet. Auch wenn er in Hartefeld lebt, sagt Klaumann selbst, dass er halber Issumer sei: "Meine Kinder leben hier, und ich hatte viele Jahre meine Schreinerei in Issum."

Mit dem Schreinern hat der 85-Jährige auch nach seiner Pensionierung nicht aufgehört, noch heute verbringt er jede freie Minute in seiner Werkstatt. Das Besondere an Klaumanns Arbeiten: Er verwendet Material, das andere in den Abfall werfen würden. Ausgegrabene Wurzeln werden zu filigranen Schalen, gestutzte Äste zu kunstvollen Figuren. Wie seine Arbeiten entstehen, erklärt Klaumann an seiner liebsten Figur, vier tanzenden Menschen, die sich die Hände reichen: "Ich habe in meinem Garten einen Korkenzieherbaum, von dem ich die Äste immer weggeschmissen habe, bis ich mir eines Tages dachte, dass sich damit doch noch etwas anderes machen lässt. Ich habe mit den beiden tanzenden Mädchen angefangen, aber die passten nicht aneinander, also musste noch eine dritte Figur dazu: der seriöse Mann, der solidarisch dazukommt. Aber auch das passte noch nicht. Es musste eine vierte Figur hinzukommen. Die stellt Not und Elend dar, die der Freude so nah stehen. So ist die Konstellation in einem Prozess entstanden."

Dabei inspirieren ihn vor allem die von der Natur vorgegebenen Verformungen: "Bei meinen Figuren von Don Quichote und Sancho Pansa haben die Äste gerufen: Hol mich hier raus." Eine besondere Erfindung von Klaumann sind riesige Vasen, die man aus einem einzigen Stück Holz nicht anfertigen könnte und in mühsamer Kleinstarbeit Stück für Stück von ihm zusammengesetzt werden.

Die ersten Besucher waren ausnahmslos begeistert. Vor allem einem Nachbarn von Klaumann hatte es die Ausstellung angetan. Er war nur zufällig bei der Vernissage, ohne zu wissen, dass sich dahinter sein Nachbar versteckte: "So etwas habe ich noch nie gesehen. Hier sind so viele verschiedene Richtungen vereint: Von naiver über klassische bis zu abstrakter Kunst ist alles zu finden." Neben Holz verwendet Klaumann auch Gips, Leder, Metall und Glas.

Über die Ausstellung war der Schreiner selbst ganz überrascht, denn auch er sah sie jetzt zum ersten Mal, da seine Kinder sie vorbereitet hatten: "Ich bin überwältigt von der Masse, viele Arbeiten habe ich verschenkt und schon vergessen."

Bis zum 16. Oktober sind die "Holz-Inspirationen" von Karl Klaumann im His-Törchen, Herrlichkeit 7, zu sehen. Der Eintritt ist frei, geöffnet hat das Issumer Heimatmuseum Dienstag bis Donnerstag von 8.30 bis 12.30 Uhr und 14 bis 15.30 Uhr, Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr und Sonntag von 11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr.

(julat)
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